Gepard und Marder, bald auch Leopard für die Ukraine? Das können die deutschen Panzer
Deutschland liefert der Ukraine Schützenpanzer vom Typ Marder. Warum ist das ein großer Schritt? Über Definition und Fähigkeiten der Waffen.
Berlin/München - Mit der Zusage von Schützenpanzer-Lieferungen im Ukraine-Krieg hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen Kurswechsel eingeleitet. Die USA und Deutschland haben nachgezogen.
Deutschland hatte bereits 2022 Panzer an die Ukraine geliefert, den Flugabwehrpanzer „Gepard“. Nun gaben Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Regierungskollegen grünes Licht auch für Marder-Schützenpanzer. Manche Experten sähen gleichwohl gerne auch ein weiteres „Tabu“ gebrochen. Doch was bedeutet der Marder für die Ukraine in der Praxis? Die Unterschiede zwischen den Panzer-Gattungen und die Fähigkeiten der rollenden Waffensysteme im Überblick:
Ukraine erhält Panzer westlicher Bauart: Gattungen der Kriegsfahrzeuge
Der Gepard – Spezialpanzer: Bereits im vergangenen Jahr sind Panzer aus deutschem Bestand in Richtung Ukraine transportiert worden. Es handelte sich um Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard, die hierzulande ausgemustert sind und von der Bundeswehr nicht mehr genutzt werden. Deutschland stellte der Ukraine 30 Gepard-Panzer zur Verfügung und beschloss Ende 2022, sieben weitere Fahrzeuge in die Ukraine zu schicken. Auch weitere westliche Panzer hat die Ukraine erhalten, darunter zum Beispiel Truppentransporter wie das US-Modell M113, ein kleineres Kettenfahrzeug.
Fennek und AMX-10 RC – Leichte Spähpanzer: Um diese Gattung gibt es widersprüchliche Angaben. Dem Bundestag geht es um kleine, geräuscharme und nur leicht bewaffnete Panzerfahrzeuge. In diese Kategorie fällt zum Beispiel der Spähwagen „Fennek“ der Bundeswehr. Diese Definition entspricht wiederum nicht genau der Einordnung des Geräts, das Frankreich nun an die Ukraine liefert:
Der amphibische AMX-10 RC hat zwar eine große Kanone an Bord, wird aber dennoch oft als „leichter Kampfpanzer“ bezeichnet. Wann und wie viele französische Spähpanzer dieser Art entsendet werden, ist bis dato unklar. Auch der Nato-Partner USA hat mittlerweile Bereitschaft signalisiert, leichte Panzer in das Kriegsgebiet zu entsenden.
Ukraine-Krieg: Deutschland beliefert Ukraine mit Marder-Schützenpanzern
Marder und Bradley – Schützenpanzer: Was die Bundesregierung unter Scholz nun bewilligt hat, ist zwar lediglich die Vorstufe zum Kampfpanzer, steht dieser Gattung jedoch in nicht vielen Punkten nach. Bundeswehr-Panzer vom Typ „Marder“ gelten als wendig und flink und kommen in Kriegsgebieten an vorderster Front zum Einsatz. Die Komponente Schutz ist dem Vernehmen nach ähnlich ausgeprägt wie bei den Kampfpanzern. In Gefechten kann aus geschützter Position aus dem Fahrzeug heraus geschossen werden, dazu sind sie oftmals mit panzerbrechenden Lenkflugwaffen bestückt. Mit ihrer Hilfe kann der „Marder“ feindliche Infanterie und gegnerische gepanzerte Fahrzeuge bekämpfen. Ein integriertes Wärmebildgerät erlaubt den Einsatz zu jeder Tageszeit sowie extremen Witterungsbedingungen.
Hierzulande wurde der „Marder“ mittlerweile vom neueren „Puma“-Modell abgelöst. Mit diesen gibt es allerdings Probleme. Die USA lassen der Ukraine Panzer vom Typ „Bradley Tank“ zukommen und ukrainische Streitkräfte mit dem Schützenpanzer aus amerikanischer Produktion vertraut machen - ob in der Heimat oder auf einer der Stützpunkte in Deutschland, ist noch unklar.

Wie viele Marder-Schützenpanzer will Deutschland der Ukraine liefern? „Wir gehen davon aus, dass es etwa 40 sein werden, auf die die Bundeswehr verzichten kann, beziehungsweise auf die aus Industriebeständen zurückgegriffen werden kann“, sagte Nils Schmid (SPD) dem rbb24 Inforadio.
Ukraine fordert Kampfpanzer - USA, Frankreich und Deutschland lehnen ab
Leopard, Abrams, Leclerc – Kampfpanzer: Einen westlichen Kampfpanzer wie zum Beispiel das französische Modell Leclerc, den amerikanischen M1 Abrams oder den deutschen Leopard hat die von Russland angegriffene Ukraine noch nicht erhalten. Wenngleich in Deutschland einige Politikern und Experten solche Lieferungen fordern. Wissenschaftliche Experten des Bundestags definieren Panzer wie den Leopard über einen Gleiskettenantrieb und eine „sehr leistungsfähigen Kanone als Hauptbewaffnung“. Ein weiteres wesentliches Merkmal sei ein um 360 Grad drehbarer Geschützturm. Der Kampfpanzer sei auf dem Schlachtfeld das „am besten gepanzerte Fahrzeug“. Auch der britische Challenger 2 gehört zur Riege der sogenannten „Main Battle Tanks“ (MBT).
Mit Panzerlieferungen an die Ukraine in deren Kampf gegen die Invasion Russlands könnte der Westen auf einem schmaler Grat wandeln. Einigkeit gibt es auch innerhalb der Koalition bei diesem heiklen Thema offenbar nicht. Zu einer möglichen Lieferung der „Königsgattung“ Leopard erklärte SPD-Außenpolitiker Michael Müller kürzlich: „Es wird sicherlich bei unserer außenpolitischen Linie auch bleiben, dass es da keine unüberlegten Alleingänge gibt. Solche Waffen könnten nur „in Abstimmung mit unseren Nato-Partnern“ geliefert werden.
Leopard-Panzer für die Ukraine? Ampelkoalition uneins in der Eskalationsfrage
Länder wie die USA und Frankreich, „die vergleichbare Systeme haben, liefern eben auch nicht“, betonte SPD-Außenpolitiker Michael Müller. Dies sei in „unser aller Interesse“. „Es wäre eine Eskalation, die wir uns alle nicht ausmalen wollen, wenn die Nato direkt Kriegspartei werden würde gegen Russland“, sagte der dem Auswärtigen Ausschuss angehörende Müller - und kritisierte die Koalitionspartner. Wichtiger Bestandteil sei auch, „immer wieder ein Gesprächsangebot“ für ein Friedensabkommen zu machen oder zumindest für einen Waffenstillstand: „Bedauerlich, dass Grüne und FDP das nicht verstehen.“
Derweil scheint das Ansehen von Christine Lambrecht futsch: Wegen des Silvester-Videos hat die Verteidigungsministerin bei den Deutschen offenbar kaum noch Zustimmung. Die Union pocht auf Rücktritt. (PF mit Material der dpa)