Was über die Gräueltaten in Butscha bekannt ist
Die grausamen Bilder aus dem Vorort von Kiew bewegten die Welt. Dann kamen noch Satellitenbilder hinzu - und die EU-Staaten reagierten. Ein kurzer Abriss über die Toten von Butscha.
Kiew - Die grauenvollen Bilder gingen am 3. April um die Welt: Butscha, ein Vorort nur 50 Kilometer von Kiew entfernt, war nach dem Abzug der russischen Truppen völlig verwüstet. Er wurde in den ersten Kriegstagen von ihnen erobert und einen Monat lang kontrolliert.
Anschließend meldeten ukrainische Einheiten, dass sie nach der Rückeroberung zahlreiche getötete Zivilisten in den Straßen vorfanden. In einer einzigen Straße der Stadt hatten AFP-Reporter 22 Tote in ziviler Kleidung gesehen. Bei einer männlichen Leiche waren die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden.
Verbrechen von Butscha: Putin-Sprecher spricht von angeblichen „Fake News“ im Ukraine-Krieg
Am 4. April wurden laut Generalstaatsanwaltschaft im Untergeschoss eines Kindersanatoriums von Butscha die Leichen von fünf Männern gefunden. Laut dem Bürgermeister von Butscha wurden 280 Menschen von Ukrainern in Massengräbern bestattet - und die Zahl der Toten steige.
Moskau wurde der Gräueltaten verdächtigt, wies die Schuld aber umgehend von sich. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am selben Tag, russische Verteidigungsexperten hätten in den von den ukrainischen Behörden verbreiteten Videos „Zeichen von Fake-Video und andere Fälschungen“ gefunden. Satellitenbilder von Butscha schienen indes die Angaben der Ukraine zu bestätigen.
Ukraine-Krieg: Baerbock erwägt nach Butscha-Massaker weitere Waffenlieferungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte am 6. April wegen des Butscha-Massakers eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Einen Tag zuvor hatte die EU-Kommission unter anderem ein Importverbot für Kohle aus Russland, eine Hafensperre für russische Schiffe sowie weitere Handelsbeschränkungen vorgeschlagen.
Die US-Regierung unter Joe Biden kündigten als Reaktion auf Butscha zusätzliche Militärhilfen für die Ukraine in Höhe von bis zu 100 Millionen Dollar (92 Millionen Euro) an. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) signalisierte die grundsätzliche Bereitschaft zu weiteren Waffenlieferungen an das Land.
Kriegsverbrechen in Butscha: Selenskyj wendet sich direkt an Merkel

Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte in dem Zusammenhang in einer schriftlichen Stellungnahme ihre Entscheidung im Jahr 2008, den Wunsch der Ukraine nach Aufnahme in die Nato zurückzuweisen.
Selenskyj hatte Merkel zuvor zu einer Reise nach Butscha aufgefordert. In dem Kiewer Vorort könne sich Merkel - ebenso wie Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy - ein Bild ihrer gescheiterten Politik in Bezug auf Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin machen, meinte er. (frs mit Material von AFP und dpa)