Wächterrat macht Angebot zur Konfliktlösung

Teheran - Der iranische Wächterrat hat Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi einen Lösungsvorschlag zur Beilegung des Konflikts wegen der umstrittenen Präsidentenwahlen vom 12. Juni gemacht.
Der Sprecher des mächtigen Gremiums, Abbas Ali Kadkhodaei , sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA vom Samstag, um das Vertrauen Mussawis zu gewinnen, solle es eine Sonderkommission zum Wahlergebnis geben. Die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist heftig umstritten und hatte zu blutig niedergeschlagenen Demonstrationen geführt. Der Wächterrat rief Mussawi und den anderen unterlegenen Kandidaten Mehdi Karrubi, die die Ergebnisse anzweifeln, auf, ihre Vertreter für das Komitee innerhalb von 24 Stunden zu benennen.
Mussawi hatte zuvor ein unabhängiges Gremium zur Überprüfung der Wahlergebnisse gefordert. Der oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei hatte dagegen erklärt, dass laut Gesetz und Verfassung nur der Wächterrat zuständig sei. Mussawi und andere Oppositionsgruppen argumentieren, dass der Wächterrat weder qualifiziert noch hinreichend unparteiisch sei, um die Wahlergebnisse zu überprüfen, da die meisten seiner zwölf Mitglieder Unterstützer von Ahmadinedschad seien.
Beobachter gehen davon aus, dass das Angebot des Wächterrats darauf abzielt, einen Kompromiss mit der Opposition zu finden. Kadkhodaei hatte am Freitag betont, dass es keine größeren Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen gegeben habe. Es bleibe abzuwarten, ob Mussawi die Mitglieder der Sonderkommission akzeptieren wird, hieß es. Zu dem Mitgliedern des Gremiums zählt der frühere Außenminister Ali-Akhbar Velajati , der Chamenei berät, sowie der frühere Parlamentspräsident Gholam-Hussein Hadad-Adel , der ein Unterstützer von Ahmadinedschad ist und Mussawi in den vergangenen Tagen kritisiert hat.
Kadkhodaei sagte, dass der Wächterrats einverstanden sei, dass zehn Prozent der Stimmzettel in Anwesenheit aller Mitglieder des Gremiums ausgezählt werden. Erstmals könnten auch die Medien dabei sein. Das Angebot sei eine Neuheit in der Geschichte der Islamischen Republik Iran. Der Wächterrat habe bisher niemals eine Einmischung von außen zugelassen. Beobachter gehen davon aus, einer der Gründe dafür der in der Gesellschaft weit verbreitete Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wiederwahl Ahmadinedschads ist. Auch im Parlament , das die neue Regierung des Präsidenten im kommenden Monat bestätigen muss, gebe es offenkundig Zweifel.
Mussawi hat unterdessen im Internet angekündigt, dass er weiter versuche vom Innenministerium die Erlaubnis für einen friedlichen Trauermarsch für die Opfer der Proteste zu erhalten. Das Innenministerium habe solche Anträge bisher zurückgewiesen. Mussawi betonte, dass die Verfassung friedliche Versammlungen erlaube und das Ministerium die verfassungsmäßigen Rechte des Volkes nicht ignorieren könne.
An einem genehmigten Trauerzug könnten viele Menschen teilnehmen, schätzen Beobachter. Mussawi hatte seine Anhänger mehrfach aufgerufen, ihre Proteste innerhalb der gesetzlichen Grenzen zu halten. Bei Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen sind nach den Wahlen mindestens 25 Menschen getötet worden, darunter waren sowohl Oppositionelle wie auch Sicherheitskräfte.
dpa