China-Kampfdrohne für „Vergeltung“? Warum ein Putin-Deal der Ukraine neues Leid bringen könnte
Dem russischen Militär gehen im Ukraine-Krieg offenbar die Kampfdrohnen aus. Nachschub könnten nur ausgerechnet aus China kommen.
Moskau – Die russischen Streitkräfte könnten im Ukraine-Krieg schon bald auf chinesische Kamikaze-Drohnen zurückgreifen, um weitere Angriffe gegen ukrainische Großstädte auszuführen. Das befürchten jedenfalls die USA - und auch laut Recherchen des Spiegel befindet sich die russische Regierung aktuell in Gesprächen mit dem chinesischen Drohnenhersteller Xi‘an Bingo Intelligent Aviaton Technology. Moskau will seinen strategischen Partner offenbar von der Lieferung zahlreicher Kamikaze-Drohnen an Russland überzeugen.
Ukraine-Krieg: Russland braucht neue Kamikaze-Drohnen – Gespräche mit Peking sollen bereits laufen
Kamikaze-Drohnen sind kleine Flugobjekte, die mit einem Sprengsatz bestückt werden und automatisch ein vorher festgelegtes Ziel anfliegen können. Am Zielpunkt angekommen, manövrieren sich die Drohnen in Gebäude oder kritische Infrastrukturanlagen und zünden beim Aufprall die Sprengladung. Bei den Angriffen agieren die Kamikaze-Drohnen oft in Schwärmen oder im Zusammenspiel mit herkömmlichen Raketen, um die feindliche Luftverteidigung zu überwinden.

Für das russische Militär hat sich diese Strategie im laufenden Ukraine-Krieg bereits mehrfach bewährt. Bisher hatte Moskau auf Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion zurückgreifen können. Die Flugkörper vom Typ Shahed-136 dienten im Herbst oftmals für Angriffe auf ukrainische Metropolen – allen voran auf die Hauptstadt Kiew. Das iranische Regime bestätigte im November die Lieferung einer „kleinen Anzahl“ an Shahed-Drohen an Russland. Doch die Vorräte scheinen mittlerweile aufgebraucht zu sein.
Für Angriffe auf ukrainische Städte: Russland will ZT-180-Kampfdrohnen aus China
Das britische Verteidigungsministerium erklärte in seinem täglichen Geheimdienstbericht am Samstag (26. Februar), Russland habe seit dem 15. Februar keine Kamikaze-Drohnen mehr eingesetzt. Die britischen Experten sahen das als Zeichen für erschöpfte Vorräte des russischen Militärs. Es sei aber zu erwarten, dass Russland sich in den kommenden Wochen um Nachschub bemühen werde.
Dieser Nachschub könnte nun also ausgerechnet aus China kommen. Im Fokus der russischen Militärführung sollen dabei Drohnen vom Typ ZT-180 stehen. Auch wenn über die genauen Spezifikationen der Waffensysteme nicht viel bekannt ist, dürfte die Drohnen zumindest vergleichbar mit den iranischen Shahed-Modellen sein. Der Militär-Experte und Nato-Berater James Rogers sagte dem Portal Newsweek, dass die Drohnen wahrscheinlich auch von russischem Gebiet aus gestartet werden könnten, „um ganz bequem wichtige Ziele in der Ukraine, einschließlich Kiew, zu treffen.“ Die Waffen könnten sowohl gegen militärische Ziele auf dem Schlachtfeld als auch gegen zivile Ziele eingesetzt werden.
Rogers erklärte weiter, Russland könne die Drohnen nutzen, um „Vergeltungsangriffe“ auszuführen. Russland Präsident Wladimir Putin wolle dadurch eine „sehr starke politische Botschaft“ an die Ukraine und die USA senden.
Drohnenlieferungen sorgen für Zündstoff – USA droht mit Sanktionen
Drohnen-Lieferungen aus China würden jedoch für reichlich Zündstoff sorgen. US-Außenminister Anthony Blinken äußerte sich zuletzt auf der Münchner Sicherheitskonferenz besorgt über die strategische Partnerschaft zwischen Moskau und Peking. Er warnte die chinesische Regierung vor Zulieferungen. Am Dienstag (28. Februar) kündigte Blinken dann für den Fall von Waffenlieferungen Sanktionen für chinesische Unternehmen und Einzelpersonen an.
CIA-Direktor William Burns erklärte in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS am Wochenende, man sei „überzeugt, dass die chinesische Führung die Bereitstellung tödlicher Ausrüstung erwägt“. Eine endgültige Entscheidung aus Peking habe es aber nach Informationen des US-Geheimdienstes noch nicht gegeben.
Russland sucht nach neuen Drohnen – Peking wirft den USA Desinformation vor
Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Mao Ning wehrte sich am Montag öffentlich gegen die Vorwürfe der USA. „Die USA haben Waffen in eine Seite des Konflikts geschüttet, wodurch der Kampf verlängert und der Frieden schwer erreichbar gemacht wurde, während sie Desinformationen verbreiteten, dass China Waffen an Russland liefern würde, und unter diesem Vorwand chinesische Unternehmen sanktionieren.“ Peking hingegen bemühe sich aktiv um Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew.
China hatte sich in den vergangenen Woche im Ukraine-Krieg verstärkt auf die Seite Russlands gestellt. Ende Januar hatte Peking die USA öffentlich für das Auslösen des Ukraine-Kriegs verantwortlich gemacht. Die Lieferung von ZT-180-Drohnen an Russland würden jedoch nicht nur die Beziehung zwischen Washington und Peking weiter belasten, sondern auch eine neue russische Angriffswelle in der Ukraine ermöglichen. Bereits im vergangenen Herbst hatte Russlands Armee vor allem die zivile Infrastruktur ins Visier genommen. (fd)