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Mysterium um den Kiew-Konvoi: Wie eine 30-köpfige Spezialeinheit die gigantische Kreml-Kolonne stoppte

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Von: Hannes Niemeyer

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Rund um den Ukraine-Krieg gab es einige Rätsel um den riesigen Russen-Konvoi vor Kiew. Nun soll klar sein, wie er gestoppt werden konnte.

Kiew – Es sind Bilder, die im Ukraine-Konflikt*, der längst zum Ukraine-Krieg geworden ist, für riesige Aufregung sorgten: Auf Satellitenbildern war bereits kurz nach dem Start der russischen Invasion auf das Nachbarland ein gigantischer Konvoi zu sehen. Bis zu 60 Kilometer lang soll er laut den Aufnahmen gewesen sein. Bewaffnete Fahrzeuge wie auch Versorgungswagen bewegten sich in einer schier endlosen Schlange in Richtung eines klaren, russischen Ziels: der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Was wie eine beinahe unüberwindbare Übermacht aus Militärmaschinen wirkte, wurde allerdings überraschend schnell zum Problem für Russland. Der Konvoi geriet früh ins Stocken. International wurde gerätselt, welches Ziel die Armee von Wladimir Putin* verfolgte. Nach einigen Tagen folgte dann die überraschende Wende im Ukraine-Krieg*. Der Konvoi löste sich auf, formierte sich neu. Angeblich, um in einer Art neuer Strategie sich erneut für einen Vormarsch auf Kiew zu reorganisieren. Mittlerweile heißt es aus Moskau jedoch nach Ukraine-Verhandlungen, man hätte die „Hauptaufgaben“ rund um die Hauptstadt erledigt, wolle sich auf den Donbass fokussieren.

Ukraine-Krieg: Konvoi vor Kiew sorgte für Rätsel – nun soll klar sein, wie er gestoppt wurde

Nun, zu einem Zeitpunkt, an dem der Konvoi bereits beinahe in Vergessenheit geraten ist, wird auch klar, was die gigantische Kolonne zum Stocken brachte. Verantwortlich dafür soll eine 30-köpfige Spezialeinheit der Ukrainer sein, wie der Guardian berichtet. Die Truppe trägt den Namen „Aerorozvidka“ – und soll es geschafft haben, den Konvoi in kürzester Zeit zu stoppen.

Wer jetzt aber an bis an die Zähne bewaffnete Elite-Soldaten denkt, liegt falsch. Vielmehr besteht die Gruppe, die sich vor bereits acht Jahren gegründet haben soll, aus IT-Spezialisten, die ihre eigenen Maschinen wie Drohnen zum Kampf entwickelt haben. Mittlerweile sollen sie bereits eine Art Luftaufklärungseinheit der ukrainischen Armee sein. Eigentlich 2019 aufgelöst, wurde sie aufgrund der steigenden Gefahr durch russische Einheiten an der Grenze wieder einberufen.

Weitere Informationen zu den Entwicklungen im russischen Angriffskrieg finden Sie in unseren News-Ticker zum Ukraine-Krieg.

Ukraine-Krieg: 30-köpfige Spezialeinheit attackierte gezielt russische Kolonne – „Danach hing er fest“

Und ausgerechnet dieser Truppe gelang es, dem Konvoi Einhalt zu gebieten. Das berichtet jedenfalls ihr Kommandeur, Lt. Yaroslav Honchar gegenüber dem Guardian. Demnach sollen die Mitglieder nachts auf Quad-Bikes auf beiden Seiten der Straße durch den Wald gefahren sein, ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten, Scharfschützengewehren, ferngezündeten Minen, Drohnen mit Thermal-Kameras und Drohnen mit tragbaren 1,5kg-Bomben. Die Drohnen sind selbstgebaut, sie sind 1,5 Meter lang, haben acht Rotoren und sind in der Lage, besagte Bomben oder auch Anti-Panzer-Granaten abzuwerfen. Außerdem hat die Truppe laut des Guardian-Berichtes auch ein Netzwerk namens Delta errichtet, welches aus Sensoren entlang der Kriegsfront besteht, das in einer digitalen Karte die Bewegungen feindlicher Truppen abbildet.

Satellitenbild zeigen russischen Militräkonvoi.
Der russische Militärkonvoi am 28.02.2022. © picture alliance/dpa/Maxar Technologies via AP

Ukraine-Krieg: „Das alles passierte nur wegen der Arbeit von 30 Personen“

„Diese kleine Einheit hat in der Nacht zwei oder drei Fahrzeuge am Kopf des Konvois zerstört“, berichtet Honchar. „Und danach hing er fest. Sie blieben zwei weitere Nächte und zerstörten noch einige weitere Fahrzeuge.“ Das Besondere: Nicht einmal nach der Auflösung des Konvois ließen die Spezial-Truppen ab, stattdessen gelang ihnen sogar ein Angriff auf das Versorgungsdepot der Einheit. Die erste Staffel des Konvois soll danach laut Honchar „ohne Öl, ohne Bomben, ohne Gas“, stecken geblieben sein. „Und das alles passierte nur wegen der Arbeit von 30 Personen.“

Wie viele Informationen im Ukraine-Krieg können die Angaben Honchars nicht zu 100 Prozent verifiziert werden, wie auch der Guardian schreibt. Allerdings hat das US-Verteidigungsministerium bestätigt, dass militärische Einsätze der Ukraine den Stopp des Konvois herbeigeführt hätten. Auch die große Bedeutung von Drohnen im ukrainischen Widerstand gilt als erwiesen.

Mittlerweile ist der Krieg in der Ukraine weiter vorangeschritten. Große Erfolge verzeichneten die Kreml-Truppen allerdings wenige. Stattdessen häufen sich die Berichte, dass russische Soldaten angeblich Befehle verweigern*. (han) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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