„Bombenteppich“: Ex-Nato-General warnt vor Putins Vorteil im Ukraine-Krieg

Im Krieg mit Wladimir Putin scheint die Ukraine die Hoheit auf dem Land übernommen zu haben. In der Luft aber hat Russland Vorteile. Das bereitet auch einem Ex-Nato-General Kopfzerbrechen.
München - Im Ukraine-Krieg kommt es jetzt umso mehr auf die Verbündeten des angegriffenen Staates an. Diese Meinung vertritt James G. Stavridis, ehemaliger Admiral der US Navy. In einem Gastbeitrag in der Financial Review sieht er die Ukrainer im Bodenkampf gut gerüstet und im Vorteil.
Anders sei es beim Blick in den Himmel. Hier würde das Pendel zugunsten der Russen ausschlagen. Was sich nicht nur an den sich ständig wiederholenden Bombardierungen von Städten und speziell der kritischen Infrastruktur zeigt. Stavridis befürchtet, dass Wladimir Putin hier eine im Syrien-Krieg angewandte Strategie wiederholen könnte.

Luftkampf im Ukraine-Krieg: Greift Putin wie in Syrien zum „Bombenteppich“?
Zur Unterstützung von Machthaber Baschar al-Assad gegen die Rebellen habe die russische Luftwaffe „routinemäßig syrische Städte in Staub verwandelt, indem sie wahllos Tausende von ‚Blindgängern‘ abwarf“. Dieser „Bombenteppich“ habe sich als sehr wirksam erwiesen. Zudem sei Putins aktueller Oberbefehlshaber der Truppen in der Ukraine für seine Gräueltaten in Syrien bekannt. Und: Sergej Surowikin leitet seit 2017 die russischen Luftstreitkräfte.
Zahlenmäßig sei Russland der Ukraine in der Luft ohnehin überlegen. Somit könne die Strategie einfach lauten: Strom und Wasserversorgung des Nachbarlandes lahmlegen und so die Moral der frierenden Bevölkerung brechen.
Putin und der Ukraine-Krieg: „Will so viele Menschen wie möglich aus der Luft töten“
Zwar zeige sich, dass Putins Vorräte an präzisionsgelenkten Raketen schnell zur Neige gehen würden, denn er wendet sich für Nachschub bereits an den Iran. Doch Russland verfüge über viele Bomben, die seit dem Kalten Krieg gelagert werden. Stavridis befürchtet: „Da er sich nicht um Kollateralschäden oder den Tod von Zivilisten schert, wird er versuchen, so viele Menschen wie möglich aus der Luft zu töten.“
Da sei nun der Westen gefragt. Denn so deutlicher sicher Putins militärischer Plan herauskristallisiere, so intensiver müsste die Unterstützung der Ukraine hinsichtlich der Luftabwehr aussehen. Hier erinnert der ehemalige Nato-General an die Forderung von Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine verhängen.
Video: Leben der Front in der Ukraine - kein Wasser, kein Strom, dafür Minen
Unterstützung im Ukraine-Krieg: Neue Raketensysteme und Kampfflieger aus dem Westen?
Daran glaubt aber auch Stavridis nicht. Vielmehr dürften sich die Verteidiger Hoffnung auf hochwertige Luft-Boden-Raketensysteme wie den von den USA und Israel entwickelten Iron Dome, die bereits an der polnischen Grenze eingesetzten Nato-Patriot-Batterien oder auch taktische Kampfflugzeuge machen.
Dem 67-Jährigen zufolge würden führende Politiker in den Nato-Hauptstädten zudem die in den ersten Kriegstagen verworfene Idee wieder aufgreifen, MiG-29-Kampfflugzeuge aus der Sowjet-Zeit oder überschüssige F-16-Kampfflugzeuge aus US-Bestand bereitzustellen. „Ohne solche Maßnahmen wird der Luftkrieg weiterhin zu Putins Gunsten ausgehen“, warnt Stavridis.
Er rät dem Westen folglich dazu, mehr in die ukrainische Luftabwehr zu investieren. Dies könne der Schlüssel sein, um die Russen an den Verhandlungstisch zu zwingen. Angesichts der Erfolge der Ukraine am Boden sei damit vielleicht schon im Frühjahr zu rechnen. (mg)