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Mit Augenklappe: Gezeichneter Mariupol-Kommandant berichtet im ZDF von „schweren Verlusten“

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Von: Patrick Mayer

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Illia Samoilenko: Leutnant der ukrainischen Kämpfer, die sich im Stahlwerk Mariupol verschanzt haben.
Illia Samoilenko: Leutnant der ukrainischen Kämpfer, die sich im Stahlwerk Mariupol verschanzt haben. © Screenshot/ZDF

Das ZDF zeigt im „heute journal“ Fotos schwerstverletzter ukrainischer Kämpfer aus Mariupol, während die russischen Angriffe auf das Stahlwerk anhalten. Der Kommandant berichtet von der dramatischen Lage.

München/Mariupol - Im Konflikt mit Russland war es wohl ein sehr schwieriger Tag für die ukrainischen Streitkräfte. Wie ihre Militärführung an diesem Mittwoch (11. Mai) mitteilte, gibt es aktuell keine Pläne für eine Offensive in Richtung Mariupol, um die in einem riesigen Stahlwerk verschanzten ukrainischen Kämpferinnen und Kämpfer zu befreien.

Im Krieg mit Russland: Ukraine plant keine Offensive zur Befreiung der Mariupol-Kämpfer

Nach Angaben der ukrainischen Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk halten sich in der Fabrik noch rund 1000 Verteidiger auf, die Hälfte von ihnen sei verletzt oder verwundet, erklärte sie. Doch eine Offensive zur Rettung ist nicht geplant.

In den vergangenen Tagen konnten zumindest rund 500 Zivilisten während Feuerpausen über Fluchtkorridore aus dem Stahlwerk in Sicherheit gebracht werden. Die Soldaten der Marineinfanterie, Nationalgardisten und freiwillige Kämpfer, die sich noch in der Fabrik verschanzt halten, hatten die internationale Gemeinschaft zuletzt wiederholt um eine Evakuierung in einen Drittstaat gebeten. Russland fordert dagegen ihre Kapitulation, dass die Kämpferinnen und Kämpfer sich in Gefangenschaft begeben.

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„Stand heute würde eine solche Operation zur Deblockierung eine beträchtliche Anzahl von Truppen erfordern, weil die ukrainischen Streitkräfte 150 bis 200 Kilometer von Mariupol entfernt sind“, sagte der stellvertretende Generalstabschef Olexij Hromow. Zudem hätten die russischen Truppen um die völlig zerstörte Großstadt am Asowschen Meer mittlerweile mächtige Verteidigungsanlagen errichtet, erklärte Hromow weiter. Ein solcher Einsatz der Armee würde viele Opfer kosten.

An Tag 77 des Russland-Ukraine-Kriegs zeigte das „heute journal“ des ZDF nun Fotos in seiner Sendung, die schwerstverletzte ukrainische Kämpfer in dem Stahlwerk zeigen sollen. Mehrere von ihnen hatten demnach amputierte Arme oder Beine. Und nicht nur das. Das ZDF zeigte auch eine Videosequenz eines Interviews mit einem Soldaten namens Illia Samoilenko, der dem Bericht zufolge ein Leutnant des ultranationalistischen ukrainischen Asow-Regiments in Mariupol ist.

Wir müssen schwere Verluste hinnehmen. Jeder Tag kann unser letzter sein.

Illia Samoilenko, Leutnant ukrainisches Regiment in Mariupol

Ukraine-Krieg: Mariupol-Leutnant schildert von dramatischer Lage im Stahlwerk

Samoilenko schilderte einmal mehr von dramatischen Verhältnissen hinter den dicken Stahlwänden: „Wir müssen schwere Verluste hinnehmen. Jeder Tag kann unser letzter sein. Wir haben nur noch wenig Proviant übrig. Was zu unserem baldigen Tod führen könnte. Oder dass wir vom Feind gefangen genommen werden, was auch unseren Tod bedeutet“, sagt er in dem Video. Der Leutnant trägt in dem Videointerview eine Augenklappe sowie einen langen Vollbart. Er sieht sehr gezeichnet aus.

Zuletzt ließen das Asow-Regiment, das Teil der Nationalgarde ist, und die eingeschlossenen ukrainischen Marineinfanteristen wiederholt die Möglichkeit zur Kapitulation verstreichen. Während die Welt weiter gebannt in Richtung Mariupol blickt. (pm)

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