Russische Militärführung habe wohl bereits über Atomwaffen-Einsatz beraten
Wie US-Beamte erfahren haben, wurde in Moskau der Einsatz von Atomwaffen bereits offen diskutiert. Washington sieht darin auch eine Verzweiflungstat.
Washington D.C. — Nutzt Russland seine Atomwaffen-Drohungen nur zur Abschreckung oder plant der Kreml tatsächlich den Einsatz von nuklearen Sprengkörpern im Ukraine-Krieg? Über die Antwort auf diese Frage scheiden sich in den westlichen Nationen aktuell die Geister. Wie ein Bericht aus den USA nun zeigt, soll sich die russische Militärführung jedoch sehr wohl mit dem Einsatz von Atomwaffen auseinandergesetzt und diesen bereits diskutiert haben.
Ukraine-Krieg: In Moskau wurde bereits über Atomwaffen-Einsatz diskutiert
Wie die US-Zeitung New York Times aus offiziellen Kreisen der US-Regierung erfahren haben will, sollen sich Mitglieder der russischen Militärführung bereits Mitte Oktober getroffen haben, um das Thema zu diskutieren. Bei dem Treffen sollen demnach die Fragen im Mittelpunkt gestanden haben, wann und wie Russland seine Atomwaffen in der Ukraine möglichste effektiv einsetzten könnte. Russlands Präsident Wladimir Putin war bei dem Treffen offenbar nicht anwesend. Die US-Beamten, auf die sich der Bericht bezieht, machten jedoch keine Angaben zu den von Russland besprochenen Szenarien, in denen der Einsatz einer Atomwaffe in Betracht gezogen werde.
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden zeigte sich dem Bericht zufolge besorgt über das Treffen. Dass der Einsatz von Atomwaffen in Moskau überhaupt zur Debatte steht, würde zeigen, dass es sich bei den Aussagen der russischen Führung nicht nur um leere Drohungen handle. Gleichzeitig sieht die US-Regierung in dem Verhalten jedoch auch ein Eingeständnis von Schwäche. Die Beratungen würde die Verzweiflung der russischen Generäle über ihr Versagen im Ukraine-Krieg klar hervorheben.

Russische Truppen in der Ukraine mit großen Problemen – widersprüchliche Atomwaffen-Aussagen
Die russischen Streitkräfte stoßen aktuell in der Ukraine weiter auf große Probleme. Beobachter sehen die russischen Truppen kaum mehr imstande für größere offensive Bemühungen. Auch deswegen konzentriert sich Moskau in den letzten Wochen darauf, die ukrainische Energieversorgung ins Visier zu nehmen. Angriffe mit Raketen und Drohnen sollen von dem schlechten Zustand der russischen Truppe ablenken. Der Einsatz einer Atomwaffe könnte dabei den nächsten Eskalationsschritt darstellen.
Der Kreml sendet aktuell immer wieder widersprüchliche Signale zum möglichen Einsatz einer Atomwaffe. So erteilte Präsident Putin den Vorwürfen in einer Rede in der vergangenen Woche eine Absage. „Das hat keinen Sinn, weder politisch noch militärisch“, erklärte der 70-Jährige. Putins enger Vertrauter und stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, vertrat zuletzt jedoch eine andere Position. Der frühere Präsident warf dem Westen am Dienstag vor, den Einsatz einer Atomwaffe durch Russland zu provozieren. Die Handlungen der Nato bezeichnete er als „direkten Grund“ für eine nukleare Abschreckung.
Bidens Sicherheitsberater: Kremls Atomwaffen-Position „zutiefst besorgniserregend“
John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, wollte sich auf Nachfrage der New York Times nicht zu „den Einzelheiten dieser Berichterstattung äußern“. Die Kommentare Russlands zu einem möglichen Einsatz von Atomwaffen nannte Kirby „zutiefst besorgniserregend“. Die US-Regierung werde die Situation nun weiter beobachten. „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass Russland Vorbereitungen für einen solchen Einsatz trifft“, fügte der 59-Jährige jedoch hinzu. (fd)