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„Rote Linie“ des Westens beweglich? Insider schließen Jet-Lieferungen an Ukraine nicht aus

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Von: Nail Akkoyun

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Nach den angekündigten Panzer-Lieferungen verspricht sich die Ukraine für den Krieg gegen Russland nun auch Kampfjets. Mehrere Diplomaten halten das für möglich.

Washington, D.C./Berlin/Kiew – Nach den angekündigten Panzer-Lieferungen aus Deutschland und den USA, haben sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch dessen Außenminister Dmytro Kuleba Hoffnungen auf Kampfjets geäußert. Während Kanzler Olaf Scholz (SPD) diesen Gesuchen am Mittwoch (25. Januar) einen Riegel vorschob, können sich Insider sehr wohl entsprechende Lieferungen an die Ukraine vorstellen.

Die US-Zeitung Politico berichtet von Gesprächen „mit mehr als einem halben Dutzend westlicher Militärs und Diplomaten“, die bestätigt haben sollen, dass schon jetzt eine Debatte über mögliche Kampfjet-Lieferungen im Gange ist. Insbesondere die baltischen Staaten sollen sich derzeit für die verstärkte militärische Unterstützung aussprechen: „Der nächste natürliche Schritt wären Kampfflugzeuge“, wird etwa ein Diplomat aus einem nordeuropäischen Land zitiert.

Schon jetzt ist abzusehen, dass sich ähnlich wie im Falle der Panzer eine öffentliche Debatte über die Kampfflugzeuge entwickeln wird. Mehrfach hieß es, dass die Sorge vor einer Eskalation zu groß ist. Auch Washington soll Kiew mitgeteilt haben, dass die Lieferung von Kampfjets „im Moment nicht infrage kommt“.

Harrier-Kampfjets des U.S. Marine Corps auf dem Flugdeck der USS Kearsarge. (Archivfoto)
Harrier-Kampfjets des U.S. Marine Corps auf dem Flugdeck der USS Kearsarge. (Archivfoto) © Jesse Schwab/U.S. Navy/Imago

Ukraine-Krieg: Kampfjet-Lieferungen dürften auf Ramstein diskutiert werden

„Es gibt eine rote Linie – aber letzten Sommer gab es eine rote Linie bei den HIMARS, und die wurde überschritten. Dann waren es Kampfpanzer, und die hat sich auch bewegt“, sagte ein Diplomat im Gespräch mit Politico. Die Niederlande könnten früher oder später dafür sorgen, dass sich eben jene rote Linie erneut bewegt – und damit die Hoffnung des ukrainischen Militärs erfüllen. Außenminister Wopke Hoekstra erklärte letzte Woche vor dem niederländischen Parlament, dass sein Kabinett die Lieferung von F-16-Kampfjets in Erwägung ziehen würde, falls Kiew diese anfordert. „Wir sind aufgeschlossen, es gibt keine Tabus“, betonte Hoekstra.

Auch der slowakische Außenminister Rastislav Káčer hatte der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax erklärt, seine Regierung sei „bereit“, der Ukraine MiG-29-Kampfflugzeuge aus der Sowjet-Zeit zu übergeben. Darüber müsse allerdings mit den Nato-Partnern gesprochen werden.

Die westlichen Verteidigungsministerinnen und Verteidigungsminister sollen sich im Februar erneut zu einem Gipfeltreffen auf dem US-Militärstützpunkt Ramstein zusammentreffen. Dann dürfte zumindest über die Bereitstellung von älteren MiG-29-Flugzeugen aus Polen und der Slowakei beraten werden. Einige Beamte unterstrichen gegenüber Politico hingegen, dass es eher um einen Notfallplan gehen wird, falls zu einem späteren Zeitpunkt „dringend Kampfflugzeuge benötigt werden“.

Kampfjets für die Ukraine: Laut Diplomat „nur eine Frage der Zeit“

Dem Bericht zufolge rechnen die europäischen Verbündeten mit einem Konflikt, der „noch drei bis fünf Jahre oder länger dauern könnte“. Zudem gebe es Befürchtungen, dass Kreml-Chef Wladimir Putin schon bald die Reißleine ziehen und eine extreme Reaktion folgen könnte. Daher habe man sich schon kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs darauf geeinigt, umfassende Waffenpakete abzuwarten und stattdessen schrittweise der Ukraine beizustehen, um keine „große Reaktion Russlands“ auszulösen.

Laut einem Diplomaten war die Überlegung, dass der Westen die russische Reaktion bei jedem Schritt bewerten sollte. „Man könnte dies als einen Gewöhnungsprozess bezeichnen“, sagte der Abgesandte. Für diese Strategie spricht der bisherige Verlauf der westlichen Unterstützung. Was die Waffenlieferungen angeht, ist ein klarer Aufwärtstrend zu beobachten – und das seit Kriegsbeginn. Von Panzerabwehrraketen und tragbaren Luftabwehrsystemen wie Stingers, bis hin zu HIMARS-Raketensystemen, Munition, gepanzerten Fahrzeugen und zuletzt auch Panzern. Die Lieferung von Kampfjets sei daher „nur eine Frage der Zeit“, sagte der Diplomat voraus. (nak)

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