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„Spielbuch“ wie im Syrien-Krieg? Militär-Experte beobachtet „andere Ziele“ bei Putins neuem General

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Von: Patrick Freiwah

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Sergej Surowikin ist der für die Ukraine-Offensive zuständige General des russischen Militärs
Sergej Surowikin ist der für die Ukraine-Offensive zuständige General des russischen Militärs. © TASS

Russen-General Sergej Surowikin spricht vor laufender Kamera über die Strategie im Ukraine-Krieg. Ein Militär-Experte analysiert die Aussagen und sieht „andere Ziele“.

Moskau - Im russischen TV hat sich Sergej Surowikin vor laufender Kamera über den Ukraine-Krieg geäußert: Russlands neuer Ukraine-Oberbefehlshaber erläuterte das Ziel der militärischen Offensive. Man betrachte die Ukraine und Russland weiter als ein Volk. Der Westen wiederum habe Friedensverhandlungen abgelehnt und zahlreiche Ukrainer so zum Tode verurteilt.

Militärexperte Mick Ryan, viele Jahre General der australischen Armee und eng mit der US-Marine verbunden, analysierte nun auf Twitter Surowikins Aussagen und dessen Strategie für den Ukraine-Konflikt - samt des ihm zufolge obersten Ziel des Kremls: „Das Land unabhängig vom Westen und unabhängig von der Nato machen.“

Ukraine-Krieg bis mindestens 2023? Experte beleuchtet Plan von Putins neuem General

Die Ukraine als eine Art „Pufferzone“ zwischen dem Westen und Russland, mit einem neutralen Status wie etwa die Schweiz also? Auch russlandkritische Medien wie Foreign Affairs und Ukrainska Pravda hatten berichtet, dass der damalige britische Premier Boris Johnson nach Kiew reiste, um Präsident Wolodymyr Selenskyj Waffenstillstandsgespräche auszureden. Auf diplomatischem Wege kam es also nicht zu solch einer Lösung.

Geht es nach dem hochdekorierten australischen General Ryan, wird sich der Ukraine-Krieg nach aktuellem Stand der Dinge mindestens bis ins Jahr 2023 ziehen - von der Aussicht auf Friedensverhandlungen steht in seiner 24 Tweets umfassenden Analyse nichts. Stattdessen erklärt Ryan, Surowikin sei besonders an Angriffen auf strategisch wichtig Ziele in der Ukraine interessiert, um „den Willen der Bevölkerung zu brechen“.

Ukraine-News: Experte über Putins Armee und „Spielbuch“ der militärischen Gewalt

Die Vorgänger von Surowikin, der auch „General Armaggedon“ genannt wird, hatten ukrainische Gebiete im Süden und im Osten des Landes erobert, nun geht es aus Sicht von Militärexperte Ryan für Russland darum, diese auch zu halten - trotz einer ihm zufolge „müden, demoralisierten“ russischen Armee, die mit einem „Verschleiß an Arbeitskräften und Ausrüstung“ kämpfe.

Zwar habe schon kurz nach Ernennung des neuen Generals eine verstärkte Luftoffensive stattgefunden, was die politischen Hardliner im Kreml-Umfeld besänftigt habe. Der australische Militärexperte, der auch als Autor arbeitet, vermutet in Wirklichkeit aber auch „andere Ziele“ bei Surowikin:

„Indem er auf die Energie- und Wasserinfrastruktur abzielt, konzentriert er sich eindeutig darauf, den Willen des ukrainischen Volkes im Winter zu brechen.“ Die iranischen Drohnen für Russland seien in diesem Kontext durchaus effizient - sie würden auch dafür verwendet, Zivilisten in der Ukraine zu terrorisieren.

Seit Monaten beschuldigen sich die Kriegsparteien gegenseitig, in den umkämpften Gebieten für den Tod Unbeteiligter verantwortlich zu sein. Laut Ryan wendet Surowikin in der Ukraine eine ähnliche Taktik wie im Syrien-Krieg an, in seinem „Spielbuch“ gehe es darum, den Widerstand in der Bevölkerung mit militärischer Gewalt zu brechen.

Inwieweit die These des australischen Militärgenerals zutrifft, zumal in den umkämpften Gebieten im Osten und Süden des Landes ein Teil der Bevölkerung pro-russisch ist, ist allerdings nicht unabhängig zu bestimmen.

Ukraine: Will Russland den Krieg hinauszögern? General Sukowin „kompetent und listig“

Ryan nennt Surowikin zudem einen „kompetenten und listigen Strategen“. Der General habe vom Kreml den Auftrag bekommen, den „Krieg lange wie möglich hinauszuzögern“, mutmaßt der Experte. Der mögliche Hintergrund: Wladimir Putin glaube, dass der Westen auf Dauer das Interesse verlieren und die Unterstützung für die Ukraine einstellen werde.

Neben der anvisierten Schwächung der ukrainischen Infrastruktur bescheinigt Ryan – der auch dem renommierten „Modern War Institute“ angehört – Surowikin und Russland zwei weitere Ziele:

Derweil verteidigt Silvio Berlusconi seinen „alten Freund“ Putin – und gibt Selenskyj die Schuld am Ukraine-Krieg. (PF)

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