George-Floyd-Prozess: Urteil gefallen - Ex-Polizist Chauvin muss für lange Zeit ins Gefängnis

Am 25. Mai 2020 tötete der Polizist Derek Chauvin den Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz. Die Tat löste weltweit Proteste aus, nun wurde das Strafmaß verkündet.
- Am 25. Mai 2020 tötete der Polizist Derek Chauvin den Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz (siehe Erstmeldung).
- Die Brutalität, mit der Chauvin vorging, sorgte weltweit für Entsetzen. Proteste gegen strukturellen Rassismus waren die Folge.
- Ein Geschworenengericht erklärte den Ex-Polizisten im April in allen Anklagepunkten schuldig.
- Der Ex-Polizist Derek Chauvin wird wegen der Tötung George Floyds zu 22,5 Jahren Haft verurteilt (siehe Update vom 25. Juni, 22.05 Uhr).
Update vom 25. Juni, 22.05 Uhr: Der verurteilte Ex-Polizist Derek Chauvin muss für 22,5 Jahre ins Gefängnis. Dies verkündete der Richter Peter Cahill gegen 15.00 Uhr Ortszeit. Das Strafmaß beträgt 270 Monate. Der Anwalt der Familie Floyd, Ben Crump, sprach von einem „historischen Urteil“, das die Angehörigen und das ganze Land „der Heilung einen Schritt näher“ bringen werde. Ein Geschworenengericht hatte Chauvin im April in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter im Hauptanklagepunkt Mord zweiten Grades.
George-Floyd-Prozess: Verurteilter Ex-Polizist möchte der Familie „Beileid aussprechen“
Update vom 25. Juni, 22.00 Uhr: Erstmals wendet sich der Ex-Polizist Derek Chauvin direkt an die Angehörigen des getöteten George Floyd. „Ich möchte der Familie Floyd mein Beileid aussprechen“, sagte Chauvin in dem Gerichtssaal in Minneapolis. Wegen eines gerichtlichen Bundesverfahrens und einer möglichen Berufung könne er zur Zeit aber keine vollständige Stellungnahme abgeben. Im Frühjahr war Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft fordert ein Strafmaß von 30 Jahren Haft.
Update vom 25. Juni, 21.40 Uhr: Kurz bevor die Höhe des Strafmaßes für den verurteilten Ex-Polizisten Derek Chauvin verkündet wird, äußert sich dessen Mutter. „Derek ist ein ruhiger, nachdenklicher, ehrenhafter und selbstloser Mann. Er hat ein großes Herz“, verteidigte Carolyn Pawlenty ihren Sohn vor Gericht. An ihren Sohn gewandt fügte sie hinzu: „Ich habe immer an deine Unschuld geglaubt und werde niemals davon abweichen“. Sie werde für ihn da sein, wenn er aus dem Gefängnis nach Hause komme. Derek Chauvin war im Mai in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Am 25. Mai 2020 tötete er George Floyd bei einem Polizeieinsatz - und sorgte so für weltweite Proteste gegen strukturellen Rassismus.
George-Floyd-Prozess: Terrence Floyd mit emotionaler Rede: „Was hast du dir dabei gedacht?“
Update vom 25. Juni, 21.30 Uhr: Der Polizist Derek Chauvin tötete George Floyd am 25. Mai 2020. Die Brutalität mit der er gegen den Afroamerikaner vorging, sorgte für Entsetzen. Vor der Verkündung des Strafmaßes im Prozess gegen den weißen Ex-Polizisten hat sich der Bruder des getöteten Floyd emotional geäußert.
„Was hast du gedacht, was ging dir durch den Kopf, als du auf dem Nacken meines Bruders gekniet hast?“, fragte Terrence Floyd in dem Gerichtssaal in Minneapolis (Minnesota) in Anwesenheit des Verurteilten. Während seiner kurzen Rede musste er immer wieder mit den Tränen kämpfen. Er forderte die „maximale Strafe“ für Chauvin. Die Höhe des Strafmaßes wird noch für den 25. Juni erwartet.
Erstmeldung vom 25. Juni: Minneapolis/München - „I can‘t breathe“. Es waren George Floyds letzte Worte, die zum Symbol für den Protest gegen weiße Polizeigewalt wurden. „Ich kann nicht atmen“, gab der Familienvater dem Polizisten am 25. Mai 2020 zu verstehen, doch dieser drückte weiter sein Knie auf Floyds Hals. Nach neuneinhalb Minuten ließ der Polizist Derek Chauvin von George Floyd ab, doch es war zu spät. Der 46-Jährige starb unter dem Knie des Polizisten. Eine Protestwelle schwappte über den Erdball. Nun soll das Strafmaß für den verurteilten Ex-Polizisten verkündet werden.
George Floyd: „Black-Lives-Matter-Bewegung“ macht auf Polizeigewalt und Rassismus aufmerksam
Handyvideos zeigen, wie der Polizist Floyd verhaftet, weil er mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein Zigaretten gekauft haben soll. Die Brutalität mit der Chauvin bei der Verhaftung vorging, verbreitete sich dank Videos und Fotos im Netz. Und diese wurden bei der Verhandlung im Frühjahr 2021 gegen ihn eingesetzt.
In einem aufsehenerregenden Prozess sprach eine Geschworenen-Jury den nach Floyds Tod von der Polizei entlassenen Chauvin am 20. April in allen Anklagepunkten schuldig: Mord zweiten Grades, was in Deutschland in etwa einem Totschlag in einem schweren Fall entspricht, Mord dritten Grades - eine andere Form des Totschlags - und Totschlag zweiten Grades, in Deutschland etwa fahrlässige Tötung. Bis dahin hatte die „Black-Lives-Matter-Bewegung“ weltweit auf strukturellen Rassismus aufmerksam gemacht. Mit Spannung wird nun das Strafmaß des verurteilten Chauvin erwartet.
George-Floyd-Prozess: Angeklagten Chauvin erwartet wohl lange Haftstrafe
Im Mai erkannte der Vorsitzende Richter Peter Cahill vier erschwerende Tatumstände an: Chauvin habe mit „besonderer Grausamkeit“ gehandelt, als Polizist „eine Position des Vertrauens und der Autorität missbraucht“, seine Tat vor den Augen von Minderjährigen verübt und in einer Gruppe mit anderen Beamten gehandelt. Das macht den Weg frei für eine Abweichung von den Richtlinien - und damit für eine deutlich längere Haftstrafe.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Haftstrafe von 30 Jahren. Die Verteidigung dagegen hat beantragt, dass Chauvins Zeit in Untersuchungshaft berücksichtigt und zusätzlich nur eine Bewährungsstrafe verhängt wird. Sein Mandant habe „guten Glaubens einen Fehler“ und nicht „vorsätzlich eine strafbare Handlung“ begangen, erklärte Anwalt Eric Nelson.
Im April 2021 ließ US-Präsident Joe Biden durchblicken, dass er im Prozess um den Tod des Afroamerikaners George Floyd auf einen Schuldspruch gegen den angeklagten Ex-Polizisten Derek Chauvin hoffte. „Ich bete, dass das Urteil das richtige Urteil wird“, sagte Biden damals. Die Beweislage sei seiner Ansicht nach „überwältigend“. Die Verkündung der Höhe des Strafmaßes wird auch von politischen Entscheidungsträgern mit Spannung erwartet. (AFP/jjf)