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Neue Krematorien, wachsende Friedhöfe im Ukraine-Krieg: Russlands Bestattungsindustrie boomt

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Ein Friedhof für gefallene Söldner der russischen Wagner-Gruppe wird ständig größer.
Ein Friedhof für gefallene Söldner der russischen Wagner-Gruppe wird ständig größer. © Telegram/Screenshot/@chtddd

Putins Krieg in der Ukraine führt zu hohen Todeszahlen auch auf russischer Seite. Offenbar werden neue Krematorien errichtet und Friedhöfe vergrößert.

München – Im Ukraine-Krieg kann der ukrainische Geheimdienst immer wieder Telefongespräche von russischen Soldaten abfangen, während sich einige anonyme Soldaten auch selber zu Wort melden. Oft heißt ihre Botschaft: „Wir sind nur Kanonenfutter.“ Die blutigen Gefechte im Angriffskrieg von Kreml-Chef Wladimir Putin sorgen für immense Verluste auf russischer Seite.

Ukraine-Krieg: Putins Angriff lässt Bestattungsindustrie in Russland boomen – „hohe Arbeitslast“

Einem Bericht des oppositionellen Nachrichtennetzwerks The Insider zufolge führt der Ukraine-Krieg in Russland zu einem beispiellosen Boom der Bestattungsindustrie. Dabei beruft sich das Portal auf Gespräche mit Arbeitern von Beerdigungsfirmen und Krematorien. „Die Arbeitslast ist ziemlich hoch“, wurde etwa Boris Jakuschin, der Besitzer eines Krematoriums in der drittgrößten russischen Stadt Nowosibirsk, zitiert.

Laut den Gesprächspartnern des russischen Portals melden sich nicht nur Kunden bei den Bestattungsfirmen, sondern auch Personen, die in diesem Gebiet selber Dienstleister werden wollen und die hierfür nötige Ausbildung anstreben. „Der Boom startete in der Pandemie, als die Nachfrage nach Krematorien anstieg“, erzählte Dmitri Yewsikow, ein Spezialist für Krematoriumsausrüstung, der den Anstieg eben nicht nur durch die aktuellen Verluste im Ukraine-Krieg sieht. Daneben gehe den Friedhöfen der Boden aus.

Ukraine-Krieg: Friedhof in Russland wird vergrößert – Auch Söldner der Wagner-Gruppe dort bestattet

So musste bereits auch der Friedhof im Dorf Bakinskaja 250 Kilometer im Süden der Stadt Rostow am Don vergrößert werden. Die US-Zeitung New York Times sprach von einer siebenfachen Vergrößerung in nur zwei Monaten. In der Ruhestätte werden die im Ukraine-Krieg getöteten Söldner der Kreml-nahen Wagner-Gruppe bestattet. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin besuchte den Friedhof, während Videos in sozialen Netzwerken tatsächlich einen Ausbau zeigten.

Jewgeni Prigoschin auf einem Wagner-Friedhof. Aufnahme vom 24. Dezember 2022.
Jewgeni Prigoschin, Gründer der Wagner-Gruppe, muss immer mehr seiner Soldaten beerdigen. Russlands Verluste im Ukraine-Krieg wachsen. (Archivbild) © Uncredited/dpa

Ukraine-Krieg: Russische Bestattungsindustrie boomt – Neue Krematorien werden eröffnet

Krematoriumsbesitzer Jakuschin zufolge dient Rostow am Don als eine Art Transitgebiet für Leichen von russischen Soldaten aus dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seine Kollegen in der Stadt haben offenbar alle Hände voll zu tun. Die Stadt sei derart belastet, dass man dort nun ein neues Krematorium errichte. Jakuschins Einschätzung: Das frische Krematorium wird die nächsten zwei bis drei Jahre beschäftigt sein. Hersteller von Kreuzen, Kränzen und Särgen würden jetzt auch mehr Aufträge bekommen.

„Krematorien werden exponentiell mehr in Russland“, ergänzte Yewsikow, der die gesteigerte Nachfrage als Folge der getöteten Soldaten im Ukraine-Krieg sieht. Allein im vergangenen Jahr seien fünf weitere eröffnet worden. Er vermutet dennoch, dass die aktuell in Russland tätigen 33 Krematorien die Nachfrage nicht decken werden können. Daher gebe es mehrere Projekte, die die Errichtung von weiteren Krematorien vorsehen. Finanziell lohnt es sich offenbar angesichts der aktuellen Lage: „Es ist eine gute Anlage. Ein Krematorium zahlt sich in drei bis fünf Jahren aus.“ Vor allem, wenn die Drohung von Putin-Freund Medwedew gegenüber dem Westen wahrgemacht werden sollte. (bb)

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