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„Gestorben an Granaten-Hunger“: Brisante Wagner-Audios zeigen Prigoschins Zwist mit Putin

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Von: Andreas Schmid

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Putins Koch
Jewgeni Prigoschin, bekannt als „Putins Koch“, im Twitter-Video. (Screenshot) © Dmitri / Twitter

Jewgeni Prigoschin und die Gruppe Wagner liegen im Clinch mit dem Kreml. Im Fokus: Munition, tote Söldner und zwei Sprachnachrichten.

Moskau – Kurz vor dem Jahrestag des Einmarsches in die Ukraine verschärfen sich in Russland die Spannungen zwischen der Militärführung und der Privatarmee Wagner. Nachdem die Aussagen der Söldner zuletzt mehrmals von denen des Kreml abgewichen waren, legt Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin nun nach.

Brisante Prigoschin-Audio: „Gebt Wagner Munition“

Prigoschin veröffentlichte am Mittwoch auf Telegram ein Interview mit dem bekannten russischen Militärblogger Wladlen Tatarski, in dem er sich über mangelnde Ausrüstung seiner Kämpfer durch das russische Militär beschwert. „Sie haben uns keine Munition gegeben, und sie geben uns auch jetzt keine“, ist in einer der beiden Audiodateien laut Übersetzung der Deutschen Presse-Agentur zu hören. Zudem forderte der als „Putins Koch“ bekannte Söldner-Chef zusätzliche Munition.

Prigoschin rief seine Landsleute dazu auf, ihn in seinen Forderungen nach Munition zu unterstützen und Druck auf die Armee auszuüben. „Wenn jeder Russe – das ist kein Aufruf zu Kundgebungen – (...) einfach nur sagen würde: ‚Gebt Wagner Munition‘ (...) dann wäre das schon sehr bedeutend“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur AFP. Putin selbst erteilte den Munitionsersuchen eine Absage. Keine Munition für Wagner!

Prigoschin zeigt „Jungs, die an Granaten-Hunger gestorben sind“

Prigoschin, der als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin gilt, ließ von seinem Pressedienst nun auch ein Foto von Dutzenden am Boden liegenden Männern veröffentlichen. Den Angaben zufolge handelt es sich um in der Ukraine getötete Wagner-Kämpfer.

„Das sind Jungs, die gestern gestorben sind - an ‚Granaten-Hunger‘ sozusagen“, sagte Prigoschin der Tonaufnahme zufolge. „Wer ist schuld daran, dass sie gestorben sind? Schuld sind die, die über die Versorgung mit ausreichend Munition hätten entscheiden sollen.“ Prigoschin nannte explizit auch die Namen von Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Schon in den vergangenen Tagen hatte der Geschäftsmann mehrfach scharfe Kritik geäußert.

Verteidigungsministerium kontert Wagner: „Entspricht absolut nicht der Realität“

Prigoschins Truppe, für die auch verurteilte Mörder und andere Strafgefangene rekrutiert wurden, ist für ihre besonders brutale Taktik berüchtigt, bei der hohe Verluste in den eigenen Reihen in Kauf genommen werden. In der Ukraine kämpfen die Wagner-Söldner derzeit neben den regulären russischen Soldaten um die östliche Stadt Bachmut. Sie galt von Wagner schon als erobert, doch die Ukraine hält dagegen. Prigoschin machte jüngst die „monströse Militärbürokratie“ in Moskau für das langsame Vorankommen verantwortlich. Beobachter wie das Institute for the Study of War sehen zwischen beiden Lagern aber schon seit längerem einen Machtkampf schwelen.

Das russische Verteidigungsministerium wies die seit Tagen erhobenen Vorwürfe über Ausrüstungsprobleme an der Front schon am Dienstag zurück. Ohne explizit Prigoschin anzusprechen, teilte das Ministerium mit: „Alle Aussagen, die angeblich im Namen von Sturmtruppen über Munitionsmangel getätigt wurden, entsprechen absolut nicht der Realität.“ (as/dpa)

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