Panzer-Lieferungen an die Ukraine: Scholz‘ Griechenland-Plan erntet heftige Kritik aus Athen
Seit Monaten zögert Deutschland mit der Lieferung von Panzern an die Ukraine. Mit Hilfe von Griechenland sollen die Waffen nun ins Kriegsgebiet gehen - doch in Athen ist nicht jeder begeistert.
Athen - Seit mehr als drei Monaten tobt nun schon der Krieg in der Ukraine. Ungefähr genauso lange diskutiert ganz Deutschland über die mögliche Lieferung von schweren Waffen in das Kriegsgebiet. Bundeskanzler Olaf Scholz sträubt sich schon länger gegen die geforderten Panzer-Lieferungen, während der innere aber auch äußere Druck auf die Ampel-Koalition weiter wächst. Mithilfe der griechischen Regierung sollen demnächst doch veraltete Panzer in die Ukraine gebracht werden. Der angestrebte Ringtausch erntet allerdings viel Kritik - allem voran aus Athen selbst.
Krieg in der Ukraine: Heftige Kritik für Scholz‘ Griechenland-Plan
„Es ist ein Zirkus. Eine Verhöhnung sowohl der Ukraine als auch Griechenlands. Es gibt einfach keinen Grund für dieses Vorgehen“, hatte bereits vor Pfingsten ein ehemaliger Verteidigungsministerium Griechenlands in der Bild-Zeitung deutlich gemacht. Der von Scholz eingefädelte Tausch sieht vor, dass Athen alte deutsche Marder-Schützenpanzer erhält, während die in Griechenland stationierten BMP-1-Fahrzeuge aus DDR-Beständen an die Ukraine gehen sollen. In Griechenland stößt dieser Plan auf wachsende Skepsis, schließlich sei es viel einfacher, die Marder-Panzer direkt ins Kriegsgebiet zu liefern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bemüht sich seit Kriegsbeginn erfolglos um die Lieferung deutscher Kampfpanzer. Die Rückmeldungen aus Berlin haben zumeist den selben Tenor: Das neue deutsche Material lasse sich nicht ohne umfassende Ausbildung bedienen, mit alten sowjetischen Panzern könnten die Ukrainer einfacher umgehen. Daher versucht die Bundesregierung nun durch vielfältige Tauschaktionen in Europa und der Nato zumindest die alten Geräte in die Ukraine zu schicken. Neben Griechenland sollten auch die Tschechische Republik und Polen als Ausgleich für die Abgabe von Kriegsmaterial neue deutsche Panzer erhalten.
Krieg in der Ukraine: Griechenland soll Panzer liefern - dauert Vorhaben zu lange?
„Das kann mindestens zwei Monate dauern, bis der erste Panzer aus Deutschland bei uns auf den Inseln ist, wo wir die DDR-Panzer im Einsatz haben“, lautet die Meinung eines hochrangigen Ministeriums-Vertreters in Athen zum Tauschgeschäft - zumindest, wenn man einem Bericht der Bild-Zeitung glaubt. Nach einer Prüfung durch ein griechisches Komitee in Deutschland müssten die Panzer erst vorbereitet, umgerüstet, geliefert, und in die Farben des griechischen Militärs umlackiert werden, bevor die alten DDR-Geräte an die Ukraine gehen könnten.
„Wann bitte soll die Ukraine denn die Panzer aus dem Ringtausch bekommen – wenn der Krieg vorüber ist“, fragt der ranghohe Beamte in dem entsprechenden Bericht der Bild. „Wir geben der Ukraine alte Panzer mitsamt Munition und wir bekommen welche, die etwas weniger alt sind ohne Munition“, kritisiert der ehemalige griechische Verteidigungsminister deutlich und äußert gleichzeitig einen schlimmen Verdacht: „Olaf Scholz will der Ukraine nicht direkt helfen, will es aber nicht offen zugeben.“
Krieg in der Ukraine: Liefert Spanien deutsche Panzer ins Kriegsgebiet?
Am vergangenen Montag (6. Juni) hatte die spanische Zeitung El País berichtet, dass auch das südeuropäische Land vorhabe, deutsche Leopard-2-Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken. Allerdings gaben mehrere deutsche Medien zu bedenken, dass eine geplante Auslieferung wohl kaum ohne Zustimmung von Bundeskanzler Scholz über die Bühne gehen könnte.
Wirtschaftsminister Habeck hatte derweil bereits angedeutet, dass er sich eine spanische Panzer-Lieferung an die Ukraine durchaus vorstellen könne. (to)