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Ukraine: Spekulationen um exakten Zeitpunkt für Invasion durch Russland - Was hinter all dem stecken könnte

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Von: Cindy Boden

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US-Präsident Joe Biden (l.) und Russlands Präsident Wladimir Putin
US-Präsident Joe Biden (l.) und Russlands Präsident Wladimir Putin (Montage) © CHIP SOMODEVILLA/NATALIA KOLESNIKOVA/afp

Eine Invasion Russlands in die Ukraine während Olympia, vielleicht ab 16. Februar? Dieses Datum macht die Runde. Was ist dran? Und warum verbreitet Washington ein Datum?

Washington, D.C. - Stundenlange Krisensitzungen und Gespräche, Schaltkonferenzen zwischen den Mächtigen, Telefonate von oberster Stelle: Die Krisendiplomatie um den Ukraine-Konflikt hat Hochsaison. Besonders jetzt, da der Westen verstärkt mit einem möglichen Einmarsch Russlands in dessen Nachbarland rechnet.

Die US-Regierung erklärte am Freitag (11. Februar), sie halte einen russischen Einmarsch in die Ukraine noch vor dem Ende der Olympischen Winterspiele in China am 20. Februar für möglich. Diese Zeitspanne wird Berichten zufolge intern auch noch weiter eingegrenzt. Sogar von einem konkreten Tag ist die Rede: Mittwoch, der 16. Februar.

Bald Invasion Russlands in die Ukraine: Genaues Datum kursiert - was dahinter stecken könnte

So vermeldete der Spiegel Informationen, wonach der US-Geheimdienst CIA und das US-Militär Nato-Staaten darüber in Kenntnis gesetzt hätten. Neue Informationen ließen fürchten, ein Angriff könnte bereits kommenden Mittwoch erfolgen. Der Bericht bezieht sich auf Angaben von mehreren Diplomaten und Militärs. Auch ein Tweet von Nick Schifrin, Reporter des US-Mediums PBS News Hour, enthält diesbezüglich Informationen: Die USA erwarteten, dass die Invasion nächste Woche beginne, hätten ihm mehrere Beamte berichtet.

Offiziell und öffentlich war anschließend von der US-Regierung zunächst nichts zu diesem Datum zu hören. Berichte kommentierten die Vertreter nicht. Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, bezog sich nur auf die Möglichkeit eines Angriffs während der Olympischen Winterspiele. Konkreter wurde er bei der Vermutung, es könnte mit „Luft- und Raketenangriffen“ beginnen, die Zivilisten töten könnten.

Ukraine-Konflikt: Russland weist angebliche Invasionspläne zurück

Zu dem aktuellen Geschehen gehört auch, dass Russland generell Pläne einer Invasion in die Ukraine weiterhin verneint. Jegliche Angriffspläne bestreitet Moskau seit vielen Wochen. Die Regierung um Präsident Wladimir Putin führt aber an, sich von der Nato bedroht zu fühlen. Die Welt berichtet über eine erneute Zurückweisung der Invasionspläne: Die russische Außenminister habe erklärt, westliche Staaten verbreiteten diesbezüglich Falschinformationen und würden dabei von Medien unterstützt. Der Westen würde versuchen, von eigenen aggressiven Handlungen abzulenken. Zuletzt kündigte das Pentagon etwa die Entsendung von 3000 zusätzlichen US-Soldaten nach Polen an. Auch Russlands Botschaft in den USA wies die amerikanischen Warnungen als haltlos zurück. Es werde „Alarminismus“ verbreitet, ohne dass Beweise vorgelegt würden.

Der amerikanische Sicherheitsberater Sullivan sagte zumindest, die USA gingen weiterhin nicht davon aus, dass Russlands Präsident Putin bereits eine „endgültige Entscheidung“ für einen Angriff getroffen habe. Anzeichen für Deeskalation sieht die deutsche Außenminister Annalena Baerbock aber auch nicht, wie sie bei einem Besuch in Jordanien mitteilte.

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Biden und Putin telefonieren - Informationen zeigen, wie dringend es den USA ist

Dass die USA angespannt sind, zeigt sich aber nicht nur an der Entsendung von Truppen. So erklärten etwa Vertreter der US-Regierung am Freitag, Moskau habe ein Telefonat zwischen Biden und Putin am Montag vorgeschlagen, schließlich aber den Gegenvorschlag eines Gesprächs schon an diesem Samstag (12. Februar) akzeptiert. Der Kontakt sollte also zügig hergestellt werden.

Auf welchen Informationen die scharfe US-Warnung rund um das Datum fußt, war laut Spiegel in Berlin zunächst nicht zu erfahren. Es gibt viele Spekulationen darüber, warum US-Vertreter einen genauen Zeitpunkt verbreiten. Der Spiegel erwähnt etwa Insider, die es für möglich hielten, dass die USA die Informationen bewusst gestreut hätten, um die russischen Angriffspläne zu torpedieren.

„Putin ist doch nicht blöd und gibt die gute Verhandlungsposition auf.“

Ina Ruck, ARD-Korrespondentin, bei Twitter

Florian Neuhann, der für das ZDF aus Brüssel berichtet, wies Freitagabend auf Twitter auf ein Detail hin: „Je detaillierter westliche Warnungen vor einem Krieg werden (sogar mit Datum), desto größer das Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie dann nicht eintreffen.“

Ina Ruck, die schon lange für die ARD über Russland berichtet, schildete über Twitter ein weiteres Argument. Putin werde die Ukraine nicht so schnell angreifen, denn: „Er ist doch nicht blöd und gibt die gute Verhandlungsposition auf, in die er sich gerade erst gebracht hat.“

Russland selbst liefert ebenfalls einen Wink, wieso die USA so agieren. Laut dem russischen Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, gebe es inzwischen auch in den US-Kommentaren Anmerkungen, dass das Vertrauen der amerikanischen Bürger in die Äußerungen gesunken sei. Dass Biden immer wieder mit seinen Umfragewerten im eigenen Land kämpft, ist bekannt. Sollte er einen angeblichen Einmarsch am 16. Februar „verhindern“ können, könnte für positive Schlagzeilen und Vertrauen sorgen.

Spekulationen zum Ukraine-Konflikt: Kommt es zu einem Einmarsch Putins Truppen? Noch im Februar?

Spekulationen über einen möglichen Angriffszeitpunkt Mitte Februar gibt es schon länger. Denn bis dahin sei der Boden im Grenzgebiet gefroren, das würde einen Einmarsch einfacher machen. Außerdem spielen die Olympischen Spiele immer wieder eine Rolle. Es gibt Vermutungen darüber, Putin wolle den chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit einem angeblichen Einmarsch nicht brüskieren. Wartet er also eventuell doch?

Ein weiteres Datum, dass unter den zahlreichen Spekulationen und Kommentaren im Netz auftaucht, ist der 23. Februar. Ein wichtiger Tag in Russland, ein gesetzlicher Feiertag. Der Tag des Verteidigers des Vaterlandes, an dem alle Soldaten geehrt werden. Inwiefern Putin, sollte er Pläne haben, dieses Datum ins Auge fasst, ist jedoch genauso unsicher wie vieles andere in diesem Konflikt.

Schon jetzt ist die Lage jedenfalls äußert angespannt. Nachdem schon einige Länder diesen Schritt gingen, zog am Samstag dann auch Deutschland nach: Das Auswärtige Amt sprach eine Reisewarnung für die Ukraine aus. (cibo)

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