Bundesregierung hält Wort
Deutschland liefert Mars II an die Ukraine: Was der Mehrfachraketenwerfer kann
- VonFelix Durachschließen
Die Bundesregierung hat die ersten Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars-II an die Ukraine geliefert. Das macht die Waffen-Systeme im Ukraine-Krieg so wichtig.
Berlin - Deutschland weitet seine Waffenlieferungen an die Ukraine weiter aus. Nach der Lieferung mehrere Panzerhaubitzen 2000 hat die Bundesregierung nun auch die ersten Flak-Panzer vom Typ „Gepard“ für die ukrainische Armee bereitgestellt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gab am Dienstag darüber hinaus bekannt, dass Deutschland drei Mehrfachraketenwerfer vom Typ „Mars II“ ausgeliefert habe. Letztere könnten für die Ukraine in der aktuellen Lage im Ukraine-Krieg von großer Bedeutung sein. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter Mars II?
Mehrfachraketenwerfer Mars II: Das können die Waffen-Systeme für die Ukraine
Das Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem Mars (Mittleres Artilleriesystem) stellt der bayerische Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann für die Bundeswehr her. Dabei handelt es sich um ein gepanzertes Kettenfahrzeug mit einem aufgebauten Werferrahmen für Raketen. Die Mars-II-Systeme können verschiedene Arten von Munition abfeuern.
Neben ungelenkten Raketen für kürzere Entfernungen können sie auch Raketen abschießen, die ihre Ziele mithilfe von GPS finden. Auch der Abschuss von Panzerminen ist möglich. Damit kann unter anderem ein Bereich gegen feindliche Infanterie abgesperrt werden.
Ein großer Vorteil der Mars-II-Raketenwerfer ist die große Mobilität der Systeme. Durch den Kettenantrieb kann das Fahrzeug schnell an andere Orte fahren. So kann es feindlichem Artilleriefeuer ausweichen oder selbst neue Ziele ins Visier nehmen. Dabei erreicht das Fahrzeug Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Am Ziel angekommen ist der von einer dreiköpfigen Besatzung betriebene Raketenwerfer schnell einsatzbereit und kann bis zu zwölf Raketen in 55 Sekunden abfeuern.
Höhere Reichweite als Haubitzen: Das macht Mars II so wichtig für den Ukraine-Krieg
Im Gegensatz zu der ebenfalls von Deutschland bereitgestellten Panzerhaubitze 2000 verfügt Mars II über eine deutlich höhere Reichweite. Der Mehrfachraketenwerfer kann Ziele in bis zu 84 Kilometern Entfernung anvisiert. Die Reichweite der Panzerhaubitze 2000 ist bei 40 Kilometern erschöpft.
Die ukrainischen Truppen können sich somit deutlich weiter von den feindlichen Streitkräften entfernen und diese trotzdem weiter angreifen. Darüber hinaus benötigt der Mars-II nur eine dreiköpfige Besatzung. Die Panzerhaubitze 2000 muss von fünf Personen bedient werden.
Mars und Himars: Das unterscheidet die Mehrfachraketenwerfer voneinander
Welche Bedeutung Mehrfachraketenwerfer im Ukraine-Krieg haben, zeigen aktuell auch die sogenannten Himars-Raketenwerfer. Die Himars-Systeme (High Mobility Artillery Rocket System) hat US-Regierung an die ukrainische Armee geliefert. Sie sind eine Weiterentwicklung des Mars-II-Systems vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin.
Das Trägersystem für die Raketen wurde hierfür auf einem Radfahrzeug installiert. So können die Systeme sich noch schneller fortbewegen und wegen des geringeren Gewichts leichter in andere Regionen transportiert werden. Die Himars erreichen bis zu 90 km/h.
US-Lieferungen: Ukraine treibt mit Mehrfachraketenwerfer Gegenoffensive voran
Kiew nutzt die Raketenwerfer vor allem auch in der laufenden Gegenoffensive im Süden des Landes. In der Region Cherson haben die ukrainischen Streitkräfte nach britischen Geheimdienst-Informationen so unter anderem diverse Brücken zerstört und womöglich sogar den Nachschub der russischen Truppen abgeschnitten.
Himars-Systeme können mit der richtigen Munition eine Reichweite von mehreren hundert Kilometer erreichen. Die USA lieferten zu den Mehrfachraketenwerfern jedoch nur Munition mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern. Dadurch können ukrainischen Streitkräfte die Systeme effektiv im Kriegsgebiet einsetzten, jedoch nicht ohne weiteres Ziele auf russischem Territorium angreifen.
Ukraine-Krieg: Lambrecht kündigt weitere Lieferungen an: Artillerie soll „noch schneller und präziser wirken“
Laut Lambrecht soll die Industrie zusätzlich auch noch ein Artillerieortungsradar vom Typ Cobra liefern. „Der Vertrag ist bereits unterschrieben, jetzt beginnt die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an diesem hochkomplexen System.“ Von der Industrie müsse es noch abschließend für die Lieferung vorbereitet werden. „Damit werden unsere Artilleriesysteme noch schneller und präziser wirken können“, versprach die Ministerin. (fd mit dpa)
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