Irrtümliche Beerdigungen: Wagner-Gruppe schickt leere Särge nach Russland
Die Wagner-Gruppe ist im Ukraine-Krieg ein fester Bestandteil des russischen Angriffs geworden. Doch es scheint Probleme zu geben. Wagner schickte leere Särge nach Russland zurück.
Moskau/Kiew – Rivalitäten bahnen sich an zwischen der Wagner-Söldnergruppe und dem russischen Verteidigungsministerium. Das melden der US-Geheimdienst sowie die Militärexperten des Institute for the Study of War. Russland bestreitet die Unstimmigkeiten, scheint sich dabei aber wie ein Fähnchen im Wind zu drehen.
Die Wagner-Gruppe selbst scheint einige Schwachstellen zu haben. Sie sorgte für Verwirrung im Ukraine-Krieg, als leere Särge in Russland ankamen.
Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg: Leere Särge kamen in Russland an
Leere Särge nach Russland? Wie das Institute for the Study of War und das litauische Magazin Meduza berichten, kamen einige Särge von vermeintlich gefallenen Soldaten in Russland leer an. Den Ehefrauen wurden der versiegelte Sarg, eine Sterbeurkunde und Ehrenmedaillen zugesandt. Eine Frau im Bericht begrub, was sie für ihren gestorbenen Ehemann hielt, erfuhr später allerdings, dass ihr Mann in ukrainischer Haft und am Leben sei. Die Frauen seien eingeschüchtert worden, die Särge nicht zu öffnen, heißt es in beiden Berichten.
Absicht oder Fehlwirtschaft? Laut dem Institute for the Study of War war es wohl zweiteres. Die Vorkommnisse deuten darauf hin, dass der Wagner-Gruppe grundlegende Verwaltungsorgane fehlen, um Aufzeichnungen über Soldaten zu führen oder mit Behörden zu kommunizieren, heißt es beim Institute for the Study of War. Der US-Geheimdienst bestätigte am 20. Januar zudem Rivalitäten zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Wagner-Gruppe. Wagner mit seiner 50.000 Mann starken Gruppe von Streitkräften in der Ukraine, bestehend aus 40.000 Sträflingen und 10.000 Auftragnehmern, wird „zu einem rivalisierenden Machtzentrum des russischen Militärs und anderer russischer Ministerien“, so John Kirby, nationaler Sicherheitskoordinator für strategische Kommunikation.
Die Wagner-Gruppe
Die Söldner-Gruppe Wagner wurde laut eigenen Angaben 2014 von dem Unternehmer Jewgeni Prigoschin, einem langjährigen Vertrauten des russischen Staatschefs Wladimir Putin, gegründet. Sie agierte lange im Geheimen und ist seit Jahren in vielen Konfliktregionen im Einsatz, auch in Syrien und in afrikanischen Ländern.
Über Jahre hatte der Kreml die Existenz von Wagner erst bestritten, dann behauptet, der russische Staat habe mit der Gruppe gar nichts zu tun. Seit einigen Monaten tritt der Putin-Vertraute Prigoschin nun ganz offensiv als Chef der paramilitärischen Organisation in Erscheinung. Er geht etwa in russischen Gefängnissen ein und aus, um dort Gefangene für den Krieg anzuwerben.
In der Ukraine sind laut US-Geheimdienst rund 50.000 Kämpfer der Gruppe im Einsatz. Davon seien 40.000 aus Gefängnissen rekrutiert worden. Die USA stuften die Söldnergruppe am Freitag (20. Januar) offiziell als „transnationale kriminelle Organisation“ ein. Die Gruppe begehe großflächig „Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby.
Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg: Kreml weist Berichte über Spannungen zurück
Der Kreml hat Berichte über einen Konflikt zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der privaten Söldnergruppe Wagner im Krieg gegen die Ukraine zurückgewiesen. Solche Mitteilungen zu angeblichen Streitigkeiten seien ein Erzeugnis der Medien, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am 16. Januar.
Berichte über Rivalitäten sind dabei nicht neu. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte die russische Militärführung wegen Niederlagen und Fehlern im Angriffskrieg gegen die Ukraine immer wieder kritisiert. Am Freitag, 13. Januar, ärgerte sich Prigoschin darüber, dass in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums zur Einnahme der Stadt Soledar im Gebiet Donezk kein Wort über Wagner stand, auf deren Konto der Kampferfolg gehe. Später veröffentlichte das Ministerium eine weitere Mitteilung, in der die Wagner-Kämpfer in den höchsten Tönen gelobt wurden. Ein Fähnchen im Wind.
Der Einsatz militärischer Mittel der Wagner-Gruppe lässt Rückschlüsse zu, dass beide Parteien weiterhin zusammenarbeiten. In Verbindung mit den Verwaltungs- und Kommunikationsmängeln liegt die Vermutung nahe, dass die Wagner-Gruppe eher ein Parasit der russischen Streitkräfte, als eine eigenständige Organisation ist, wie sie sich selbst gerne darstellt, so das Institute for the Study of War. Doch wird der Wagner-ChefPrigoschinnoch zum ernsthaften Problem für Putin?(chd/dpa)