Umfrage-Absturz: Ampel verliert die Mehrheit – Union enteilt der SPD weit

Keine Ampelpartei kann im neuen „Deutschlandtrend“ zulegen – im Gegenteil. SPD, Grüne und FDP hätten mit den aktuellen Zustimmungswerten keine Mehrheit mehr.
Berlin – Eine „Fortschrittskoalition“ zu bilden war Ende 2021 das erklärte Ziel der Ampel. Knapp ein Jahr nach der Bundestagswahl und inmitten von Krisen von Corona bis Ukraine-Krieg ist die Euphorie jedoch verflogen. Oppositionsführer und CDU-Boss Friedrich Merz sprach sogar schon von „einer der schwächsten Bundesregierungen aller Zeiten“ – nun verliert die Ampel in einer aktuellen Umfrage ihre Mehrheit.
ARD-„Deutschlandtrend“: Ampel stürzt in Umfrage ab
Laut dem aktuellen „Deutschlandtrend“ der ARD kommen SPD, Grüne und FDP gemeinsam nur noch auf 45 Prozent. Das Bündnis würde damit, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, eine Mehrheit im Parlament verfehlen.
Stärkste Kraft wäre die Union mit 28 Prozent; ein Prozentpunkt mehr als im letzten „Deutschlandtrend“ vom 1. September. Die Grünen verlieren einen Prozentpunkt und kommen auf 21 Prozent. Damit ist die Ökopartei aber nach wie vor zweitstärkste Kraft noch vor der Kanzlerpartei SPD. Die Sozialdemokraten erreichen unverändert 17 Prozent.
14 Prozent der Befragten würden sich für die AfD entscheiden, die damit einen Prozentpunkt zulegen würde. Auch in anderen aktuellen Erhebungen hatten die Rechtspopulisten leicht zugelegt. Die FDP kommt im aktuellen „Deutschlandtrend“ auf sieben Prozent (-1), die Linke auf fünf Prozent der Stimmen.
Menschen sorgen sich vor Energiekrise: Warum die Ampel in Umfragen so schlecht ist
Warum schneidet die Bundesregierung so schwach ab? Ein Aspekt scheint das schwindende Vertrauen in einzelne Ampelminister wie etwa Wirtschaftsressortchef Robert Habeck (Grüne). Der lange beliebteste Minister befindet sich aktuell in jenem Stimmungstief, in dem andere Kabinettsmitglieder wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) schon lange stecken.
Ein weiterer Aspekt scheint die aktuell angespannte Versorgungslage aufgrund von steigenden Energiepreisen und Inflation. Dafür allein die Ampel verantwortlich zu machen, wäre zwar falsch. Dennoch wird sie zwangsläufig mit der derzeitigen Situation in Verbindung gebracht.
Umfrage zu Energiekosten: Mehr als jeder Dritte rechnet mit Problemen
Mehr als jeder dritte Erwachsene in Deutschland (39 Prozent) rechnet laut „Deutschlandtrend“ damit, im nächsten Winter Energierechnungen nicht oder nur mit erheblichen Schwierigkeiten bezahlen zu können. Vor allem Menschen mit geringerem Einkommen und Jüngere sorgten sich. 58 Prozent derjenigen, die über ein geringes monatliches Haushaltsnettoeinkommen (unter 1500 Euro) verfügen, rechnen demnach mit Zahlungsschwierigkeiten.
Die deutlich gestiegenen Gas- und Stromkosten sorgen der Umfrage zufolge dafür, dass die Bundesbürger mit negativen wirtschaftlichen Erwartungen in die Zukunft blicken. Mehr als acht von zehn Befragten (83 Prozent) rechneten damit, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Lediglich 13 Prozent erwarteten dies nicht. Die meisten Menschen in Deutschland (59 Prozent) glauben aber, dass es in den Wintermonaten zu keinen Ausfällen in der Strom- und Gasversorgung kommt.
Hinweis zur Umfrage
Für die Erhebung befragte das Institut Infratest Dimap vom 13. bis 14. September nach eigenen Angaben insgesamt 1224 Wahlberechtigte in Deutschland. Die Fehlertoleranz liege zwischen zwei und drei Prozentpunkten.
ARD-„Deutschlandtrend“: Mehrheit für Koalition aus CDU/CSU und Grünen
Für die Koalitionsbildung ist das Ergebnis übrigens sehr interessant. Adieu Ampel, hallo schwarz-grün? Ein Bündnis aus Union und Grünen würde im Gegensatz zur Ampel die erforderliche Mehrheit erreichen. Auf Landesebene gibt es dieses Modell bereits. Seit Jahren regiert in Baden-Württemberg mit Winfried Kretschmann ein grüner Ministerpräsident zusammen mit der CDU.
Gleichzeitig setzt die CDU zuletzt immer wieder auf die Grünen als Juniorpartner, etwa in Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Nach der anstehenden Landtagswahl in Niedersachsen (9. Oktober) könnte Schwarz-Grün ebenfalls interessant werden. (as)