1. Startseite
  2. Politik

Belarus vor Mobilisierung? Aufnahme an Busbahnhof schürt Sorge – Opposition sieht nur noch „Frage der Zeit“

Erstellt:

Von: Bedrettin Bölükbasi

Kommentare

Autokraten unter sich: der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (li.) und Moskau-Machthaber Wladimir Putin.
Autokraten unter sich: der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko (li.) und Moskau-Machthaber Wladimir Putin. © IMAGO/Pavel Bednyakov

Bahnhofdurchsagen fordern Belarussen dazu auf, sich bei Rekrutierungsbüros zu melden. Die Opposition ist sich fast schon sicher: Eine Mobilisierung kommt.

München/Minsk – Die Truppen von Russlands Machthaber Wladimir Putin erleiden im Ukraine-Krieg offenbar große Verluste. Zuletzt erfolgte etwa ein massiver Schlag gegen eine Armee-Unterkunft in Donezk. Verstärkung aus dem verbündeten Belarus könnte daher als wichtige Unterstützung für seinen Angriffskrieg dienen.

Dort wurden jetzt an Busbahnhöfen etwa per Laufschrift Männer dazu aufgerufen, sich bei Rekrutierungsbüros oder gemeindlichen Stellen zu melden. Die Opposition in dem von Alexander Lukaschenko autoritär regierten Land befürchtet eine Mobilisierung.

Mobilisierung in Belarus? Opposition hält sie für „sehr wahrscheinlich“

Die belarussische Journalistin Hanna Liubakowa veröffentlichte im Kurznachrichtendienst Twitter ein Video aus dem Bahnhof der Stadt Baryssau. Zu sehen ist dabei eine Mitteilung auf einer elektronischen Tafel. „Was zur Hölle ist das?“, fragte die Journalistin und schilderte auch gleich den Inhalt der Durchsage. Demnach heißt es: „Alle männlichen Bürger zwischen 18 und 60 Jahren müssen sich bei einem Rekrutierungsbüro oder Gemeinderat melden, um ihre Daten zu klären.“

Unter dem Tweet führte dies zu Spekulationen über Vorbereitungen Belarus‘ auf einen Kriegseintritt. Die belarussische Opposition teilt diese Einschätzung. Der Beginn der Mobilisierung sei nur eine Frage der Zeit, sagte der belarussische Oppositionspolitiker Walerij Sakchaschtschik laut dem Radiosender Euroradio.fm mit Sitz in Warschau. In der oppositionellen Schattenregierung ist Sakchaschtschik für Verteidigung und Nationale Sicherheit zuständig.

„Viel wurde bereits getan, um sich darauf vorzubereiten“, betonte der Oppositionsminister und fügte hinzu: „Leider müssen wir sagen, dass die Mobilisierung sehr wahrscheinlich durchgeführt werden wird.“ So habe die Regierung von Lukaschenko etwa die Söldnerarmee „Gardservice“ hinzugerufen und die Kampfbereitschaft der Spezialeinheiten erhöht: „In der Geschichte von Belarus wurde dies zuvor nie gemacht und es ist sicherlich nicht nur für Training.“

Belarus in Sorge vor Mobilisierung: Ukraine-Botschafter deutet Lukaschenko-Widerstand an

Einige in der Ukraine sind sich ebenfalls sicher, dass Belarus in den Krieg eintreten wird. Dazu gehört auch der ukrainische Botschafter für Belarus, Ihor Kjisim. Ende Dezember sagte er gegenüber dem ukrainischen Nachrichtenportal European Prawda, Belarus bereite sich auf einen Krieg vor, das sei kein Geheimnis.

Mit Blick auf die Aufrufe an belarussische Männer, sich bei Rekrutierungsbüros zu melden, unterstrich der Diplomat, aktuell gebe es keine Hinweise auf eine volle Mobilisierung. Allerdings wolle Minsk dennoch, dass sich alle melden, „um zu sehen, auf welche Ressourcen sie zählen können“. Daneben sagte Kjisim: „Solange es russische Truppen in Belarus gibt, geht eine Bedrohung von dem Land aus.“ Allerdings deutete er auch an, dass Lukaschenko Widerstand leisten dürfte: „Genauso wie die Ukraine nicht Russland ist, ist auch Belarus nicht Russland.“

Belarus: Militärkommissar dementiert Mobilisierung – „sehr große Anstrengung“

Inmitten all der Spekulation bestreitet dabei Belarus immer wieder, dass es eine Mobilisierung geben wird. Zuletzt meldete sich der Militärkommissar der Region Wizebsk, Ruslan Schkodin, zu Wort. Man habe „sehr große Anstrengungen“ unternommen, um Falschmeldungen über eine mögliche Mobilisierung zu widerlegen, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA.

Die „falschen Informationen“ über eine angebliche Mobilisierung seien mit Fotos und Videos „unterfüttert“ worden, betonte er. Trotz aller Bemühungen fragten sich die Menschen aber weiterhin, ob es nun eine Mobilisierung geben werde. Belarussische Bürger würden ihn sogar in sozialen Medien anschreiben und nachfragen, erzählte der Militärkommissar. Die Debatte um einen Kriegseintritt von Belarus läuft ungebremst weiter. Was spricht aber für und gegen eine gefährliche Wende von Lukaschenko? (bb)

Auch interessant

Kommentare