1. Startseite
  2. Politik

Brisanter Gefangenentausch – Russland wollte laut USA „Tiergarten-Mörder“ aus Deutschland frei bekommen

Erstellt:

Von: Marcus Giebel

Kommentare

John Kirby
John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, äußert sich zum Einsatz iranischer Drohnen auf russischer Seite im Krieg gegen die Ukraine. (Archivbild) © Michael Brochstein/ZUMA Press Wire/dpa

Die USA mussten Wiktor But für die Freilassung der Basketballerin Brittney Griner aus russischer Haft herausrücken. Moskau wollte offenbar auch den Tiergarten-Mörder verrechnen.

München - Der Tiergartenmord lässt Wladimir Putin und den Kreml nicht los. Russland hat sich offenbar um die Freilassung des vor knapp einem Jahr in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilten Wadim Krasikow bemüht. Der russische Geheimdienstmitarbeiter war des Mordes am georgischen Offizier Selimchan Changoschwili überführt worden.

Im Zuge der Verhandlung zwischen den USA und Russland um die Freilassung der US-Basketballerin Brittney Griner sei auch der Name des 57-Jährigen gefallen, erklärte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, dem Sender ABC: „Sie schienen einen Mann namens Krasikow haben zu wollen, der in Deutschland inhaftiert ist.“

Doch dies sei nicht ernsthaft in Betracht gezogen worden, denn: „Er ist ein Mörder.“ Außerdem könne Washington sich in dieser Personalie nicht einschalten, da Krasikow nicht in den USA inhaftiert sei.

Viktor Bout besteigt ein Flugzeug
Nach 14 Jahren Haft im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigekommen: Viktor Bout gilt als „Händler des Todes“. © IMAGO / SNA

Gefangenenaustausch für Griner: USA übergeben „Händler des Todes“ an Russland

Griner hätte in Russland wegen Drogenbesitzes und -schmuggels neun Jahre sitzen sollen. Die 32-Jährige war eine Woche vor Beginn des Ukraine-Kriegs am Flughafen Moskau-Scheremetjewo mit einer geringen Menge Cannabisöl sowie Kartuschen für E-Zigaretten im Handgepäck aufgegriffen worden.

Nach zehnmonatiger Haft wurde sie nun im Gefangenenaustausch mit Wiktor But, dem sogenannten „Händler des Todes“, freigelassen. Der ehemalige Sowjetoffizier hätte 25 Jahre wegen Verschwörung zum Mord und Waffenhandel sitzen sollen, 14 davon hatte er bereits hinter sich gebracht.

Laut Kirby hatten die USA bereits die Hoffnung verloren, die Basketballerin wieder auf freien Fuß zu bekommen. Nun gehe es darum, „sicherzustellen, dass sie bereit ist, um sich wieder in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren“.

Video: Griner nach Gefangenenaustausch in den USA gelandet

USA tauschen Gefangene mit Russland: Kritik wegen Inhaftierung von Ex-Marine

Laut der britischen Zeitung Daily Mail gibt es in den USA jedoch Kritik, weil mit Griner eine Profisportlerin statt des ehemaligen Marine Paul Whelan aus Russland freigekauft wurde. Hierzu betonte Kirby bei ABC: „Ohne nun Einzelheiten zu nennen, weil wir immer noch über die Freilassung von Paul Whelan verhandeln, wurde den Russen ein ernsthafter, konkreter Vorschlag gemacht, um zu versuchen, beide zusammen herauszuholen. Aber der ist einfach nirgendwo gelandet, hat bei den Russen nicht funktioniert.“ Der Tausch Griner-But sei erst in der vorigen Woche konkret geworden.

Whelan sitzt derweil seit knapp vier Jahren in russischer Haft. Wegen Spionage-Vorwürfen wurde er im Juni 2020 zu 16 Jahren Haft verurteilt. Auch der Ex-Marine warf der Regierung von Joe Biden vor, die Chance verpasst zu haben, ihn im Zuge des Gefangenenaustausch auf freien Fuß zu bekommen. Er sehe sich als „Geisel“ Russlands.

„Ich bin sehr enttäuscht, dass nicht mehr für meine Freilassung getan wurde“, betonte Whelan in einem Telefoninterview mit CNN: „Ich wurde für ein Verbrechen verhaftet, das nie stattgefunden hat.“ Seine Hoffnung sei, Biden werde „alles in seiner Macht Stehende tun, um mich nach Hause zu bekommen, unabhängig vom Preis, den sie an diesem Punkt zahlen müssten.“

Kirby sprach von „Scheinspionagevorwürfen“ gegen Whelan, der von den Russen „sehr gesondert“ behandelt werde. Am wichtigsten aber: „Auch hier werden die Gespräche mit Russland fortgesetzt.“ (mg)

Auch interessant

Kommentare