Neue Zahlen: Asbest, Chemikalien, Blei – Verheerende Umweltschäden durch Ukraine-Krieg gemeldet

Die Kämpfe zwischen ukrainischen Verteidigern und russischen Angreifern haben schlimme umweltschädliche Auswirkungen. Der Landwirtschaft der Ukraine gehen Millionen Hektar Boden verloren.
München/Donbass - Der Ukraine-Krieg fordert viele Menschen-Leben. Laut Tagesbericht des ukrainischen Generalstabs vom 10. März wurden seit Beginn der Kampfhandlungen am 24. Februar 2022 rund 157.000 russische Soldaten getötet oder verwundet. Unabhängig überprüfen lässt sich dies allerdings nicht. Laut jüngsten Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) wurden zudem mehr als 8.000 Zivilisten durch den völkerrechtswidrigen Angriff getötet.
Ukraine-Krieg: Millionen Hektar Land werden durch Chemikalien und Blei verseucht
Aber auch die Umwelt und damit verbunden die Landwirtschaft des Landes mit seinen mehr als 40 Millionen Einwohnern nehmen erheblichen Schaden. Nicht zuletzt galt die Ukraine vor dem russischen Einmarsch als einer der weltgrößten Exporteure für Weizen und Mais.
Der Vorsitzende des Agrarausschusses des ukrainischen Parlaments, Oleksandr Haydu, hat nun alarmierende Zahlen zu Auswirkungen der anhaltenden Bombardements auf die Landwirtschaft vorgestellt. Laut Nachrichtenagentur Reuters wird es Jahrzehnte dauern, die Verschmutzung und Verseuchung von Böden, Feldern und Wäldern wieder zu bereinigen. Insofern die Kämpfe überhaupt absehbar enden sollten, die bei Bachmut im Donbass festgefahren sind.
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Mehr als fünf Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche seien etwa durch Minen und Sprengstoffüberreste verunreinigt, erklärte Haydu laut RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Aufgrund von Minen oder gefährlichen Sprengkörpern auf landwirtschaftlichen Flächen ist es oft unmöglich, diese zu bestellen.“ Statt auf 7,7 Millionen Hektar wie üblich habe man die Wintersaat zuletzt nur auf 4,5 Millionen Hektar ausbringen können, berichtete der Abgeordnete demnach.
Umweltschäden durch Ukraine-Krieg: Asbest wird freigesetzt, Öl gelangt in den Boden
Die Art der Verseuchung der Böden ist unterschiedlich: Durch zerstörte Gebäude wird zum Beispiel Asbest freigesetzt, werden Lagertanks für Schweröl, Raffinerien oder andere Industrieanlagen getroffen, gelangen Öl und Chemikalien in die Böden. Umweltexperte Wim Zwijnenburg von der niederländischen Friedensforschungsorganisation „Pax“ warnt laut dem Bericht, dass in Munition nicht selten giftige Chemikalien steckten. „Wenn ein Gebiet über Monate jeden Tag beschossen wird, häufen sich Schwermetalle aus der verschossenen Munition im Boden an“, erklärte Zwijnenburg dem RND: „Ich gehe davon aus, dass es schwere Kontaminationen mit Schwermetallen, giftigen Rückständen aus Sprengstoffen und Minen in den besonders schwer umkämpften Gebieten gibt, wie Mariupol und Bachmut.“
Wenn ein Gebiet über Monate jeden Tag beschossen wird, häufen sich Schwermetalle aus der verschossenen Munition im Boden an.
Schon zuvor hatte Zwijnenburg dem ZDF gesagt: „Die Ukraine hat eine starke Bergbauindustrie, aber auch viele chemische Industrieanlagen im Westen des Landes, die angegriffen wurden. Und dieses Ausmaß an Schäden birgt neue Risiken.“
Der Niederländer nannte ein konkretes Beispiel: So hätten im Juni 2022 zwei Raketeneinschläge das Kraftwerk Wuhlehirsk im Osten der Ukraine in Brand gesetzt. Auf Satellitenbildern habe er erkennen können, erzählte Zwijnenburg dem ZDF, dass Lagertanks für Schweröl getroffen wurden. Das Gebiet um das Kraftwerk sei jetzt mit Öl verseucht, erzählte er.
Umweltschäden durch Ukraine-Krieg: 1,24 Millionen Hektar Naturschutzgebiete wurden zerstört
Auch ein aktueller „Greenpeace“-Report aus dem Februar zu Umweltschäden durch den Ukraine-Krieg alarmiert, wie fr.de berichtet. In dem Greenpeace-Bericht sind rund 900 Fälle schwerer Umweltschäden dokumentiert, zum Beispiel großflächige Waldbrände oder Ölverschmutzungen in Gewässern, was auch die Fischerei beeinträchtigt.
„Greenpeace“ beruft sich auf eine Dokumentation der ukrainischen Umweltorganisation „Ecoaction“. Diese habe unter anderem die Zerstörung einer Erdgas-Pipeline und Angriffe auf das Atomkraftwerk Saporischschja untersucht, schreibt fr.de. Noch ein Beispiel: Die Umweltstiftung „WWF“ schätzte Mitte Februar, dass bis dahin rund drei Millionen Hektar Wald zerstört wurden. Nach offiziellen Angaben aus Kiew galt dies zudem für 1,24 Millionen Hektar Naturschutzgebiete. (pm)