1. Startseite
  2. Politik

Ukraine-Krieg: Militärexperte erwartet russische Offensive auf Kiew - weil bald neue Kräfte eingezogen werden

Erstellt:

Von: Jonas Raab

Kommentare

Russlands Präsident Wladimir Putin Ende Februar am „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“.
Russlands Präsident Wladimir Putin Ende Februar am „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“. Bekommt der Machthaber bald eine Vielzahl an neuen Soldaten? © ITAR-TASS/imago

Im April kommt es laut einem Militärexperten zum großen Showdown im Ukraine-Krieg. Seine Kollegen sind jedoch skeptisch.

Kiew/Moskau - Es ist schon fast einen Monat her, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin seine Soldaten auf „Friedensmission“, die nichts anderes als ein Angriffskrieg ist, in die Ukraine geschickt hat. Seitdem kommen die russischen Truppen weit weniger schnell voran, als man sich das im Kreml erhofft. Kiew spricht von 15.000 toten Russland-Soldaten im eskalierten Ukraine-Konflikt. Wie hoch die Zahl wirklich ist, lässt sich momentan nicht verifizieren. Ein Experte warnt nun vor einer massiven Angriffswelle, die bald von Moskau aus anrollen soll.

Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations geht davon aus, dass Putin im April eine neue Offensive starten werde. „Die russische Armee ist ermattet und braucht dringend neue Kräfte“, sagte der Sicherheits- und Militärexperte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Gressel lieferte ein konkretes Datum als Grund für seine Zweite-Welle-Befürchtung.

Ukraine-Krieg: Im April könnte die russische Armee um bis zu 75.000 Soldaten anwachsen

Zweimal im Jahr werden neue Kräfte in die russische Armee eingezogen; der nächste Stichtag steht am 1. April an. Laut RND dürften dann 60.000 bis 75.000 Soldaten mit einem Vertrag ausgestattet werden und somit Putin für den Ukraine-Krieg zur Verfügung stehen. Der Hintergrund: Bei Auslandseinsätzen dürfen offiziell nur ausgebildete, unter Vertrag stehende Soldaten eingesetzt werden – wenngleich es Berichte gibt, dass bereits viele russische Wehrpflichtige zu Vertragsunterzeichnungen gezwungen wurden, obwohl sie ihre Grundausbildung noch nicht vollständig absolviert hatten.

Gressel erwartet, dass im April Tausende Wehrpflichtige überredet oder gezwungen werden, als Zeitsoldaten in den Ukraine-Krieg zu ziehen. Auch Bestechung nennt der Militärexperte als mögliches Vorgehen des Kremls. Wenn die neuen Streitkräfte bereitstünden, könne Russland Kiew im April vollständig einkesseln, warnt Gressel. Bisher sei das Putin aufgrund fehlender Soldaten nicht möglich.

Ukraine-Krieg: Russische Groß-Offensive im April? Russland-Experte widerspricht

Russland-Experte Gerhard Mangott sieht das etwas anders als Gressel. Der Politikwissenschaftler an der Universität Innsbruck hält es für fraglich, ob eine stärkere Truppenanzahl Russlands den Ukraine-Krieg wirklich derart beeinflussen würde, wie Gressel meint. Für die Kämpfe seien mehr Soldaten nicht erforderlich. Die brauche Putin erst, wenn er die Ukraine besetzen wolle, so Mangott gegenüber dem RND: „Ich erwarte eher, dass Russland deutlich mehr militärisches Gerät in diesem Konflikt einsetzen wird.“

Gressel ist sich jedoch sicher: Der Westen, der aktuell wohl neue Sanktionen gegen Russland ausarbeitet, habe jetzt noch zwei bis drei Wochen Zeit, um die Ukraine vor dem russischen Ansturm im April mit dringend benötigten Flugabwehrraketen, Panzern und anderen Waffen auszustatten. Insbesondere die Berliner Politik würde die mögliche russische April-Offensive unterschätzen, sagt Gressel dem RND.

Showdown des Ukraine-Konflikts im April: Wie groß wird Putins Kriegs-Offensive wirklich?

Roderich Kiesewetter, CDU-Mitglied des Deutschen Bundestages und und Oberst a. D. der Bundeswehr, glaubt nicht an eine russische Offensive, wie sie Militärexperte Gressel skizziert. „Es könnten vielleicht 10.000 oder 20.000 Soldaten sein, die Russland ab April zusätzlich zur Verfügung hat“, sagte Kiesewetter dem RND.

Einen durchschlagenden russischen Erfolg hält Kiesewetter trotz der der zusätzlichen Soldaten für Unwahrscheinlich, da diese nicht sonderlich motiviert sein dürften. Die heute Wehrpflichtigen Russen wüssten, dass ihren Kameraden unter dem Übungs-Vorwand in den Ukraine-Krieg geschickt wurden – und viele dort verwundet und getötet wurden. Die Neuankömmlinge im April könnten deshalb den Zusammenhalt in der russischen Armee sogar noch weiter schwächen, mutmaßt der CDU-Politiker. (jo)

Auch interessant

Kommentare