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„Erschreckend“: Deutsche zweifeln an Nato-Bündnispflichten - Wagenknecht überholt Baerbock

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Von: Leonie Hudelmaier

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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besucht ein Panzerbataillon der deutschen Streitkräfte
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius besucht ein Panzerbataillon der deutschen Streitkräfte. © IMAGO/David Inderlied

Der Sicherheitsreport 2023 verrät, welche Sorgen die Deutschen umtreiben. Angesichts der aktuellen Krisen zweifeln offenbar viele Bürger an den Bündnispflichten der Nato.

München – Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen haben im vergangenen Jahr die Politik, Medien und Stimmung der Menschen in Deutschland beherrscht. Wie der neuste Sicherheitsreport analysiert, wurden 2022 Corona-Ängste von Kriegsängsten abgelöst und Themen wie Verteidigungsfähigkeit und das Nato-Bündnis gewinnen an Bedeutung.

Nach knapp einem Jahr russischem Überfall auf die Ukraine sind 86 beziehungsweise 85 Prozent der über 16-Jährigen stark beunruhigt von der Inflation und dem Krieg, erklären das Meinungsforschungsinstitut Allensbach und das Centrum für Strategie und Höhere Führung.

Ukraine-Krieg und Co.: Deutsches Volk blickt unterschiedlich auf die Großmächte

Während Kriegsängste laut dem Mitherausgeber der Studie, Klaus Schweinsberg, vor einigen Jahren noch ein „Orchideenthema“ waren, ist das persönliche Bedrohungsgefühl auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren. 47 Prozent der 1023 Befragten fürchten eine militärische Auseinandersetzung, in die Deutschland verwickelt ist. 2013 waren es noch 16 Prozent.

Auf Platz eins der weltweiten Friedensgefährder sehen 82 Prozent Russland, gefolgt von China (60 Prozent) und Nordkorea (52 Prozent). 2021 war Nordkorea mit 58 Prozent an der Spitze – von Russland fühlten sich damals nur 32 Prozent bedroht, von China 46 Prozent. „Die Bevölkerung schätzt keine Unberechenbarkeit, egal von welchen Mächten“, sagt Schweinsberg.

Der Blick auf die Großmächte ist auch nach drei Jahrzehnten der Wiedervereinigung in Ost und West unterschiedlich. Während in Westdeutschland jeder Zweite (50 Prozent) die USA für einen verlässlichen Bündnispartner hält, geht das in den neuen Bundesländern nur 26 Prozent so. Auch führen 73 Prozent der ostdeutschen Befragten Russland als Friedensgefährder an – und liegen damit neun Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.

Der Ukraine-Krieg hat das deutsche Verhältnis zur Bundeswehr und Aufrüstung verändert. 67 Prozent der Befragten finden, dass der Staat mehr Geld in die Ausstattung der Bundeswehr investieren sollte. Einen solchen Wert habe man „lange nicht mehr gesehen“, sagt Schweinsberg.

Die Nato genieße in der Bevölkerung mit 86 Prozent eine große Zustimmung. Doch bei den Bündnispflichten sind sich die Deutschen nicht mehr so einig. Nur noch 45 Prozent befürworten, dass sich Deutschland militärisch beteiligt, wenn ein Nato-Staat angegriffen werden würde. 35 Prozent wären dagegen, 20 Prozent sind unentschieden. „Dass es unter den Deutschen kein klares Bekenntnis zu den Bündnisverpflichtungen in der Nato gibt, ist erschreckend“, resümiert Schweinsberg.

Umfrage: Mehrheit vertraut Verteidigungsminister - Wagenknecht überholt Baerbock

Als neuer Verteidigungsminister genießt hingegen Boris Pistorius angeblich große Beliebtheit bei den Bürgern. Der SPD-Politiker führt im neuen Insa-Ranking mit 51 Prozent die Liste der beliebten Politiker an. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) belegt mit 46 Prozent Platz zwei, gefolgt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit 44 Prozent. Die größte Überraschung dürfte diese Woche aber der vierte Platz sein: Statt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist in dieser Woche Sahra Wagenknecht (Linke) die viertbeliebteste Politikerin. Seit Baerbocks verrutschter Aussage über einen vermeintlichen Krieg des Westens gegen Russland ist die Grünenpolitikerin auf Platz acht abgerutscht.

Die Hilfsbereitschaft ist auch nach einem Jahr Krieg groß. Wie das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe mitteilt, spenden Menschen bereits zum zweiten oder dritten Mal. Schon 364 Millionen Euro sind zusammengekommen.

Leonie Hudelmaier

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