Russland startet Riesen-Manöver - Experte weist auf weiteren Konfliktherd hin: „Schiffe schwer beladen“
Russland und Belarus beginnen am Donnerstag ein großangelegtes Militärmanöver. Ziel sei es, „externe Aggressionen“ zu stoppen. Der Westen ist alarmiert.
- Russland und Belarus haben am Donnerstag ein gemeinsames Militärmanöver begonnen (siehe Erstmeldung).
- Die USA schätzen, dass Moskau dafür 30.000 russische Soldaten nach Belarus verlegt hat.
- Die Übung schürt im Westen Ängste vor einem möglichen russischen Angriff auf die Ukraine.
Update vom 11. Februar, 15.44 Uhr: Parallel zum Manöver in Belarus ließ Russland zuletzt Kriegsschiffe im Schwarzen Meer üben. Dagegen hatte sich Protest aus dem ukrainischen Außenministerium geregt - auch, weil die Manöver die Schifffahrt im Asowschen Meer und im Schwarzen Meer unmöglich mache. Unklar ist, ob davon auch der Handel betroffen ist.
Ein türkischer Militärexperte wies auf Anfrage von bild.de darauf hin, dass die durch Istanbul ins Schwarze Meer gelangten Schiffe auch für eine Landung in der Ukrainie geeignet seien. Die russische Marine habe sechs Landungsschiffe und ein U-Boot dorthin verlegt, sagte Marine-Experte Yörük Isik vom Istanbuler „Middle East Institute“ dem Portal. „Ich habe die Schiffe letzte Nacht selbst gesehen. Sie sind schwer beladen und können jeweils bis zu 20 Panzer transportieren.“
Russland startet Militärmanöver: Estland, Lettland und Litauen fordern Informationen von Belarus
Update vom 11. Februar, 14.25 Uhr: Estland, Lettland und Litauen fordern von Belarus nähere Informationen über das groß angelegte Militärmanöver mit Russland. Nach Angaben des lettischen Verteidigungsministeriums in Riga haben die drei EU- und Nato-Länder über die OSZE eine formelle Anfrage an die autoritäre Führung in Minsk gerichtet. Alle drei baltischen Staaten grenzen an Russland. Lettland und Litauen grenzen auch an Russlands Verbündeten Belarus.
Die baltischen Länder wollen demnach Einzelheiten zu der Übung gemäß Kapitel 3 des Wiener Dokuments der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erhalten. Das Übereinkommen regelt, wie sich die OSZE-Staaten gegenseitig über ihre militärischen Aktivitäten austauschen müssen. Die Baltenstaaten erwarten aus Minsk zusätzliche Angaben etwa zur Art und Anzahl an beteiligen Truppen und Waffensystemen, hieß es in der Mitteilung.
Russland startet Riesen-Manöver in Lukaschenkos Belarus - und legt nächste „taktische Übung“ nach
Update vom 11. Februar, 12.38 Uhr: Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen in der Ukraine-Krise hat Russland weitere Militärübungen an der Grenze zum Nachbarland angekündigt. 400 Soldaten nähmen am Freitag an einer „taktischen Übung“ in der Region Rostow teil, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Bei den Manövern kämen auch rund 70 Militärfahrzeuge, darunter Panzer sowie Drohnen, zum Einsatz. Ziel sei das Training für den „Kampfeinsatz“.
Russland hat im Ukraine-Konflikt in den vergangenen Tagen verstärkt die Muskeln spielen lassen. Am Donnerstag begannen in Belarus Militärübungen mit mehreren zehntausend russischen Soldaten. Die Manöver sollen bis 20. Februar andauern. Im Schwarzen Meer fand zudem ein Marinemanöver statt, bei dem „das Aufspüren und Zerstören“ feindlicher Schiffe geübt wurde, wie das russische Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte.
US-Präsident Joe Biden verschärfte ebenfalls am Freitag den Tonfall in der Ukraine-Krise - mit einer deutlichen Warnung.
Russisches Manöver in Belarus: Telefonat mit den USA
Update vom 10. Februar, 21.35 Uhr: US-Generalstabschef Mark Milley und sein belarussischer Kollege Viktor Gulewitsch haben sich wegen des Militärmanövers von Belarus und Russland nahe der ukrainischen Grenze telefonisch besprochen. Beide Generäle tauschten sich über regionale Sicherheitsthemen aus, teilte das US-Verteidigungsministerium am Donnerstag in Washington mit. Man habe mit dem Telefonat die Kommunikation zwischen den beiden Generalstabschefs erleichtert, um so die Gefahr von „Fehleinschätzungen“ zu verringern.
Belarus und Russland starten Riesen-Militärmanöver - Litauen schickt der Ukraine Waffen
Update vom 10. Februar, 16.12 Uhr: Inmitten schwerer Spannungen mit Russland soll die Ukraine in Kürze von Litauen Waffen bekommen. Die Stinger-Flugabwehrraketen aus US-Produktion würden in den kommenden Tagen eintreffen, schrieb die litauische Regierungschefin Ingrida Simonyte am Donnerstag auf Twitter. Darüber habe sie ihren ukrainischen Kollegen Denis Schmygal informiert.
„Ich hoffe und wünsche mir aufrichtig, dass die Ukraine sie nie einsetzen muss“, schrieb die Ministerpräsidentin des baltischen EU- und Nato-Landes während eines Besuchs in Kiew. In einem weiteren Tweet fügte sie hinzu: Die Ukraine könne auf die Unterstützung Litauens zählen - jetzt und immer.
Litauen hatte im Januar zusammen mit den beiden anderen Baltenstaaten Estland und Lettland angekündigt, in den USA hergestellte Panzerabwehrraketen und Flugabwehrsysteme an Kiew zu liefern - mit Zustimmung Washingtons. Damit solle die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine gestärkt werden.
Litauen will zudem auch Nachtsichtgeräte an Kiew übergeben, Lettland hat die Lieferung von nicht näher bezeichneter Ausrüstung beschlossen. Estland hingegen möchte neun Artilleriegeschütze aus DDR-Altbeständen in die Ukraine liefern und hat die Bundesregierung um Zustimmung gebeten. Eine Entscheidung dazu steht noch aus. Am Abend trifft Estlands Regierungschefin Kajas Kallas in Berlin Kanzler Olaf Scholz (SPD).
Russlands Belarus-Manöver: Nicht nur Ukraine reagiert empört - „Geste großer Gewalt“
Update vom 10. Februar, 15.30 Uhr: Russland und Belarus haben am Donnerstag ein riesiges Militärmanöver begonnen - die Aktion trifft auf heftige Kritik.
Der ukrainische Staatschef Selenskyj etwa warf Russland und Belarus vor, mit der „Ansammlung an Streitkräften an der Grenze“ psychologischen Druck auf sein Land auszuüben. Die ukrainische Armee hatte als Reaktion auf das russisch-belarussische Manöver eigene Militärübungen angesetzt, die parallel zu denen in Belarus stattfinden sollen.
Scharfe Kritik an dem Militärmanöver in Belarus übte auch die französische Regierung. Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte dem Sender France Inter, die Übungen seien „extrem“ groß angelegt. Frankreich sei angesichts dieser „Geste großer Gewalt“ besorgt.
Belarus und Russland starten Riesen-Militärmanöver: „Beispiellose Bedrohung“ - mitten in der Ukraine-Krise
Erstmeldung: Brest - Während unter anderem in Berlin diplomatische Bemühungen anlaufen, um den Konflikt in der Ostukraine* zu entschärfen, beginnen Russland und Belarus ein gemeinsames Militärmanöver. Laut russischem Verteidigungsministerium ist das Ziel der Übung in Belarus, „externe Aggressionen im Rahmen eines Verteidigungseinsatzes zu stoppen und abzuwehren“. Das Manöver, das am Donnerstag (10. Februar) beginnt, soll bis zum 20. Februar andauern. In den vergangenen Tagen hatte es bereits einzelne Manöver beider Armeen gegeben.
Die Übungen finden den Angaben zufolge auf fünf Militärgeländen, vier Luftwaffenstützpunkten sowie an „verschiedenen“ weiteren Orten in Belarus statt. Einen Schwerpunkt bildet dabei die im Grenzgebiet zur Ukraine gelegene Region Brest. Zur Zahl der an den gemeinsamen Übungen beteiligten Soldaten machten Belarus und Russland* keine Angaben. Laut Kreml sollen die russischen Soldaten nach Ende der Übung wieder zu ihren Standorten zurückkehren.
Ukraine-Krise: 30.000 russische Soldaten in Belarus - Lukaschenkos Land „militärisch angeschlossen“?
Die USA gehen davon aus, dass Russland für das Manöver rund 30.000 Soldaten nach Belarus verlegt hat. Russland hatte in den vergangenen Wochen schweres Militärgerät in das Nachbarland gebracht - darunter Luftabwehrsysteme vom Typ S-400. Zudem wurden laut Angaben aus Moskau Kampfflugzeuge des Typs Suchoi Su-25SM über 7000 Kilometer aus der Region Primorje am Japanischen Meer auf Militärflugplätze im Gebiet von Brest verlegt.

Russland habe „faktisch Belarus militärisch angeschlossen“, sagte der SPD-Außenpolitiker Michael Roth im ZDF-„Morgenmagazin“. Wladimir Putin ist der wichtigste Verbündete des international weitgehend isolierten belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko*.
Russisches Militärmanöver in Belarus: „Beispiellose Bedrohung“ - mitten in der Ukraine-Krise
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte nach Angaben der Agentur Interfax, die Manöver seien angesichts der „beispiellosen Bedrohung“ notwendig. Es seien nicht die ersten Übungen dieser Art, aber sie fielen diesmal wegen der Spannungen mit dem Westen größer aus als sonst. Belarus und Russland hatten Transparenz während des Manövers zugesagt.
Moskau hat nach westlichen Angaben in den vergangenen Monaten mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Dies schürt die Furcht vor einem möglichen Großangriff Russlands auf das Nachbarland. Die Nato stockt deshalb ihre Truppenkontingente in den östlichen Mitgliedsstaaten auf. Die USA und weitere Verbündete liefern zudem Waffen an Kiew.

Russland weist jegliche Angriffspläne zurück. Zugleich führt der Kreml ins Feld, sich von der Nato bedroht zu fühlen. Von dem Militärbündnis sowie von den USA fordert Staatschef Wladimir Putin umfassende Sicherheitsgarantien, etwa den Verzicht auf eine Osterweiterung der Nato.
Ukraine-Krise: Diplomatische Bemühungen in Berlin
Unterdessen treffen am Donnerstag in Berlin außenpolitische Berater aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine zu Gesprächen im Rahmen des sogenannten Normandie-Formats zusammen*. Am Abend will sich außerdem Bundeskanzler Olaf Scholz im Kanzleramt mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda, der estnischen Ministerpräsidentin Kaja Kallas und dem lettischen Ministerpräsidenten Krisjanis Karins treffen. Die drei baltischen Staaten, die an Russland grenzen, fordern ein hartes Vorgehen gegen Putin.
Für den Fall, dass der Ukraine-Konflikt eskalieren sollte, hält Großbritannien eigenen Angaben zufolge Tausende Soldaten für „humanitäre“ Einsätze bereit. Das erklärte das Büro des britischen Premierministers Boris Johnson vor dessen Reise ans Nato-Hauptquartier am Donnerstag. London warnte, dass eine russische Invasion in die Ukraine in einer „humanitären Katastrophe“ resultieren würde, die zu Fluchtbewegungen an den Grenzen Europas, insbesondere in Länder wie Litauen und Polen, führen könnte.
Ukraine-Konflikt: Heftige Debatte in Nato-Ost-Ländern - Ungarn will keine Soldaten, Slowakei streitet über Vertrag
Ungarn* kündigte unterdessen an, der Stationierung von Nato-Soldaten auf seinem Gebiet nicht zustimmen zu wollen. „Wir brauchen keine zusätzlichen Truppen auf dem Staatsgebiet Ungarns“, sagte Peter Szijjarto, der Außenminister des EU- und Nato-Lands, am Mittwochabend dem europäischen Nachrichtensender Euronews. Ungarn grenzt im Osten unmittelbar an die Ukraine. Laut Szijjarto gebe es bereits Nato-Truppen in Ungarn, „nämlich die ungarische Armee“. Diese sei selbst in der Lage, die Sicherheit des Landes zu garantieren.
Anders die Lage in der Slowakei: Präsidentin Zuzana Caputova hat ein umstrittenes Militärabkommen mit den USA ratifiziert. Es ermöglicht den USA den Ausbau zweier Militärflughäfen in dem direkt an die Ukraine grenzenden EU-Land. Die notwendige Zustimmung des slowakische Parlaments, mit der das Abkommen als internationaler Vertrag über slowakischen Gesetzen steht, erfolgte am Mittwoch nach einer von Handgreiflichkeiten rechtsextremer Abgeordneter überschatteten Debatte. Vor dem Parlamentsgebäude demonstrierten mehrere Tausend Menschen dagegen. Nach Umfragen ist eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung gegen den Militärvertrag. (sh/dpa/AFP) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.