Das russische Außenministerium hat den Vereinten Nationen unterdessen erneut die Blockade einer Mission internationaler Experten zum besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine vorgeworfen. Niemand sei an einer Mission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in dem AKW so interessiert wie Russland, sagte die Sprecherin des Ministeriums, Maria Sacharowa, am Dienstag. Dass die Reise noch nicht stattgefunden habe, sei die „traurige Folge von falschem Spiel des Sekretariats der Vereinten Nationen“.
Die erhoffte IAEA-Mission scheitert bislang an der Streitfrage, ob die Experten über russisch kontrolliertes Territorium oder - was völkerrechtlich korrekt wäre - ukrainisches Gebiet anreisen.
Update vom 23. August, 18.20 Uhr: Das russische Verteidigungsministerium hat am Dienstagabend mitgeteilt, dass die Truppen im Süden der Ukraine einige Dutzend Quadratkilometer an Gelände gewonnen haben sollen. Den offiziellen Berichten zufolge steht die selbsternannte Volksrepublik Donezk somit zu 60 Prozent unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte. Die Geländegewinne sollen in den Gebieten Cherson und Mykolajiw erfolgt sein. Die Angaben lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.
Bereits seit mehreren Wochen wird berichtet, die Ukraine plane eine Gegenoffensive im Süden des Landes, um die Stadt Cherson zurückzuerobern. Die Explosionen auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim könnten demnach auch deswegen erfolgt sein, um russische Truppen von der Front abzulenken.
Update vom 23. August, 14.30 Uhr: Die von Russland gelenkten Separatisten in der Ostukraine haben von schweren Angriffen der ukrainische Armee auf die Stadt Donezk berichtet. Getroffen worden sei unter anderem das Verwaltungsgebäude von Separatistenführer Denis Puschilin, teilte die selbst ernannte Territorialverteidigung Donezk auf Telegram mit. Puschilin selbst sei nicht verletzt worden, es seien aber drei Zivilisten getötet worden. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht. Ebenfalls zunächst nicht verifizierbar war die Behauptung, die Ukrainer hätten Donezk mit aus den USA gelieferten Himars-Raketen beschossen.
Russlands Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, russische Truppen seien hätten in den südlichen Gebieten Cherson und Mykolajiw einige Dutzend Quadratkilometer Geländegewinne gemacht.
Update vom 23. August, 13.14 Uhr: Die USA rechnen offenbar mit einer neuen Eskalation im Ukraine-Krieg: Sie haben ihre Bürger in der Ukraine zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert. „Das (US-)Außenministerium verfügt über Informationen, wonach Russland seine Bemühungen verstärkt, in den kommenden Tagen Angriffe gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine und Regierungseinrichtungen zu starten“, hieß es in einem Statement der US-Botschaft dazu.
Die Ukraine feiert am 24. August den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Befürchtet wird, dass Russland den Tag für besonders schweren Beschuss nutzen könnte. Bereits einen Monat vor Kriegsbeginn – am 24. Januar – waren alle US-Bürger zur Ausreise aufgefordert worden. Auch das Auswärtige Amt hat seit Februar eine Reisewarnung für die Ukraine.
Update vom 23. August, 9.28 Uhr: Welche Seite hat welche Waffen? Das interessiert auch unbeteiligte Beobachter Im Ukraine-Krieg. Aktuell kochen Spekulationen hoch, dass die USA Kiew womöglich mehr Waffen geliefert haben, als offiziell angekündigt - oder zumindest konkret und deutlich angekündigt.
Die US-Tageszeitung Politico macht aktuell eine Aussage von einem Background Briefing vom 19. August stutzig. Es ging um Anti-Radar-Raketen des Typs HARM, welche die US-Regierung wohl an das ukrainische Militär liefert. Der Pentagon-Vertreter sprach auf dem Termin von deren Lieferung. Auf eine Teilnehmer-Nachfrage, ob dies die erste offizielle Ankündigung sei, antwortete er: „Als wir anfangs die erste Lieferung von HARM-Raketen verkündeten, thematisierten wir sie nicht besonders. Wir erklärten, dass wir eine Gegenradaranlage bereitstellen..“
Man wolle „vorsichtig“ in der öffentlichen Kommunikation sein, wenn es darum gehe, der Ukraine mit Waffen einen für Russland überraschenden Vorteil zu stellen. Da die Ukraine aber inzwischen Erfolge verzeichne, fühle die US-Regierung sich allerdings „wohler“, darüber zu sprechen. „Dies ist tatsächlich die zweite Tranche an HARMS, die wir liefern“, sagte er später weiter (hier das offizielle Transkript der Veranstaltung).
Auch Yahoo!News beschäftigen dieser Tage mögliche heimliche Waffenlieferungen. Unter dem Titel „Warum die Ukraine wahrscheinlich Langstreckenraketen besitzt“ mutmaßt das Portal mit Blick auf die jüngsten Krim-Explosionen, dass diese nur mit Langstreckenraketen möglich gewesen sein können.
Politico erfuhr zudem von zwei nicht namentlich genannten Insidern, dass die US-Waffenlieferungen vom 19. August auch Excalibur-Präzisionslenkmunition, enthielten, obwohl die Regierung diese nicht öffentlich erwähnt hatte. „Wir müssen aber zugeben, dass dies alles Spekulationen sind und wir weder eine offizielle Bestätigung noch Andeutung erhalten haben“, betont der Bericht.
Update vom 23. August, 8.39 Uhr: Putins Truppen arbeiten in der Region Cherson an einer Behelfsbrücke. Das schätzt der britische Geheimdienst in seinem jüngsten Ukraine-Krieg-Update. Wegen ukrainischer Angriffe ist die gut 1,3 Kilometer lange Antoniwskyj-Brücke über den Fluss Dnipro kaum noch zu benutzen. Das bedroht den Nachschub der russischen Truppen in der besetzten Großstadt Cherson (Südukraine).
Die russischen Truppen hätten am Wochenende vermutlich damit begonnen, Lastkähne in Position zu bringen, um direkt neben der Antoniwskyj-Brücke eine Pontonbrücke zu errichten, hieß es.
Update vom 23. August, 6.22 Uhr: .Moskau bereitet laut US-Geheimdiensten neue Angriffe vor. „Wir haben Informationen, dass Russland in den kommenden Tagen verstärkt Angriffe gegen die zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen der Ukraine plant“, berichtete ein US-Regierungsvertreter laut der Nachrichtenagentur Reuters.
„In Anbetracht der russischen Bilanz in der Ukraine sind wir besorgt über die anhaltende Bedrohung der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur durch russische Angriffe“, fuhr er fort.
Update vom 22. August, 22 Uhr: Die Türkei liefert der Ukraine die Bayraktar TB2-Drohnen, die sich im Ukraine-Krieg als durchaus effektiv gegen Russland erwiesen haben. Doch Ankara lieferte offenbar nicht nur Drohnen. Türkische Regierungs- und Verteidigungsquellen bestätigten gegenüber dem US-Nachrichtenportal Defense News die Lieferung von 50 gebrauchten „Kirpi MRAP“-Panzerfahrzeugen. Die Quellen betonten zudem, dass dies lediglich der erste Schritt sei und man weitere „Kirpi“-Panzerfahrzeuge an das ukrainische Militär liefern werde. Zuvor tauchten Videos auf, die die türkischen Fahrzeuge in der Ukraine zeigen sollen. Laut einem Mitarbeiter der Herstellerfirma BMC lieferte Ankara aus den Beständen des eigenen Militärs. BMC stellt inzwischen die weiterentwickelte „Kirpi II“ her und will die türkische Armee mit diesen Wagen versorgen.
Erstmeldung vom 22. August: Kiew - Die letzte Gesamtbilanz datiert von Mitte April: Damals hatte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj von bis zu 3000 getöteten ukrainischen Soldaten und etwa 10.000 Verletzten gesprochen.. Seine Regierung oder die Armeespitze machen äußerst selten Aussagen zu den eigenen Verlusten in dem Krieg. Doch jetzt gibt es neue Zahlen.
Dabei könnte die Zahl der ukrainischen Gefallenen im Ukraine-Krieg bald die 10.000-Marke erreichen: Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschny sagte , ukrainische Kinder bedürften besonderer Aufmerksamkeit, denn ihre Väter seien an der Front und „womöglich unter den fast 9000 getöteten Helden“. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax.
Die Truppen von Kreml-Chef Wladimir Putin haben vor allem Teile der Süd- sowie Ostukraine besetzt. Bei täglichen Raketen- und Artillerieangriffen kamen auch tausende Zivilisten ums Leben, hunderttausende mussten flüchten.
Nach 100 Tagen Krieg hatte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow des Landes eingeräumt, dass Tag für Tag bis zu hundert ukrainische Soldaten getötet und bis zu 500 verletzt würden.
Unterdessen stocken die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat die Ukraine für den Anschlag auf Daria Dugina verantwortlich gemacht. Dugina - Tochter des bekannten rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin - galt als glühende Verfechterin des russischen Angriffskriegs. Dugina war am 20. August auf einer Autobahn bei Moskau durch eine Autobombe gestorben, so russische Ermittler.
Die Frau, die den Sprengsatz in dem Auto platziert habe, sei anschließend ins EU-Land Estland geflohen, erklärte der Geheimdienst laut russischer Nachrichtenagenturen nun. Alle Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Unterdessen hat Andrij Melnyk vor nachlassendem Engagement in Deutschland gewarnt: „Man darf diesen Krieg nicht in Vergessenheit geraten lassen, denn dieser Krieg betrifft uns alle“, sagte der im Oktober aus Deutschland scheidende Botschafter bei einer Veranstaltung in Berlin. (dpa/AFP/frs)