„Menge statt Qualität“: Putins Söldnertruppe Wagner rekrutiert jetzt wohl auch Schwerkranke

Russland setzt im Ukraine-Krieg vermehrt auf die Söldnertruppe Wagner. Britischen Geheimdienstinformationen zufolge rekrutiert diese auch Schwerkranke.
London — Im eskalierten Ukraine-Krieg hat die russische Söldner-Gruppe Wagner nach Einschätzung britischer Geheimdienste wegen erheblicher Verluste ihre strengen Einstellungskriterien deutlich abgeschwächt: „In früheren Konflikten hat sie relativ hohe Rekrutierungsstandards aufrechterhalten, und viele ihrer Söldner hatten zuvor als professionelle russische Soldaten gedient“, teilte am Sonntag das Verteidigungsministerium in London mit. Zuletzt habe Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Online-Beitrag aber nahegelegt, dass die Gruppe nun auch Häftlinge mit schweren Krankheiten wie zum Beispiel Hepatitis-C rekrutieren würde.
Ukraine-Krieg: Wagner-Gruppe setzt auf „Menge über Erfahrung oder Qualität“
„Die Aufnahme von Gefangenen mit ernsthaften medizinischen Bedenken unterstreicht, dass jetzt Menge über Erfahrung oder Qualität gestellt wird“, kommentierte das britische Ministerium. Prigoschin habe zudem vor kurzem Pläne zur Errichtung einer 200 Kilometer langen Abwehrstellung namens „Wagner-Linie“ in der Ostukraine erörtert: „Dieses Unterfangen würde große Arbeitskraft erfordern. Es besteht die realistische Möglichkeit, dass einige der aus Strafanstalten rekrutierten Häftlinge zunächst zum Aufbau der Verteidigungsanlagen eingesetzt werden“, hieß es in London.
Ukraine-Krieg: Wagner-Gründer Prigoschin wird stark durch Kreml unterstützt
Der Gründer der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, verlässt sich in den vergangenen Wochen auf das Vertrauen des Kreml-Chefs Wladimir Putin. Eine Whistleblowerin trat unlängst hervor und beteuerte, dass Prigoschins Einheiten finanziell stark durch den Kreml unterstützt werden.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)