Update vom 17. Mai, 14.55 Uhr: Die Bemühungen zur Rettung der letzten in Mariupol verbliebenen ukrainischen Soldaten gehen Angaben aus Kiew zufolge weiter. „Wir arbeiten an weiteren Etappen der humanitären Operation“, schrieb die ukrainische Vize-Regierungschefin, Iryna Wereschtschuk, an diesem Dienstag im Nachrichtendienst Telegram. Die 52 Schwerverletzten, die am Montag aus dem Stahlwerk Azovstal herausgebracht wurden, würden bald gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht, sagte sie. Von russischer Seite gab es dafür weiter keine Bestätigung.
Am Vortag ergaben sich insgesamt rund 260 Ukrainer, die sich im Werksgelände verschanzt hatten. Das Verteidigungsministerium in Kiew begründete den Schritt mit der „Erfüllung der Kampfaufgaben“. Es wurde erwartet, dass auch die übrigen Soldaten die Waffen strecken. Mariupol wurde seit Anfang März von russischen Truppen belagert und zuletzt weitgehend eingenommen.
Update vom 17. Mai, 13.45 Uhr: Nach Angaben von Russland und der Ukraine wurden die Verhandlungen zwischen den Ländern mit Blick auf den Ukraine-Krieg eingestellt. „Nein, Verhandlungen dauern nicht an“, wurde der stellvertretende russische Außenminister Andrej Rudenko von der russischen Zeitung Kommersant zitiert. Die Ukraine habe sich aus den Verhandlungen zurückgezogen, behauptete Rudenko demnach. „In keiner Weise“ gebe es Verhandlungen, so der stellvertretende Minister. Er warf der Ukraine vor, zu versuchen, die im Rahmen der Verhandlungen vereinbarten Bestimmungen zu verzerren.
Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mykhailo Podolyak, bestätigte Rudenko. „Der Verhandlungsprozess ist tatsächlich pausiert“, wurde Podolyak von der ukrainischen Zeitung Ukrainska Pravda zitiert. Hierfür machte er aber Russland verantwortlich. Moskau habe kein Verständnis für die Prozesse und nutze die Verhandlungen lediglich als Propaganda zu innenpolitischen Zwecken. „Der Krieg läuft nicht mehr nach den Regeln, dem Zeitplan oder den Plänen Russlands“, so Podolyak laut Ukrainska Pravda.
Update vom 17. Mai, 12.20 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben seit Montag 265 ukrainische Kämpfer des belagerten Stahlwerks in Mariupol gefangen genommen. „In den vergangenen 24 Stunden haben 265 Kämpfer, darunter 51 Schwerverletzte, ihre Waffen niedergelegt und sich in Gefangenschaft begeben“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Dienstag.
Die Zahlen unterscheiden sich geringfügig von den Angaben aus Kiew. Dort war zuvor die Rede von 264 Gefangenen - unter ihnen 53 Schwerverletzte. Das russische Ministerium veröffentlichte auch ein Video, das die Gefangennahme der Ukrainer, medizinische Behandlung sowie den Abtransport der Verletzten zeigen soll. Ob es tatsächlich zu dem von Kiew erhofften Gefangenenaustausch kommen wird, ließ Russlands Militär zunächst offen.
Alle Verletzten seien ins Krankenhaus von Nowoasowsk gebracht worden, sagte Konaschenkow. Nowoasowsk liegt östlich von Mariupol direkt an der Grenze zu Russland auf dem seit 2014 von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet. Zum Aufenthaltsort der übrigen Gefangenen machte er keine Angaben. Sie sollen nach ukrainischen Berichten in die Ortschaft Oleniwka nahe der Frontlinie gefahren sein.
Erstmeldung vom 17. Mai: München/Mariupol - Es waren Bilder, die in der Ukraine im Krieg mit Russland für große Emotionen sorgten. In der Nacht auf Dienstag (17. Mai) wurden 264 Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol evakuiert. 53 Schwerverletzte seien zur Behandlung nach Nowoasowsk und 211 weitere Soldaten nach Oleniwka gebracht worden, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium am späten Montagabend.
Die Bemühungen zur Evakuierung der verbliebenen Soldaten sollten nach ukrainischen Angaben an diesem Dienstag fortgesetzt werden, hieß es aus Kiew. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor am Montag eine Waffenruhe in Mariupol verkündet, um verletzte ukrainische Soldaten aus dem Stahlwerk des Konzerns Asow-Stahl holen zu lassen. Moskau hatte „medizinische Einrichtungen“ in Nowoasowsk als Ziel der Evakuierungsaktion genannt. Heißt: Die ukrainischen Kämpfer wurden auf russisches Besatzungsgebiet gebracht - sie geraten damit in Kriegsgefangenschaft.
„Wir hoffen, dass wir das Leben unserer Jungs retten können“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft: „Ich möchte unterstreichen: Die Ukraine braucht ihre ukrainischen Helden lebend. Das ist unser Prinzip.“ Zuvor hatte der Generalstab der ukrainischen Armee in der Nacht zum Dienstag erklärt, die Soldaten hätten „ihren Kampfauftrag erfüllt“. Die Kommandeure hätten jetzt den Befehl, „das Leben“ der verbliebenen Soldaten zu „retten“.
Rund 1000 ukrainische Soldaten, darunter 600 Verletzte, hielten sich noch vergangene Woche in den Tunnelsystemen auf, wie die ukrainischen Behörden mitteilten. Die Kämpferinnen und Kämpfer waren ständigen Bombardements durch die russischen Truppen ausgesetzt. Die evakuierten Soldaten sollen zu einem späteren Zeitpunkt bei einem Gefangenenaustausch in die Ukraine zurückgebracht werden, teilte Kiew mit.
Wie es mit den verbliebenen Marineinfanteristen und Nationalgardisten im Asow-Stahlwerk weitergeht? In diesem News-Ticker halten wir Sie zu den Verhandlungen im Russland-Ukraine-Krieg auf dem Laufenden. (pm)