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„Rümpfen alle die Koks-Nase“: Werbeagenturen lassen Wagner-Boss bei Rekrutierung hängen

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Von: Jens Kiffmeier

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Verluste im Ukraine-Krieg: Die Rekrutierung von Söldnern fällt Wagner-Boss Prigoschin immer schwerer – auch, weil die Werbung ihn hängenlässt. Putins Werk?

Moskau – Hohe Verluste und kaum neue Bewerbungen: Die Anwerbung von neuen Söldnern für den Ukraine-Krieg fällt der Wagner-Gruppe offenbar immer schwerer. Der Kreml hat bereits die Rekrutierung von Häftlingen unterbunden. Nun kann die Privatarmee von Jewgeni Prigoschin offenbar auch nur noch schwer um neue Kräfte auf dem freien Markt buhlen. Denn die russischen Werbefirmen lassen die Truppe offenbar hängen.

Ukraine-Krieg: Chef der Wagner-Gruppe beschwert sich über Probleme bei der Rekrutierung von neuen Söldnern

Prigoschin hat sich jetzt lautstark über mangelnde Unterstützung durch Moskaus Elite und Wirtschaft beklagt. Allen voran die russischen Werbeagenturen würden die Wagner-Gruppe im Stich lassen, beklagte sich der Gründer der Söldnerarmee auf seinem Telegram-Kanal, wie br24.de berichtete.

„Viele Moskauer Agenturen rümpften ihre Koks-Nasen und verweigern die Zusammenarbeit“, schrieb der Wagner-Boss und veröffentlichte eine Liste mit zehn großen Werbefirmen des Landes, darunter auch Gazprom Media. Obwohl er sehr viel Geld geboten habe, gebe es „große Schwierigkeiten“. Es sei nicht ausgeschlossen, dass seine Truppe auf Dauer austrockne.

Beschwert sich über mangelnde Hilfe bei der Rekrutierung von Söldnern: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin.
Beschwert sich über mangelnde Hilfe bei der Rekrutierung von Söldnern: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin. © Russian Look/Uncredit/Imago/dpa/Montage

Russlands Krieg gegen Ukraine: Kampf um Bachmut bescherte der Wagner-Gruppe hohe Verluste

Die Wagner-Gruppe gilt als äußerst brutal. Im Ukraine-Krieg haben die Söldner lange Zeit für Russland an vorderster Front gekämpft. In den vergangenen Wochen waren sie vor allem im Kampf um Bachmut im Einsatz. Doch die Verluste in den Reihen der Privatarmee sind enorm hoch. Berichte, wonach die Kommandeure ihre Kämpfer ohne Schutz dem Scharfschützen- und Artilleriefeuer der ukrainischen Armee aussetzen, häuften sich zuletzt immer wieder.

In den vergangenen Monaten hatte die Wagner-Gruppe die hohen Verluste in den eigenen Reihen ausgleichen können. Unter anderem hatte der Söldner-Chef in Gefängnissen Häftlinge für den Kriegsdienst angeworben. Doch das russische Verteidigungsministerium hatte dem Treiben zuletzt einen Riegel vorgeschoben – und schließlich selber die Rekrutierung in den Haftanstalten übernommen. Beobachter sehen darin ein Anzeichen für einen Machtkampf zwischen Prigoschin und der Armeeführung.

Rekrutierung von Söldnern: Putin will Prigoschin im Machtkampf kaltstellen – verliert Wagner seine Stärke?

Nach militärischen Erfolgen wie der Einnahme einiger ukrainischer Städte und Gemeinden hatte sich Prigoschin in den sozialen Medien offensiv mit der Stärke seiner Wagner-Gruppe gebrüstet – und dabei auch immer wieder die Militärführung für Versagen kritisiert. Zwischenzeitlich gab es sogar Spekulationen, ob der Wagner-Boss es eventuell auf die Nachfolge von Russlands Präsident Wladimir Putin abgesehen haben könnte.

Doch dadurch hat sich Prigoschin im Kreml durchaus einige Feinde gemacht. Ein zu großes Erstarken der Privatarmee soll nun wohl offenbar unterbunden werden. Zumindest hegt auch Prigoschin selber diesen Verdacht. So räumte er in seinem Telegram-Post ein, dass es natürlich „schlecht“ sei, dass er keine Gefangenen mehr mobilisieren dürfe. Er habe dabei „Kräfte“ im Verdacht, die seinem Unternehmen schaden wollten, weil es an der Front „aktiver und erfolgreicher“ sei als die Armee. (jkf)

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