1. Startseite
  2. Politik

Vorwürfe gegen Putin: Soldaten sprechen von Lügen über Lage an der Front

Erstellt:

Von: Sandra Kathe

Kommentare

Russische Rekruten werfen Russlands Staats- und Militärführung in einem Video Lügen vor und klagen über die Zustände an der Front.

Jaroslawl/Moskau – In einem über die Nachrichtenplattformen Telegram und Twitter verbreiteten Video wirft eine Gruppe offenbar russischer Soldaten ihrem Kommandanten vor, sie im Ukraine-Krieg verraten und fälschlich als Deserteure angeklagt zu haben. Auch den russischen Machthaber Wladimir Putin beschuldigen sie, falsche Informationen zur Lage an der Front zu verbreiten.

Anlass des rund einminütigen Videos sei laut der englischen Übersetzung eine Situation, in der die Truppe, Rekruten aus der Region der Großstadt Jaroslawl nordöstlich von Moskau, sich auf Geheiß ihres Kommandanten aufgrund eines Angriffs „durch Panzer und Artillerie“ von der Frontlinie in der Ukraine habe zurückziehen müssen. Später habe der Kommandant ihnen jedoch vorgeworfen, Fahnenflucht begangen zu haben.

Rekrutierte Soldaten erheben in einem Video schwere Vorwürfe gegen die ihre Militärführung und Putin.
Rekrutierte Soldaten erheben in einem Video schwere Vorwürfe gegen die ihre Militärführung und Putin. © Screenshot Youtube

Kritik an Russlands Kriegsführung im Ukraine-Krieg: Rekruten veröffentlichen Video

Zur Begründung des Rückzugs sagt der Sprecher der Gruppe vermummter Soldaten, dass seine Einheit weder Deckung noch sonstige Unterstützung durch den Kommandeur erhalten hätte und lediglich mit Maschinengewehren ausgerüstet gewesen sei. Weitere Ausrüstung der Soldaten sei zerstört und nicht einsatzbereit gewesen. Mit dem Video wollten die Soldaten nun dagegen vorgehen, dass der Kommandeur nun behaupte, nie einen Befehl zum Rückzug gegeben zu haben.

Über das Video, das seit Mittwoch (18. Januar) etwa durch den Twitter-Kanal @wartranslated verbreitet wird, berichtete etwa das Nachrichtenmagazin Newsweek. Informationen des US-Mediums zufolge soll das Video in Russland über Frauen und Mütter der beteiligten Soldaten an das regionale Medium Pro Gorod gelangt sein, das zunächst darüber berichtete. Dessen Bericht zufolge seien die Soldaten bereits seit dem 28. November im Kriegseinsatz und im Alter von 21 bis 40 Jahren. Demnach seien die Rekruten mit der Teilmobilisierung im Herbst in die Ukraine gekommen. Auch aktuell wird über eine mögliche erneute Mobilisierung spekuliert.

Ukraine-Krieg: Russische Soldaten müssen Sold wohl für Kleidung und Ausrüstung ausgeben

Doch nicht nur das Verhalten ihres Kommandeurs kritisieren die russischen Rekruten in ihrem Video. Sie beklagen auch, dass von der politischen Führung Russlands falsche Informationen verbreitet worden wären. Im Vorfeld des Einsatzes sei den Soldaten aus Jaroslawl demnach „von Anfang an“ gesagt worden, dass sie in der „Territorialverteidigung“ eingesetzt würden und nicht an der Front.

Doch die Rekruten seien „getäuscht“ und direkt im Angriff und direkt an der Front eingesetzt worden. Eine „dritte und vierte Linie, wie vom Präsident dargestellt“ gäbe es nicht, üben die Soldaten Kritik direkt an Putin. Laut dem Bericht in Newsweek hätten die Frauen der Soldaten dennoch nicht den Krieg selbst kritisiert: Eine von ihnen betonte Pro Gorod gegenüber, dass ihre Kinder stolz auf den Einsatz des Vaters wären und „alle“ wollten, dass der Krieg „gewonnen wird“: „Deswegen fordern wir die Konditionen dafür: Normale Uniformen und Waffen, und professionelle ausgebildete Soldaten, die an der Front eingesetzt werden.“

Aus dem Gespräch mit Pro Gorod zitiert Newsweek außerdem die Behauptung der Frauen, dass der gesamte Sold ihrer Männer und Söhne für Kleidung und Ausrüstung genutzt würde. Die Soldaten hätten das Geld etwa in Socken, Nachtsichtgeräte und Walkie-Talkies investiert. (saka)

Auch interessant

Kommentare