Panzer-Not: Banale Rechnung zeigt, wie wenige „Leos“ Deutschland im Angriffsfall hätte

Boris Pistorius schlägt Alarm, die Bundeswehr tut das schon lange. Aktuell hätte Deutschland wohl kaum mehr als ein paar Dutzend Leopard-2-Panzer, um sich selbst zu verteidigen.
München/Berlin - Mitten im Ukraine-Krieg fährt Deutschland 2023 seine Militärausgaben für die Bundeswehr zurück. Gleichzeitig will die Ampel-Bundesregierung offenbar alte Leopard-2-Panzer von der Schweiz zurückkaufen, die in den 1980er Jahren in der Bundesrepublik hergestellt wurden.
Leopard-2 der Bundeswehr: Deutschen Streitkräften gehen die Panzer aus
18 moderne „Leos“, wie das Militärfahrzeug nach wochenlangen Debatten mittlerweile genannt wird, werden aktuell an die Ukraine zur Verteidigung gegen die russische Invasion geliefert. Doch: Wie ist es um den Bestand der Bundeswehr selbst bestellt?
Schließlich hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius laut dpa jüngst bei einer Sitzung der SPD-Fraktion gewarnt: „Wir haben keine Streitkräfte, die verteidigungsfähig sind, also verteidigungsfähig gegenüber einem offensiven brutal geführten Angriffskrieg.“ Wie er darauf kommt? Eine banale Rechnung zeigt zum Beispiel, dass dem deutschen Heer, also den Landstreitkräften, die Leopard-2-Panzer aktuell regelrecht ausgehen.
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Anfang Februar rechnete das ZDF in einem Beitrag des „heute journals“ vor, dass zu diesem Zeitpunkt von den 290 Leopard-2-Panzern der Bundeswehr nur 90 einsatzfähig waren. Davon waren damals demnach acht „Leos“ bei der enhanced forward battlegroup Lithuania stationiert, also bei der multinationalen Kampftruppenbrigade an der Nato-Ostflanke in Litauen, deren Kommando die deutsche Bundeswehr hat.
Leopard-2 der Bundeswehr: Nur wenige Panzer zur möglichen Verteidigung Deutschlands
90 (einsatzbereit) minus 18 (an die Ukraine) minus acht (in Litauen stationiert) macht in Summe gerade mal noch 64 von eigentlich 290 Leopard-2-Panzern, die Deutschland (84,1 Millionen Einwohner) im Angriffsfall zur Verteidigung zur Verfügung stünden. Zwar wäre die Bundesrepublik bei einem Angriff gegen das eigene Territorium durch den sogenannten Bündnisfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrages abgesichert.
Dennoch, zum Vergleich: Das nach Bevölkerung viel kleinere Finnland (5,5 Millionen Einwohner) hat eigenen Angaben zufolge derzeit 200 einsatzbereite Leopard-2-Panzer in seiner Armee. Noch ein Vergleich: Wie das Verteidigungsministerium in Bern an diesem Freitag (3. März) mitteilte, hat die Armee der Schweiz (8,8 Millionen Einwohner) gegenwärtig 134 kampfbereite „Leos“ in ihren Beständen. Und was passiert in Deutschland angesichts dieser Erkenntnis? Offenbar wenig bis nichts.

Die CDU kritisierte unter der Woche bei der „Zeitenwende“-Debatte im Deutschen Bundestag, dass von den 100 Milliarden Euro „Sondervermögen Bundeswehr“ erst 600 Millionen Euro ausgegeben worden seien. Ersatz für ausgelieferte „Leos“ zu beschaffen, gestaltet sich wohl umso schwieriger. „Die werden jetzt zusammengestellt mit Munition und Material-Paketen und, was man so hört, ab Ende März ausgeliefert“, erklärte Göran Swistek von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) der Deutschen Welle (DW) zu den Leopard-2-Lieferungen an die Ukraine. Die Denkfabrik berät die deutsche Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP.
Leopard-2-Kampfpanzer der Bundeswehr: Versäumt die Ampel-Regierung die Bestellung?
„Diese Lücke, die sich dann ergibt, zum Füllen dieser Bestände, ist durchaus eine große, die sich aus meiner Einschätzung mindestens ein Jahr hinziehen kann“, erklärte Swistek weiter, der im Berufsleben bei der deutschen Marine den Rang eines Fregattenkapitäns hat.
„Aus den verschiedensten Bereichen, auch aus der deutschen Rüstungsindustrie“, höre er, meinte Verteidigungsexperte Swistek, „dass es zumindest bislang keine Kaufanfragen oder schriftliche Anträge (für die Bundeswehr, d. Red.) gibt“. Dabei werden die „Leos“ in Deutschland von den Rüstungskonzernen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall gemeinsam gefertigt. (pm)