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Drohnen-Showdown in der Ukraine? Türkischer Hersteller „Baykar“ will iranische Waffen bekämpfen

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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August 24, 2021, Kyiv, Ukraine: Turkish-made Bayraktar TB2 drone is seen during the Ukrainian Independence Day parade in
Der türkische Drohnenhersteller Baykar will gegen iranische Waffen vorgehen. (Archivbild) © Mohammad Javad Abjoushak via www.imago-images.de

Im Ukraine-Krieg greift Russland ukrainische Städte mit iranischen Drohnen an. Der türkische Drohnenhersteller Baykar will sie in der Luft abschießen.

München — Auf beiden Seiten des Ukraine-Krieges werden Drohnen eingesetzt. Während Russland iranische Kamikazedrohnen einsetzt, vertraut die Ukraine vor allem auf Drohnen aus den USA und der Türkei. Dabei nimmt die bewaffnete türkische Bayraktar-TB2-Drohne eine besonders zentrale Rolle ein. Kiew ist begeistert von der Waffe. Mit dem Einsatz dieser Drohne konnte Kiew etwa die Schlangeninsel zurückerobern.

Der Hersteller Baykar will nun nicht nur Ziele am Boden bekämpfen, sondern plant auch gegen iranische Drohnen in der Luft vorzugehen. Laut Baykar-Chef Haluk Bayraktar könnte die Drohne hierfür mit Luft-Luft-Raketen bestückt werden. Für das Vorhaben würden bereits Tests laufen. Experten gehen allerdings vorsichtig mit dem Vorschlag um.

Ukraine-Krieg: Luftkampf zwischen türkischen und iranischen Drohnen? — Hersteller Baykar mit Vorschlag

Für die Verteidigung gegen iranische Drohnen fordert die Ukraine immer wieder Luftabwehrsysteme. Der Drohnenhersteller Baykar kam allerdings mit einem ungewöhnlichen und unerwarteten Vorschlag auf das Land zu. Bei der Verteidigungsmesse „SAHA Expo“ in Istanbul sagte Baykar-Chef Haluk Bayraktar laut der englischsprachigen Internetzeitung Daily Sabah: „Bald werden unsere Bayraktar-TB2 und Akinci-Drohnen mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet werden und so nicht nur Drohnen, sondern auch weitere feindliche Flugzeuge ins Visier nehmen.“

Die Akinci ist eine von Baykar entwickelte schwere, bewaffnete Drohne, die sechs Raketen in verschiedener Konfiguration gleichzeitig tragen und mit einer Nutzlast von etwa 1,5 Tonnen abheben kann. Offenbar will Baykar seine Drohnen mit den „Sungur“-Raketen des türkischen Herstellers Roketsan ausrüsten. Für das Projekt wurde während der Verteidigungsmesse ein Abkommen zwischen Baykar und Roketsan unterzeichnet. „Die Nutzung durch unsere Drohnen als eine Luft-Luft-Rakete wird ein Game-Changer sein“, erklärte Roketsan-Chef, Murat Ikinci, laut Daily Sabah.

Akinci drone on display at the festival. Bayraktar Akinci is a High-Altitude Long-Endurance Unmanned Combat Aerial Vehicle being manufactured by the Turkish technology company Baykar..TEKNOFEST is Turkey aerospace and technology festival, organized by the Turkish Technology Team Foundation and the Republic of Turkey Ministry of Industry and Technology, with the partnership of many private-own organizations. The festival hosts a variety of activities such as technology competitions, air shows, concerts, events and interviews on various topics.
Die türkische Bayraktar Akinci-Drohne und dazugehörige Bewaffnung des Herstellers Roketsan. © IMAGO/Alba Cambeiro

„Jedenfalls muss man bereit zu Gegenmaßnahmen sein“, betonte Baykar-Chef Bayraktar mit Blick auf iranische Kamikazedrohnen in der Ukraine. Diese seien „langsam, laut und tieffliegend“, weshalb sie „einfache Ziele“ seien. Bayraktar unterstrich: „Wir unterstützen die Souveränität der Ukraine absolut.“ Zuvor hatte Baykar der möglichen Lieferung von Drohnen an Russland eine Absage erteilt.

Ukraine-Krieg: Baykar-Vorschlag sorgt für Skepsis bei Experten — „keine langfristige Lösung“

Bei Experten stößt der Vorschlag von Baykar allerdings auf Skepsis. Sie zweifeln daran, ob dies tatsächlich eine optimale und kosteneffiziente Lösung ist. So unterstrich Samuel Bendett, ein Experte beim amerikanischen Center for Naval Analyses, solch ein Ansatz müsse günstiger als die iranischen Kamikazedrohnen selbst sein. „Also falls diese Raketen billiger als 20.000 Dollar sind, dann könnte es Sinn machen, aber womöglich nur in einem geographisch begrenzten Gebiet“, sagte er gegenüber dem Magazin Forbes.

Zudem würden russische Truppen die iranischen „Shahed“-Drohnen von mehreren Standorten aus einsetzen. „Würde es also Sinn machen, die ganze Zeit TB2 und Akinci-Drohnen in der Luft zu haben, um Shaheds zu suchen?“, fragte Bendett. Die Kosten des Einsatzes von türkischen Drohnen gegen iranische könnten den Preis der Waffen aus Teheran selbst übertreffen, mahnte er.

James Rogers, ein Professor am Center for War Studies der University of Southern Denmark hob bei Forbes hervor, dass der Vorschlag von Baykar keine „langfristige Lösung“ sei. Zwar könnte dies auf begrenzte Dauer in einem begrenzten Gebiet wie zum Beispiel Kiew funktionieren. Doch auch dort könnte die Intensität der Angriffe die Bayraktar-Drohnen überwältigen. Zudem müssten hunderte von Systemen dauerhaft an hunderten Standorten aktiv sein. Rogers kritisierte generell die westliche „Vernachlässigung“ von Luftabwehrsystemen. Eine schnelle Lösung in diesem Bereich, etwa durch der entsprechende Bewaffnung von Drohnen, sei nicht einfach. (bb)

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