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„Kriminelle Organisation“, „auflösen“: Putin-Vertrauter Medwedew mit Verbal-Klatsche gegen Nato

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Von: Marcus Giebel

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Dimitrij Medwedew sitzt und schaut grimmig
Kritischer Blick in Richtung Westen: Dimitrij Medwedew hat eine Nachricht an die Nato. © IMAGO / SNA

Während Wladimir Putin die Ukraine bombardieren lässt, nimmt sich Dimitrij Medwedew einmal mehr den Westen zur Brust. Diesmal wettert der frühere russische Präsident gegen die Nato.

München - Für die Schimpftiraden gegen den Westen ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs auf russischer Seite in erster Linie Dimitrij Medwedew zuständig. Da braucht sich Wladimir Putin selbst nicht die Hände schmutzig zu machen. Einmal mehr hat der ehemalige Präsident und Ministerpräsident, der in Russland mittlerweile die Position als stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates innehat, im Zuge der aktuellen Lage im Krieg gegen die Ukraine geliefert. Ganz im Sinne des Kreml-Chefs.

Wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet, wetterte Medwedew auf seinem Telegram-Kanal gegen die Nato, deren Osterweiterung oft als Anlass für Putins Vorgehen gegen die Ukraine herhalten muss. „Die Nato-Staaten umfassen nicht mehr als zwölf Prozent der Weltbevölkerung“, schrieb der einstige Hoffnungsträger des Westens für ein offeneres Russland. Und: „Die zivilisierte Welt braucht diese Organisation nicht.“

Nato und der Ukraine-Krieg: Medwedew empfiehlt „krimineller Organisation“ die Auflösung

Dann folgte die Verbal-Klatsche schlechthin: „Sie sollte vor der Menschheit Buße tun und sich selbst auflösen, weil sie eine kriminelle Organisation ist.“ Medwedew legte nach, indem er dem derzeit 30 Länder umfassenden transatlantischen Verteidigungsbündnis vorwarf, schnell zu vergessen, was es auf der Erde angerichtet habe.

Als Beispiele nennt der 57-Jährige demnach die Inszenierung von Staatsstreichen oder den Sturz legitimer Staatsoberhäupter. Auch sprach Medwedew davon, dass Nato-Operationen und Waffenlieferungen an extremistische Regimes zahlreiche zivile Opfer zur Folge gehabt hätten, von denen keine Rede sei.

Video: Nächste China-Kritik für Russland im Ukraine-Krieg

Putin und der Ukraine-Krieg: Wann ist der Zeitpunkt für Friedensgespräche gekommen?

Als Reaktion auf die Forderung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Ukraine müsse ihre Souveränität und Unabhängigkeit erhalten, konterte Medwedew im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges: „Aber die territoriale Integrität hat er mit keinem Wort erwähnt. Als wenn sie gewinnen sollte, aber offenbar mit einem dezimierten Territorium.“

Diese Frage stellen sich viele Beobachter: Wann ist der Punkt gekommen, an dem es Zeit für Friedensgespräche wird? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte immer wieder betont, dass sich seine Vertrauten erst mit den Russen an einen Tisch setzen, wenn diese die Grenzen aus der Zeit vor der Krim-Annexion vor acht Jahren achten und ihre Truppen komplett zurückziehen.

Ukraine-Krieg und Friedensgespräche: Putin braucht vorzeigbare Ergebnisse

Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass Putin angesichts des Aufwands und der Verluste im Ukraine-Krieg aktuell für Gespräche bereit wäre, wenn sein Land im Vergleich zum Beginn des Krieges gegen de Ukraine sogar Territorium eingebüßt hätte und obendrein international einigermaßen isoliert dastünde. Es wäre wohl das politische Ende für den mächtigen Kreml-Chef, dessen Ansehen nicht nur außenpolitisch enormen Schaden genommen hat.

Von diesem Szenario will Medwedew im Angesicht mutmaßlich ablenken. Und schießt sich auf das auch in westlichen Staaten alles andere als unumstrittene Militärbündnis ein. Dieses nannte er bereits „legitimes Ziel unserer Streitkräfte“, sollte die Nato ihre Patriot-Flugabwehrsysteme an die Ukraine abtreten.

das Nato-Patriot-Luftabwehrsystem
Auch im Ukraine-Krieg im Einsatz? Die Nato könnte den Verteidigern ihre Patriot-Luftabwehrsysteme zur Verfügung stellen. © IMAGO / ANP

Medwedew und der Ukraine-Krieg: Eskalation als Geschäft nutzt sich auch ab

Dabei wird auch Medwedew bewusst sein, dass bei dieser Reaktion quasi der Dritte Weltkrieg eingeläutet wäre. Denn für die Nato-Staaten würde der Bündnisfall greifen, sollte eines der Mitglieder angegriffen werden. Ebenso schickte der Putin-Vertraute aber auch schon Drohbotschaften an Finnland und Schweden, die infolge des Ukraine-Kriegs in die Nato streben.

Die Eskalation gehört eben nicht nur aktuell im Krieg gegen die Ukraine zum Geschäft von Medwedew. Weiteres Beispiel: Auch mit einem Atomangriff kokettiert er regelmäßig offen. Gemäßigte Sätze sind aus seinem Mund in diesen Tagen, Wochen, Monaten eher nicht zu erwarten. Und so könnte Medwedew genau das heraufbeschworen haben, was ihm wohl besonders zusetzen dürfte: dass er international gar nicht mehr ernst genommen wird.

Weil seine Schimpftiraden einfach zu vorhersehbar und letztlich für den Kriegsverlauf unerheblich sind. Aber: Die nächste folgt bestimmt. (mg)

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