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Trumps Wahlniederlage im Detail: Frauen und Arbeiter stimmten für Biden - Schlechte Corona-Politik ist ein Faktor

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Von: Friedemann Diederichs

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Auch wenn er es nicht eingestehen will: Donald Trump hat die US-Wahl 2020 verloren - das sind die Gründe.
Auch wenn er es nicht eingestehen will: Donald Trump hat die US-Wahl 2020 verloren - das sind die Gründe. © Jacquelyn Martin/dpa

Noch immer wird gezählt, noch immer streiten die Amerikaner über das Ergebnis. Doch inzwischen kann man auch erkennen, warum Donald Trump diese Wahl verloren hat. Eine Analyse.

Washington, D.C. - In einigen US-Bundesstaaten wie Georgia* und Pennsylvania* liefen am Wochenende die Stimmenzählungen noch. Doch die Zahlen lügen nicht: Joe Biden hat einen Sieg errungen, der nicht mehr in Frage gestellt werden wird. Allein am Freitag wurden neun Klagen von Präsident Donald Trump in wichtigen Bundesstaaten abgewiesen oder fallen gelassen. Sprich: Das Argument Trumps, dass ein breit angelegter Betrug zu seinen Lasten stattgefunden habe, wird von Richtern mangels Beweisen nicht akzeptiert. Doch während der Präsident weiter nichts von einer Gratulation an Biden wissen will, wird durch Analysen immer klarer, warum er diese Wahl verloren hat.

US-Wahl Ergebnisse: Trumps Corona-Politik ist ein Grund für sein schlechtes Abschneiden

Corona-Krisenmanagement: Umfragen zufolge waren 67 Prozent der Wähler – also auch ein Teil der Konservativen – mit der Pandemie-Politik von Donald Trump* unzufrieden. Hinzu kamen die ökonomischen Auswirkungen der Krise. Trump bemühte sich in der Endphase des Wahlkampfs, China als alleinigen Schuldigen für die bisher 245.000 Toten in den USA und die neue Welle an Erkrankungen darzustellen, doch die Taktik zeigte keinen Erfolg.

Die Demografie in den USA: In Bundesstaaten wie Nevada* und Arizona* hatten die Demokraten eine massive Wähler-Mobilisierungskampagne unter Minderheiten – vor allem den Latinos – gestartet. Das fiel auf fruchtbaren Boden. Hinzu kam ein weiteres Phänomen: Viele Bundesstaaten, die Gewinne der Demokraten* sahen, erlebten in den vergangenen Jahren einen Zuzug von Menschen aus dem liberalen Kalifornien. Die hohen Lebenshaltungskosten sowie Umweltkatastrophen wie immer heftigere Waldbrände treiben die Bürger von der Küste in Richtung Osten, vor allem in den sonnigen Südgürtel der USA. Und wo immer sie sich niederlassen, geben sie weiter den Linken im Land ihre Stimme. Das führte unter anderem dazu, dass Arizona – seit Jahrzehnten fest in Republikaner-Hand – nun in die Hände Bidens* fiel.

US-Wahl 2020: Enttäuschte Arbeiter schwenken zu den Demokraten um

Die Stimmen der Frauen: 57 Prozent der Frauen wählten Joe Biden – und noch nie beteiligten sich so viele Frauen bei einer Präsidentschaftswahl wie in diesem Jahr. Vor allem weiße Frauen stimmten in höherer Zahl für Biden als für Hillary Clinton vor vier Jahren. Unter Afro-Amerikanern gaben sage und schreibe 91 Prozent der Frauen ihre Stimme dem Demokraten. Trump wurde grundsätzlich bei der weiblichen Wählerschaft zum Verhängnis, dass sogar eine Mehrheit weißer Frauen die „Black Lives Matter“-Bewegung unterstützt und glaubt, dass es im Land soziale und juristische Ungerechtigkeit gegenüber Minderheiten gibt. Trumps „Law and Order“-Kampagne und seine Zweifel an systematischem Rassismus in der Gesellschaft fanden deshalb nicht die erhoffte Resonanz. Und: Ein Teil der Frauen wurde durch die Kandidatur von Kamala Harris* als Vizepräsidentin motiviert, für die Demokraten zu stimmen.

Die Arbeiterklasse: Vor vier Jahren siegte Trump in wichtigen Bundesstaaten des sogenannten „Rost-Gürtels“ der USA, wo der Niedergang der produzierenden Industrie zehntausende Arbeitsplätze gekostet hatte. Der Republikaner* versprach der von weißen Arbeitern dominierten Wählerschaft einen schnellen Neubeginn. Doch dieser blieb in vielen Regionen aus – weshalb der Präsident in diesem Jahr lediglich in Ohio gewann. Pennsylvania und Michigan* fielen wieder an die Demokraten, die dort von der Enttäuschung der „blue collar“-Wähler profitierten.

Trump hat zum ersten Mal, nachdem die Wahl für Biden entschieden wurde, eingeräumt, dass sein Konkurrent gewonnen hat. Es gibt aber ein großes Weil. *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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