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„Manchmal zweimal am Tag“: Russischer Ex-Offizier berichtet von Folter durch Putins Truppen

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Von: Caspar Felix Hoffmann

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Der ehemalige russische Offizier Konstantin Jefremow berichtet über brutale Verhöre sowie über Folter und Misshandlung ukrainischer Gefangener.

London – Ein ehemaliger russischer Offizier berichtet von brutalen Verhören, bei denen ukrainische Männer erschossen und mit Vergewaltigung bedroht wurden. Konstantin Jefremow, der einst ein hochrangiger Offizier war, sagte in einem Exklusivinterview mit dem britischen Sender BBC, Russland betrachte ihn jetzt als Verräter und Überläufer.

Die Verhöre und Folterungen an einem unbekannten Ort in der Südukraine dauerten demnach etwa eine Woche lang an. „Jeden Tag, nachts, manchmal zweimal am Tag“, schilderte er. Jefremow versuchte offenbar mehrmals, aus der Armee auszutreten, wurde aber schließlich entlassen, weil er sich weigerte, in die Ukraine zurückzukehren. Inzwischen ist er aus Russland geflohen.

Ein russischer Soldat der Arktis-Brigade ist an einem unbekannten Ort in der Ukraine zu sehen.
Ein russischer Soldat der Arktis-Brigade ist an einem unbekannten Ort in der Ukraine zu sehen. © Alexander Galperin/Imago

Ehemaliger russischer Offizier zum Ukraine-Krieg: Folter und Misshandlung ukrainischer Gefangener

Anhand von Fotos und Militärdokumenten, die von Jefremow zur Verfügung gestellt wurden, konnte die BBC nachweisen, dass er sich zu Beginn des Krieges in der Ukraine aufhielt – in der Region Saporischschja, einschließlich der Stadt Melitopol.

Der ehemalige Oberleutnant, der im vergangenen Jahr in die Ukraine entsandt wurde, hat sich bereit erklärt, der BBC von den Verbrechen zu erzählen, die er dort erlebt hat, darunter Folter und Misshandlung ukrainischer Gefangener. Er erzählte über die Plünderung besetzter Gebiete in der Ukraine durch seine Kameraden und beschrieb brutale Verhöre, die von einem russischen Oberst geleitet wurden. Dabei sollen Männer erschossen und mit Vergewaltigung bedroht worden sein.

Er selbst soll zusammen mit anderen Soldaten versucht haben, den Kriegsgefangenen zu helfen. Sie hätten den Gefangenen heimlich heißen Tee gegeben und sie in der Nacht mit Heuballen versorgt, damit sie nicht auf Beton schlafen müssten. Außerdem hätten sie einen verletzten Ukrainer in einer russischen Uniform ins Krankenhaus gebracht. Der Gefangene sei beim Verhör von einem russischen Kommandeur angeschossen worden.

Ehemaliger russischer Offizier über den Ukraine-Krieg: „Alle dachten, es handele sich nur um eine Übung“

Am 10. Februar 2022 kam Jefremow nach eigenen Angaben auf der Krim an, der ukrainischen Halbinsel, die vor neun Jahren von Russland annektiert wurde. Er war Leiter einer Minenräumungseinheit, die normalerweise in Tschetschenien im russischen Nordkaukasus stationiert war. Er und seine Männer wurden zu „militärischen Übungen“ geschickt, sagt er.

„Damals glaubte niemand, dass es Krieg geben würde. Alle dachten, es handele sich nur um eine Übung. Ich bin sicher, dass selbst die höheren Offiziere nichts davon wussten.“ (cas)

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