Biologische Waffen in der Ukraine? Putin findet neuen Grund für den Krieg

Russland will den Einsatz von biologischen Kriegswaffen im Ukraine „vereitelt“ haben. Eine staatliche Nachrichtenagentur wirft den USA „Frechheit“ vor.
Moskau - Von einer „Frechheit“ spricht die staatliche Nachrichtenagentur Tass in ihrer Schlagzeile: „Russland vereitelt den Plan Washingtons, biologische Waffen militärisch auf ukrainischem Boden einzusetzen“, vermeldete sie am Montag (30. Januar) und berief sich dabei auf ein Briefing des Chefs der russischen ABC-Abwehrtruppen, Igor Kirillow.
„Wir sind an neue Informationen über die Schlüsselfiguren in diesem sogenannten ‚ukrainischen Projekt“ gelangt, die sich bis jetzt im Verborgenen aufhielten“, zitierte sie Kirillow. Unter ihnen seien Parteimitglieder der US-Demokraten, Pentagon-Mitarbeiter sowie deren Auftragnehmer. Washington versuche nun, das „unvollendete Projekt in der Ukraine“ möglichst schnell nach Asien und Osteuropa zu verlegen, sagte Kirillow. Man werde ermitteln und „die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“.
US-Biolabore in der Ukraine: Faktenchecker widerlegen Spekulationen
Gerüchte über Biolabore der USA in der Ukraine gibt es seit Jahren. Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs machte vor allem im Internet die Runde, dass das Pentagon zu diesem Zeitpunkt Dokumente über Biolabore in der Ukraine verschwinden ließ. Faktenchecker der Tagesschau entkräfteten das.
Zudem sei fraglich, ob die Dokumente überhaupt sensible Informationen enthielten, zumal die US-Regierung sie einst selbst öffentlich gemacht hatte. Auch die Behauptung, dass Russland gezielt versuche, diese Biolabore in der Ukraine anzugreifen, bezeichneten US-Faktenchecker schon vor dem Ukraine-Krieg als falsch und als Teil einer russischen Kampagne zur Desinformation.
Geheime Biowaffen-Labore: Russland beschuldigt USA und Ukraine
Erst im Dezember einigten sich die Vertragsstaaten in Genf darauf, die Biowaffenkonvention zu stärken. UN-Generalsekretär António Guterres lobte, dies könne eine Basis für Maßnahmen sein, die das Risiko eines absichtlichen Einsatzes biologischer Waffen reduzieren. Alle anderen Abrüstungsbemühungen waren 2022 vor allem am Widerstand Russlands unter Kremlchef Wladimir Putin gescheitert, der sein Land seit seinem Überfall auf die Ukraine in multilateralen Foren auf Konfrontationskurs gebracht hat.
Auch in Genf wiederholte Russland Vorwürfe, die USA und die Ukraine betrieben geheime Labore zur Produktion von Biowaffen. Bei ähnlichen Beschwerden unter anderem im Weltsicherheitsrat legten sie keine Beweise vor. Die USA und die Ukraine wiesen die Anschuldigungen stets zurück. Anzeichen für solche Labore sind bislang nicht aufgetaucht.
Die „Konvention über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung bakteriologischer (biologischer) Waffen und Toxinwaffen sowie über die Vernichtung solcher Waffen“ der UN trat 1975 in Kraft. Nur Israel und acht weitere kleine Länder in Afrika und Asien sind nicht Vertragsstaaten. (frs mit Material der dpa)