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Russland trotz Sanktionen mit glänzender Energieexport-Bilanz – nur China nimmt mehr ab als Deutschland

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Von: Markus Hofstetter

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Rohstoffexporte sind trotz Sanktionen immer noch Putins wichtigste Einnahmequelle. Allein Deutschland hat zwölf Milliarden Euro an Moskau überwiesen. Doch es gibt eine Schwachstelle.

Helsinki - Im Ukraine-Konflikt sollte Russland durch westliche Sanktionen wirtschaftlich in den Abgrund getrieben werden. Doch diese Strategie scheint die Rohstoffexporte betreffend bisher nicht aufzugehen. Laut einem am Montag (13. Juni) veröffentlichten Bericht des in Finnland ansässigen Centre for Research on Energy and clean Air (CREA) hat Wladimir Putin in den ersten 100 Tagen des Krieges mit dem Export fossiler Brennstoffe 93 Milliarden Euro verdient.

Russland mit glänzender Bilanz beim Energieexport: Nur China überweist mehr als Deutschland

Demnach ist die EU im Zeitraum zwischen dem 24. Februar und 3. Juni mit 61 Prozent der mit Abstand größte Abnehmer von russischem Gas und Erdöl. 57 Milliarden Euro flossen aus der Wirtschaftsgemeinschaft nach Moskau. Deutschland ist mit 12,1 Milliarden Euro der bei weitem wichtigste EU-Kunde, gefolgt von Italien mit 7,8 Milliarden Euro und den Niederlanden mit 7,8 Milliarden Euro. Polen hat laut dem Bericht 4,4 Milliarden Euro überwiesen. Global betrachtet ist allerdings China mit Rohstoffimporten im Wert von 12,6 Milliarden Euro der größte Abnehmer.

Ukraine-Krieg und Russland-Sanktionen: Tanks des russischen Konzerns Transneft in Ust-Luag
Tanks des russischen Konzerns Transneft in Ust-Luga © Igor Russak/dpa

Das bedeutendste Rohstoffprodukt ist laut CREA Rohöl, mit dem Russland 46 Milliarden Euro eingenommen hat. Mit Erdgas verdiente Moskau 24 Milliarden Euro. Der Rest der Einnahmen stammt aus dem Verkauf von Erdölprodukten, verflüssigtem Erdgas (LNG) und Kohle. Zwar hat die EU vor kurzem ein schrittweises Embargo für ihre Ölimporte aus Russland beschlossen, wobei es jedoch Ausnahmen gibt. Russisches Gas dagegen ist bislang nicht betroffen.

Russland verdient weiter Milliarden mit Energieexport: Frankreich erhöht bewusst LNG-Importe

Insgesamt betrachtet gingen die russischen Energieexporte im Mai im Vergleich zur Zeit vor der Invasion um 15 Prozent zurück. Zudem muss Russland seine Bodenschätze zu Discountpreisen auf dem Weltmarkt anbieten, da Abnehmer diese meiden. Das kostete das Land im Mai rund 200 Millionen Euro täglich. Dennoch beliefen sich die Einnahmen auf 880 Millionen Euro pro Tag. Denn gleichzeitig profitierte Russland von den explodierenden Energiepreisen, die im Vergleich zum vergangenen Jahr um 60 Prozent gestiegen sind.

Während einige Länder die Energieimporte aus Russland reduzieren, haben andere Länder wie China, Indien und Frankreich ihre Einkäufe erhöht. Laut CREA ist Frankreich inzwischen zum weltweit größten Käufer von russischem LNG aufgestiegen. Bei den Importen soll es sich um Spot-Geschäfte, und nicht um langfristige Lieferverträge handeln. Dies bedeutet, dass sich Frankreich trotz der Invasion in der Ukraine bewusst für die Nutzung russischer Energie entschieden hat.

Russlands Energieexporte: Tanker aus dem Westen sind Schwachstelle für russisches Erdöl

Der CREA-Bericht gibt auch einen Ansatzpunkt, die Ölexporte für Russland zu erschweren. Da das Öl zunehmend in ferne Märkte verkauft wird, kommen immer mehr Tanker zum Einsatz. Im April und Mai wurden 68 Prozent der Ölausfuhren über Schiffe abgewickelt, die im Besitz von Reedereien aus der EU, Großbritannien und Norwegen sind. Sanktionen gegen diese Tanker könnten eine Möglichkeit sein, die russischen Rohölexporte beträchtlich einzuschränken.

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