Der große Fehler des Kreml im Ukraine-Krieg? Russische Invasion wurde wohl dreimal verschoben

Die Eroberungen des russischen Militärs im mittlerweile nahe 10-monatigen Krieg in der Ukraine sind überschaubar. Es war wohl der FSB, der auf den Zeitpunkt der Invasion gedrängt hat.
Kiew/ Moskau – Der Ukraine-Krieg ist bisher nicht nach den Vorstellungen des Kremls und Wladimir Putins gelaufen. Die Vorwände für den Krieg veränderten sich in den vergangenen Monaten immer wieder, Putin musste eine Teilmobilmachung ausrufen und die russischen Truppen können für den betriebenen Aufwand nicht gerade viel vorweisen.
Jetzt nennt Vadym Skibitsky, der stellvertretende Leiter des ukrainischen Militärnachrichtendienstes HUR, den vermeintlichen Fehler des Kremls, der bereits vor dem Kriegsbeginn begangen wurde.
Ukraine-Krieg: FSB drängte den Kreml zum Angriff auf die Ukraine
Gegenüber der Bild Zeitung sagt Skibitsky: „Nach unseren Informationen wurde die Angriffsoperation dreimal verschoben, zuletzt Mitte Februar.“ Wladimir Putin habe sich wiederholt mit seinem Generalstabschef Gerassimov und Verteidigungsminister Shoigu beraten. Es sei der FSB gewesen, der im Kreml auf den Angriff auf die Ukraine gedrängt habe. Sie seien der Auffassung gewesen, hinreichend informiert gewesen zu sein, meint Skibitsky: „Sie hatten gewaltige Ressourcen investiert und sie drängten Gerassimov zum Angriff.“
Dies sei der große Fehler Russlands gewesen. Gerassimov habe nachgegeben und eine russische Armee, die nicht für den Krieg in der Ukraine vorbereitet war, sei in sein Nachbarland eingefallen. In der Folge seien „all ihre ersten Angriffsziele gescheitert, sie konnten Kiew nicht einschließen, Sumy, Chernihiv und Charkiw nicht erobern.“
Derweil behauptet Kreml-Sprecherin Sacharowa, im Westen würde es zugehen wie bei George Orwells Dystopie „1984“.
Ukraine-Krieg: Russlands Strategie gegen die ukrainische Bevölkerung
Zudem spricht Skibitsky über das derzeitige Stadium des Kriegs und das Vorgehen Russlands: „Die Angriffe gegen unsere Energie-Infrastruktur finden im ganzen Land statt.“ Ziel dieser Taktik sei es aus russischer Sicht zum einen der ukrainischen Ökonomie entscheidend zu schaden und darüber hinaus das Leben der Menschen vor Ort derartig zu zerstören, dass ihr Widerstand breche. Russland schaffe es nicht, das ukrainische Militär zu schlagen, „deswegen versuchen sie den Widerstand der Bevölkerung zu schwächen“, heißt es von Skibitsky. Diese Taktik Russlands spiegelt sich beispielsweise in Drohnenangriffen auf die ukrainische Infrastruktur wieder, wie sie etwa am Montag (19. Dezember) in Kiew stattfanden. (lp)