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Putins Beleg für „schmutzige Bombe“ nur Rauchmelder: Slowenien erkennt Foto wieder

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Von: Franziska Schwarz

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Russland wirft Kiew im Ukraine-Krieg vor, an einer „schmutzigen Bombe“ zu arbeiten. Die slowenische Regierung erkennt aber in mindestens einem der „Beweisfotos“ ein eigenes.

Ljubljana - Die slowenische Regierung wirft dem Kreml unter Wladimir Putin vor, für seine angeblichen Beweise für eine „schmutzigen Bombe“ der Ukraine ein altes Foto von Rauchmeldern genutzt zu haben - und zwar eines von der slowenischen Atommüllentsorgungsbehörde Arao aus dem Jahr 2010.

Das russische Außenministerium hatte das Foto auf Twitter veröffentlicht, die slowenische Regierung prangerte den Fake nun ebendort an. Hier der entsprechende Thread:

Das Foto sei „ohne Kenntnis der Arao missbräuchlich verwendet worden“, erklärte Dragan Barbutovski, Berater des slowenischen Regierungschefs Robert Golob, am Mittwoch (26. Oktober) der Nachrichtenagentur AFP. Man habe das Bild zu Erläuterungszwecken für „Präsentationen für Fachpublikum und breite Öffentlichkeit“ verwendet, erklärte auch der Chef der slowenischen Behörde, Sandi Virsek. In dem abgebildeten Behältnis hätten sich „Rauchmelder für den allgemeinen Gebrauch“ befunden - und keinerlei radioaktives Material.

„Schmutzige Bombe“ im Ukraine-Krieg? Slowenien wirft Russland Fake-Foto vor

Russlands für radioaktive, biologische und chemische Substanzen zuständiger Generalleutnant Igor Kirillow hatte zwei Tage zuvor gesagt, die Ukraine mit Präsident Wolodymyr Selenskyj sei „in der abschließenden Phase“ der Herstellung einer „schmutzigen Bombe“. Seine Äußerungen begleitete er auf Twitter mit einem Foto, auf dem unter anderem ein Behältnis zu sehen war, auf dem das slowenische Wort „Radioaktivno“ stand und das nach russischen Angaben Atommüll enthielt.

Die Portal The New Voice of Ukraine berichtete außerdem, unabhängige Faktenchecks legten nahe, dass die angeblichen Beweisfotos für die „schmutzige Bombe“ Nuklearanlagen in Russland zeigten. Die Faktenchecker nutzten für ihre Einschätzung frei verfügbare, offene Quellen, was in der Sprache der Nachrichtendienste auch Open Source Intelligence (OSINT) genannt wird.

Eine „schmutzige Bombe“ besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. 

Ukraine-News: IAEA-Chef Grossi glaubt nicht an „schmutzige Bombe“

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat sich bereits in die Debatte eingeschaltet. Atom-Experten der Organisation würden diese Woche zwei ukrainische Atomanlagen untersuchen, die von Russland erwähnt worden seien, kündigte IAEA-Chef Rafael Grossi am 24. Oktober an. „Sie werden dort die Materialbilanz prüfen, denn wir wissen über jedes Gramm an nuklearem Material in der Ukraine Bescheid“, zitierte die Washington Post Grossi. An einem der zwei Standorte sei das zuletzt im September geschehen. „Dort wurden keine unbekannten nuklearen Tätigkeiten oder Materialien entdeckt“, sagte Grossi.

Die Atomenergiebehörde in Wien kontrolliert regelmäßig zivile Nuklearanlagen in der Ukraine und auf der ganzen Welt, um sicherzustellen, dass kein spaltbares Material für militärische Zwecke missbraucht wird. (frs mit Material von AFP)

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