US-Star Colbert: Wegen dieser Wutrede fordern Trump-Fans seinen Rücktritt

Los Angeles - Stephen Colbert gehört zu den großen US-Late-Night-Talkern. Mit einer Wutrede an die Adresse Donald Trumps handelt er sich nun Ärger ein - nicht nur von Trump-Fans.
An Witze über Donald Trump ist die US-Öffentlichkeit längst gewöhnt: Nach anfänglicher Scheu - zu beobachten etwa in einem Interview Jimmy Fallons mit Trump - fassen gerade die TV-Stars Trump längst nicht mehr mit Samthandschuhen an. „Late Show“-Gastgeber Stephen Colbert hat nun dennoch für Empörung gesorgt; vor allem, aber nicht nur unter Trump-Anhängern. Und zwar mit einer wütenden Tirade an die Adresse Trumps.
Montagabend US-Zeit war es, als der Nachfolger des Kult-Moderators David Letterman mit Trump abrechnete. Anlass war ein Interview mit dem CBS-Senderkollegen John Dickerson, in dem Trump zuerst Dickersons Sendung verunglimpft - und dann das Interview wegen einer kritischen Nachfrage abgebrochen hatte. „John Dickerson hat viel zu viel Würde, um Beleidigungen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten auszutauschen... Aber ich bin kein John Dickerson!“, erklärte Colbert, ehe er loslegte.
Oralsex-Anspielung mit Putin
„Es gehen mehr Leute gegen Sie auf die Straße als gegen Krebs“, „Sie ziehen mehr Skinheads an als Gratis-Haarwuchsmittel“, rief der TV-Spaßmacher unter anderem. Und schließlich, in Anspielung auf beständige Gerüchte um bedenkliche Verbindungen Trumps zum Kreml: „Das Einzige, wozu Ihr Mund zu gebrauchen ist, ist als Penis-Futteral Wladimir Putins!“
Unmittelbar zuvor hatte sich Colbert bereits ausgiebig über Interview-Aussagen Trumps lustig gemacht - etwa über Trumps Einschätzung, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sei ein „smart cookie“, ein „schlauer Keks“. „Er ist ein Monster!“, stellte der TV-Moderator klar. Eine Erzählung Trumps über einen gerührten Gast im Oval Office quittierte Colbert mit den Worten: „Mister President, wenn ich ins Oval Office kommen würde und Sie hinter dem Schreibtisch sitzen sehen würde, würde ich auch weinen.“
„Ich habe die Witze, er die Raketen-Codes“
Nun muss Colbert allerdings mit empörten Reaktionen leben. Unter dem Hashtag #firecolbert fordern Trump-Anhänger Colberts Entlassung und drohen dem Sender CBS mit Boykott. Kritik kam auch von anderer Seite: Einige Kommentatoren werteten Colberts Monolog als „homophob“ - wenngleich zahlreiche andere User auf YouTube diesen Vorwurf zurückwiesen.
Der Moderator selbst nimmt die Vorwürfe gelassen. „Ich würde es wieder tun“, sagte Colbert in der Mittwoch-Ausgabe seiner Show. „Ich habe die Witze, er hat die Raketen-Codes. Also ist es ein fairer Kampf.“ Einige Aussagen seien aber möglicherweise zu grob ausgefallen, räumte der 52-Jährige ein. Gelungen ist Colbert in jedem Falle ein Klick-Hit: Rund vier Millionen Menschen sahen seine Wutrede bis Donnerstagmittag auf YouTube an.
fn