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Russland geht zum Frontalangriff über – Kreml vertraut nun im Ukraine-Krieg auf Wagner-Taktiken

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Russische Soldaten
Soldaten der russischen Nationalgarde (Rosgvardia) in der Region Luhansk. © Evgeny Biyatov / Imago Images

Ein Militärhandbuch gibt wohl Einblick in neue Taktiken des russischen Militärs in der Ukraine. Die Wagner-Gruppe dient offenbar als Vorbild.

München – Im Osten der Ukraine herrscht vielerorts offenbar ein militärisches Patt. Angesichts der ukrainischen Verteidigung können russische Truppen schwerer Angriffe nicht oder - wenn überhaupt - nur sehr mühsam vorrücken. Wegen der ständigen militärischen Misserfolge ändert das russische Militär nun offenbar die Taktik im Ukraine-Krieg. Es scheint sich dabei an der kremlnahen Söldner-Gruppe Wagner zu orientieren.

Ukraine-Krieg: Russisches Militär stellt neue Formation auf

Das geht aus einem russischen Militärhandbuch hervor, das ukrainischen Soldaten nach eigenen Angaben fanden. Ein ukrainischer Reserve-Offizier veröffentlichte die Inhalte des Buches, das einer neu aufgestellten „Angriffstruppe“ gehören soll, auf Twitter. Demnach wurde die neue Gruppierung auf Frontalangriffe gegen befestigte Gebiete optimiert. Das Handbuch zeige detailliert auch die genaue Aufstellung sowie Waffen der neuen Formation.

Die gesamte Truppe setzt sich der Erklärung des Reserve-Offiziers zufolge aus drei kleineren Angriffskompanien sowie einer Panzer-Truppe zusammen. Jede Angriffskompanie, die einen Panzer und vier Infanteriekampffahrzeuge besitzt, bestehe wiederum aus folgender Zusammensetzung:

Laut dem Handbuch sind die Angriffstruppen aus 12 bis 15 russischen Soldaten die primären Manöver-Elemente der neuen Formation des russischen Militärs. Sie sollen offenbar in taktische Gruppen von je drei Soldaten aufgeteilt werden.

Putins Soldaten ändern Taktik im Ukraine-Krieg: Neue russische Formation nach Wagner-Vorbild?

Hinter der neuen Taktik steckt offenbar der Plan, die bislang üblichen sogenannten Bataillon-Kampfgruppen durch kleinere und beweglichere Gruppen zu ersetzen. Dem Handbuch zufolge nutzen russische Truppen ihre Kampfpanzer nun nur noch für Feuerunterstützung statt für direkte Gefechte. Damit wolle Russland angesichts der schweren Verluste bei Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen die verbleibende Ausrüstung schützen, schrieb die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Ukrainische Soldaten machten zuletzt etwa mit US-Minen Jagd auf russische Panzer.

Mit Blick auf die massive Mobilisierung unerfahrener und schlecht ausgebildeter russischer Rekruten im Ukraine-Krieg könnte sich aus der neuen Taktik ein weiterer Vorteil ergeben. Dem ISW zufolge wendet die russische Armee damit eine vereinfachte Form der Kriegsführung an, die sich zugleich an die schweren Verluste bei Ausrüstung und Personal anpasse.

Die US-amerikanische Denkfabrik macht außerdem unter Berufung auf den ukrainischen Reserve-Offizier darauf aufmerksam, dass sich das russische Militär mit der neuen Formation an der Taktik der Wagner-Söldnertruppe um die umkämpfte Stadt Bachmut orientiert. Die Lage in der Stadt spitzt sich offenbar weiter zu. Dort stelle sich Wagner in kleinen und beweglichen Gruppen auf, um ohne Abhängigkeit von Artilleriehilfe Frontalangriffe durchzuführen, hatte das ISW bereits in einem früheren Lagebericht mitgeteilt.

Allerdings seien massive Durchbrüche gegen die ukrainische Verteidigung mit dieser Formation unwahrscheinlich. Schließlich seien sie zu klein und könnten somit einfach vernichtet werden - was sehr wahrscheinlich zu einer weiteren Schwächung der russischen Kampfstärke führen werde, erklärte das US-Institut. (bb)

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