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Frühjahrsoffensive der Ukraine: Geheimdienstler denkt laut über Ziele in Russland nach

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Von: Marcus Giebel

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Mehrere Menschen vor einem Feuerball
Flammeninferno: Wie hier im von Russland annektierten Oblast Donezk könnte die Ukraine auch Ziele auf dem Staatsgebiet des Aggressors angreifen. (Szene aus dem Oktober 2022) © IMAGO / ITAR-TASS

Russlands Truppen bombardieren seit einem Jahr ukrainisches Staatsgebiet. Im Zuge der geplanten Offensive könnten auch die Verteidiger Ziele auf fremdem Territorium angreifen.

München – Im Ukraine-Krieg werden immer mehr auch Drohungen als Waffe eingesetzt. Wladimir Putin und seine Getreuen lassen kaum eine Gelegenheit aus, um mit einem Nuklearangriff zu kokettieren und auch die Nato ins Visier zu nehmen. Aus der Ukraine sind nun ebenfalls Töne zu vernehmen, die die Gegenseite zumindest ins Grübeln bringen werden.

Laut Berliner Morgenpost kündigt Vadym Skibitsky, Vize-Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, eine Gegenoffensive im Frühjahr an, die auch Angriffe auf russisches Staatsgebiet beinhalten könnte. Dies galt auch unter den Verbündeten als rote Linie, offiziell sollten die gelieferten Waffen ausschließlich zur Rückeroberung des von Russland besetzten Staatsgebiets der Ukraine genutzt werden.

Ukraine plant Gegenoffensive: „Auch Waffendepots oder Militärgerät auf russischem Territorium zerstören“

„Es ist möglich, dass wir auch Waffendepots oder Militärgerät auf russischem Territorium zerstören, etwa rund um die Stadt Belgorod“, wird Skibitsky zitiert: „Von dort werden die Angriffe auf die Ukraine gestartet.“ Eines der Ziele sei es, zu „versuchen, einen Keil in die russische Front im Süden zu treiben – zwischen der Krim und dem russischen Festland“.

Auch die 2014 von Putin annektierte Halbinsel im Schwarzen Meer soll dem Geheimdienstler zufolge zurückerobert werden: „Wir hören erst dann auf, wenn wir unser Land in den Grenzen von 1991 zurückhaben. Das ist unsere Botschaft an Russland und an die internationale Gemeinschaft.“

Ähnlich hatte sich auch Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits geäußert. Zuletzt sagte das Staatsoberhaupt: „Wir werden die ukrainische Flagge in jeden Winkel der Ukraine zurückbringen.“ Erst mit der Rückeroberung der Krim sei der Frieden wiederhergestellt.

Video: Russland verhandelt offenbar ohne Putin mit der Ukraine

Ukraine will nicht mit Putin verhandeln: „Minsker Abkommen sind Geschichte“

Skibitsky macht derweil wenig Hoffnung auf eine baldige Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Die Minsker Abkommen sind Geschichte – wir werden diesen Fehler nicht wiederholen“, betonte der HUR-Vize laut Berliner Morgenpost: „Jede Verhandlung in diesen Zeiten gibt Putin eine Atempause, um seine Truppen für einen neuen Angriff zu formieren.“

Als Trumpf für die Ukraine sieht Skibitsky, dass Russland mit der Produktion von Munition, Artillerie und neuen Waffen nicht nachkomme. Moskau verhandele „seit langer Zeit mit vielen Ländern über Waffenlieferungen: mit China, Iran, Nordkorea oder mit ehemaligen Sowjetrepubliken. Mit dem Iran verhandelt Russland über die Lieferung von Mittelstreckenraketen.“

Die Ukraine selbst hoffe darauf, von den westlichen Verbündeten mit Kampfjets ausgestattet zu werden. Laut Skibitsky werde darüber bereits „im Ramstein-Format“ gesprochen. „Russland hat heute auf der Krim und nahe der Grenze zur Ukraine 430 Kampfflugzeuge und 370 Helikopter stationiert. Um diese auszuschalten, brauchen wir Kampfflugzeuge“, wird der Geheimdienstler konkret.

Vadym Skibitsky vor einer europäischen Flagge
Konkrete Ansagen zum Ukraine-Krieg: Kiews Vize-Geheimdienstchef Vadym Skibitsky spricht über die geplante Gegenoffensive und die russischen Truppen. (Archivbild) © IMAGO / ZUMA Press

Ukraine im Krieg mit Russland: „Weitere große Mobilisierungswelle“ möglich

Auch mit weiteren Zahlen zu den Kreml-Truppen hält er nicht hinter dem Berg. So seien im September 2022 in Russland 315.000 Reservisten mobilisiert worden. Im Falle weiterer großer Verluste erwartet Skibitsky „eine weitere große Mobilisierungswelle“. Monat für Monat vergrößere Moskau die Zahl der eigenen Truppen in der Ukraine.

Seinen Informationen zufolge seien derzeit 512.000 russische Soldaten am Ukraine-Krieg beteiligt, „rund 370.000 Soldaten der russischen Landstreitkräfte“ befänden sich in der Ukraine. Auch die Zahl der Verluste ist demnach sechsstellig: „Mehr als 143.000 russische Soldaten wurden getötet oder verwundet.“

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Angaben muss beiden Seiten bewusst sein, dass die drohende Eskalation der seit rund einem Jahr anhaltenden Kämpfe viele weitere Opfer fordern wird. Doch von einer anderen als der militärischen Lösung scheinen beide Parteien immer mehr Abstand zu nehmen. (mg)

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