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Wegen „tausenden Kriegsverbrechen“: Ukraine ermittelt offiziell gegen „Putins Koch“ Prigoschin

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Von: Felix Durach

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Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat nun offiziell Ermittlungen gegen den Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin eröffnet. Der Vorwurf: Tausende von Kriegsverbrechen.

Kiew – Jewgeni Prigoschin hat seit Beginn des Ukraine-Krieges vor gut einem Jahr extrem an Einfluss in Russland dazugewonnen. Der Unternehmer, der als „Putins Koch“ bekannt ist, wurde bereits seit längerer Zeit hinter der privaten Söldner-Armee „Wagner“ vermutet. Im vergangene Jahr bekannte sich der 61-Jährige dann auch offiziell dazu, die Söldner-Armee gegründet zu haben.

Ermittlungen gegen Prigoschin: „Tausende von Kriegsverbrechen“

Durch den Einsatz der Wagner-Söldner im Kampf gegen die Ukraine stieg auch der Einfluss Prigoschins im Moskauer Machtzirkel um Präsident Wladimir Putin. Seine Handlungen im Krieg könnten dem Wagner-Chef jetzt zum Verhängnis werden. Kiew ermittelt seit Freitag offiziell gegen „Putins Koch“ wegen unzähliger Kriegsverbrechen.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andriy Kostin verkündete am Freitagvormittag auf Twitter, dass man Ermittlungen gegen Prigoschin eingeleitet habe. „Es ist Zeit, die blutigen Touren der Russen zu stoppen, die sich hinter dem Namen eines berühmten Komponisten verstecken“, erklärte Kostin mit Verweis auf die Wagner-Gruppe. Mit Blick auf Anführer Prigoschin erklärte der Generalstaatsanwalt weiter: „Er ist für die Rekrutierung, Ausbildung und Entsendung von Militanten in die Ukraine und für Tausende von Kriegsverbrechen verantwortlich.“

Jewgeni Prigoschin, Leiter der Wagner-Gruppe.
Jewgeni Prigoschin, Chef der privaten Söldner-Armee „Gruppe Wagner“. © dpa

Ukraine-News: Kiew ermittelt gegen Prigoschin – zunehmender Einfluss im Krieg

Die Wagner-Söldner haben in den letzten Monaten stark an Bedeutung für die russische Kriegsführung in der Ukraine gewonnen. Das zeigte zuletzt auch die Einnahme der hart umkämpften Stadt Soledar in der Region Donezk. Diese wurde unter erheblichen Verlusten von Wagner-Truppen erobert. Prigoschin vermeldete daraufhin noch mehrere Tage vor dem russischen Verteidigungsministerium, dass Soledar unter russischer Kontrolle stehe.

Bei den Söldnern handelt es sich demnach oft um Verbrecher und Ex-Sträflinge. Diese würden direkt aus russischen Gefängnissen für den Kampf an der Front rekrutiert werden. Auf dem Schlachtfeld würden die Söldner dann ohne Rücksicht auf Verluste auf ukrainische Stellungen angesetzt werden. Die erste Welle von meist unerfahrenen Rekruten werden dadurch an der Front regelrecht aufgerieben. Auf Dauer sind diese „menschlichen Wellen“ für die ukrainischen Verteidiger jedoch kaum abzuwenden. Beobachtern zufolge führt die Taktik der Wagner-Söldner zu enormen Verlusten in den eigenen Reihen.

Ermittlungen gegen „Putins Koch“: Für „blutigen Geschäfte“ zur Rechenschaft ziehen

Der ukrainische Generalstaatsanwalt kündigte auch für die Söldner erhebliche Strafen an. „Auch für die einfachen Soldaten wird es keine Straffreiheit geben. Auch diejenigen, die ins Ausland geflüchtet sind“, so Kostin. So habe man bereits zwei ehemalige Wagner-Söldner verhört, die aus dem Kriegsgebiet geflohen waren.

Kostin sei überzeugt, „dass wir zusammen mit unseren internationalen Partnern eine umfassende Rechenschaftspflicht für jeden Verbrecher, der uns mit Waffen überfällt, und für ihre Kommandeure, die ihre blutigen Geschäfte machen, sicherstellen werden.“ Mit Verweis auf Prigoschin ergänzte der Generalstaatsanwalt: „Der Hammer der Gerechtigkeit ist immer stärker als der Vorschlaghammer der Anarchie.“

Die Formulierung ist eine Anspielung auf ein im vergangenen Jahr veröffentlichtes Video der Wagner-Gruppe. Dieses soll die Hinrichtung eines Wagner-Deserteurs mit einem Vorschlaghammer zeigen. Durch Söldner-Anführer Prigoschin ist „Wagners Vorschlaghammer“ mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden. „Putins Koch“ verwendete die Formulierung in den vergangenen Monaten immer wieder, als er sich gegen Russlands Feinde im Krieg richtete. (fd)

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