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US-Senator warnt vor „katastrophaler“ Ukraine-Entscheidung - „Hitler endete mit 55 Millionen Toten“

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Von: Patrick Mayer

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Ein US-Senator rechtfertigt neue Milliarden-Zahlungen der Vereinigten Staaten an die Ukraine, indem er die Kämpfe gegen Russland im Donbass mit dem Ersten Weltkrieg vergleicht. Und er erinnert an Adolf Hitler.

München/Bachmut/Washington - Bei Twitter kursiert unter den Hashtags #bachmut und #bakhmut ein Foto, das ein Feld bei der gleichnamigen Stadt zeigen soll, welches von Leichen russischer Soldaten übersät ist. Unabhängig verifizieren lässt sich die Aufnahme im Wirrwarr des Ukraine-Kriegs nicht.

Ukraine-Krieg: Waffen und Geld - US-Senator trifft sich mit Wolodymyr Selenskyj in Kiew

Stattdessen berichteten am Sonntag (8. Januar) sowohl die stellvertretende Verteidigungsministerin als auch Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass die ukrainische Armee große Mühe habe, russische Angriffe am Verteidigungswall im Donbass abzuwehren. Am Montag berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti ferner, dass sich das ukrainische Militär angeblich aus dem benachbarten Soledar zurückziehe.

Hingegen spricht der bekannte russische Militärblogger Igor Girkin von einer „strategischen Niederlage“ der russischen Truppen in Bachmut. Beide Versionen verdeutlichen: Just dort gehen die Kämpfe Anfang 2023 in eine vorläufig entscheidende Phase, während in den USA - dem Hauptgeldgeber der Ukraine - zwischen Republikanern und Demokraten um Hilfen für Kiew gerungen wird.

Der parteilose US-Senator Angus King war am Freitag (6. Januar) nun in der ukrainischen Hauptstadt, wo sich der 78-Jährige mit Präsident Wolodymyr Selenskyj traf. King ist im amerikanischen Kongress Mitglied im Ausschuss für die amerikanischen Streitkräfte. Nach seiner Rückkehr warb der Politiker in der Sendung „Face the Nation“ des TV-Senders CBS vehement für ungebrochene militärische und damit finanzielle Unterstützung der Ukraine. Obwohl einzelne Republikaner in beiden Parlamentskammern von Washington dagegen sind. Er tat dies auch mit einem Vergleich zu Adolf Hitler und dem „Münchner Abkommen“ von 1938.

Ukraine-Krieg: In den USA streiten Demokraten und Republikaner über Militärhilfen für Kiew

King war zusammen mit Senator Jack Reed in der Ukraine, auch, um laut Nachrichtenportal The Hill eine „Rechenschaftspflicht“ für die US-Finanzierungen zu übernehmen. Er nannte die Art der Kämpfe in der Ostukraine bei CBS anschließend „Grabenkämpfe. Ich meine, sie werden nur verprügelt“, meinte er über russische Verluste im Donbass: „Es ist fast der Erste Weltkrieg. Es ist schrecklich.“

Der Majdan (Unabhängigkeitsplatz in Kiew): Verwandte, Freunde und Soldaten nehmen Abschied von Offizier Oleg Yurchenko, der nach ukrainischen Angaben nahe Bachmut getötet wurde.
Der Majdan (Unabhängigkeitsplatz in Kiew): Verwandte, Freunde und Soldaten nehmen Abschied von Offizier Oleg Yurchenko, der nach ukrainischen Angaben nahe Bachmut getötet wurde. © IMAGO/Maxym Marusenko

Zur Einordnung: Im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918) hatten sich in Frankreich - etwa bei Verdun - die französische Armee sowie die British Army auf der einen Seite und die Truppen der Achsenmächte Deutschland sowie Österreich-Ungarn auf der anderen Seite in einem Stellungskrieg regelrecht eingegraben. Beide Gegner kamen kaum voran, hatten aber hohe Verluste. Wie nun auch in Bachmut.

Ukraine-Krieg: Deutschland und Frankreich liefern Kiew Panzer - nach Absprache mit USA

King verwies deshalb auf die - seiner Meinung nach - Notwendigkeit, weitere schwere Waffen zu liefern. Neben gepanzerten Mannschaftstransportern aus den USA nannte er in der Sendung „Panzer aus Frankreich und eine Patriot-Batterie aus Deutschland“. Die Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hatte Kiew zuletzt in Absprache mit Washington ein Patriot-Flugabwehrsystem zugesagt, mit dem eine ganze Großstadt vor Raketenangriffen geschützt werden kann. Zudem liefert Deutschland 40 Schützenpanzer „Marder“. Frankreich stellt Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC bereit.

Es ist, als ob unsere Ostküste von Maine bis Florida und dann westlich bis Houston und Texas, von einer fremden Macht besetzt würde.

US-Senator Angus King über die russische Invasion in der Ukraine

King sagte, solche Fahrzeuge würden den Ukrainern helfen, eine „Kampfchance“ zu haben, den Krieg zu gewinnen. „Und um es für die Amerikaner ins rechte Licht zu rücken: Es ist, als ob unsere Ostküste von Maine bis Florida und dann westlich bis Houston, Texas, von einer fremden Macht besetzt würde“, erklärte er: „Der gesamte östliche Rand der Ukraine ist besetzt. Und dort wird dieser Kampf stattfinden.“

Für Kampf gegen russische Armee: US-Regierung stellt Ukraine militärisches Hilfspaket bereit

Die US-Regierung hatte am Freitag ein weiteres militärisches Hilfspaket in Höhe von 3,75 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 3,49 Milliarden Euro) angekündigt, um die Lieferung von Artilleriesystemen, Boden-Luft-Raketen und Munition zu finanzieren. Im Interview mit CBS warnte King wegen der Kritik einzelner Republikaner vor einer möglicherweise „katastrophalen“ Entscheidung der USA für die Ukraine, sollten keine weiteren Hilfen fließen.

Ende September 1938: Neville Chamberlain (li.), damaliger Premier Großbritanniens, und Adolf Hitler (re.), Reichskanzler und Diktator Nazi-Deutschlands, unterzeichnen das „Münchner Abkommen.“
Ende September 1938: Neville Chamberlain (li.), damaliger Premier Großbritanniens, und Adolf Hitler (re.), Reichskanzler und Diktator Nazi-Deutschlands, unterzeichnen das „Münchner Abkommen.“ © IMAGO / UIG

„Ich kann diesen Stimmen nur raten, ein wenig in der Geschichte zu lesen. Googelt Sudetenland 1938 oder Rheinland 1936. Das war, als Hitler hätte gestoppt werden können. Weil er nicht gestoppt wurde, endete das mit 55 Millionen Toten weltweit“, sagte er. Ein Rückblick: Im September 1938 hatten Großbritannien und Frankreich dem deutschen Diktator Adolf Hitler die Abtretung des deutschsprachigen Teils des Sudetenlands der Tschechoslowakei zugesichert - über die Köpfe der Tschechen und Slowaken hinweg. Kurz darauf ließ Hitler das gesamte Land durch die Wehrmacht besetzen.

Ukraine-Krieg: US-Senator vergleicht Donbass 2023 mit Sudetenland 1938

Eine Parallele der Geschichte, sollten die USA Kiew zum Verzicht auf den Donbass raten? Mit Blick auf Moskau-Machthaber Wladimir Putin, der den Krieg begonnen hatte, meinte der US-Senator mahnend: „Er will nicht nur die Ukraine übernehmen, er will die Sowjetunion wieder aufbauen.“ Der Donbass sei „ein Ort, wo er (Wladimir Putin, d. Red.) gestoppt werden kann. Die Ukrainer kämpfen für uns, für unsere Werte. Die Hilfe, die wir ihnen bieten, ist nicht karitativ (wohltätig, d. Red.). Es ist Eigeninteresse.“ (pm)

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