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Machtkampf mit Putin: Nach Wagner-„Aderlass“ durch Schoigu schimpft Prigoschin jetzt offen

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Von: Jens Kiffmeier

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Machtkampf im Kreml: Wagner-Boss Prigoschin beschwert sich lautstark über mangelnde Schützenhilfe im Ukraine-Krieg. Geraten die Söldner aufs Abstellgleis?

Moskau – Monatelang hat die berüchtigte Wagner-Gruppe für Russland mit brutalen Methoden im Ukraine-Krieg einige Erfolge beschert. Doch nach den jüngsten Rückschlägen entzieht Präsident Wladimir Putin seinem einstigen Verbündeten Jewgeni Prigoschin offenbar zunehmend das Vertrauen. Nach vielen Spekulationen verdichten sich die Hinweise, dass die Privatarmee im Kreml in Ungnade gefallen ist. Tobt hinter den Kulissen ein Machtkampf?

Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine: Wagner-Boss Prigoschin beklagt fehlende Hilfe des Kreml

Tatsächlich hat sich Wagner-Chef Prigoschin nun unverhohlen über die fehlende Unterstützung des Kreml im Angriffskrieg gegen die Ukraine beschwert. „Ich denke, wir hätten Bachmut eingenommen, wenn es nicht diese monströse Militärbürokratie gäbe und wenn man uns nicht jeden Tag Steine in den Weg legen würde“, schimpfte Prigoschin in seinem Telegram-Kanal, wie der Nachrichtensender ntv jetzt berichtete.

Wettert gegen den Kreml: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin.
Wettert gegen den Kreml: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin. © Uncredited/dpa

Ukraine-Krieg: Wagner-Gruppe rechnet erst im März mit Eroberung von Bachmut

Seit Monaten führen die Söldner der Wagner-Gruppe die Offensive auf die umkämpfte Stadt Bachmut an. Doch die Truppen kommen im Ukraine-Krieg nur langsam voran. Dafür macht Prigoschin aber bürokratische Hemmnisse und die russische Armee verantwortlich. „Andere Einheiten zeigen nicht die Aktivität, die sie zeigen sollten“, wetterte der Söldner-Boss, der auch unter dem Namen „Putins Koch“ bekannt ist. „Wenn es drei bis fünf Gruppen wie Wagner gäbe, würden wir bereits unsere Füße in den Fluss Dnipro tauchen.“ Doch unter den gegebenen Umständen sei mit einer Einnahme von Bachmut wohl nicht vor Ende März oder Anfang April zu rechnen.

Wagner-Gruppe: Hohe Verluste in den Reihen der Söldner – Rekrutierung von Häftlingen gestoppt

Die Wagner-Gruppe ist für ihre Brutalität und Skrupellosigkeit berüchtigt. Ihr Vorgehen in den Kämpfen nimmt hohe Verluste bewusst in Kauf. So beschwerten sich abtrünnige Söldner zuletzt darüber, dass sie wie in einem Zombie-Film weitgehend ungeschützt in die Gefechte geschickt werden würden. Für Verletzte gibt es keine Evakuierung. „Wer verletzt ist, rollt sich weg und versorgt sich selber“, berichtete ein Kämpfer. Wer sich weigert, ins Gefecht zu ziehen, wird von den eigenen Kommandeuren bestraft. Mitunter sollen eigene Leute schon bei Befehlsverweigerung zu Tode geprügelt worden sein.

Wegen der hohen Verluste braucht die Wagner-Gruppe einen steten Nachschub. In den vergangenen Monaten hatte Prigoschin deswegen seine Kämpfer direkt aus russischen Gefängnissen rekrutiert, unbestätigten Angaben zufolge sollen es bis zu 40.000 Mann gewesen sein. Für sechs Monate Dienst im Ukraine-Krieg versprach er den Häftlingen die Freiheit. Doch vor wenigen Tagen unterband das Verteidigungsministerium dieses Vorgehen. Nun darf nur noch die russische Armee in den Haftanstalten rekrutieren.

Machtkampf von Putin gegen Prigoschin: Söldner-Boss beklagt Aderlass bei der Wagner-Gruppe

Für Wagner-Boss Prigoschin ein gefährlicher „Aderlass“, wie er in seinem Telegram-Post bemerkte. „Irgendwann wird die Zahl der Einheiten sinken und als Konsequenz auch das Volumen der Aufgaben, die wir ausführen wollen.“

Doch vielleicht ist das dem Kreml gar nicht so unlieb. Seit Tagen wird spekuliert, ob Prigoschin bei Putin in Ungnade gefallen ist und kalt gestellt werden soll. Einst galten die beiden als enge Vertraute. Doch in den vergangenen Monaten kritisierte der Wagner-Boss auch immer wieder die Militärführung des Kreml und machte sie für die Rückschläge im Ukraine-Krieg verantwortlich. Immer wieder werden dem Söldner-Boss auch Ambitionen auf den Posten des Präsidenten nachgesagt.

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