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Wahlmänner in den USA: So funktioniert das System des „Electoral College“

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US-Präsidentenwahl: Karte zum Ergebnis in den Bundesstaaten
2016 errang Donald Trump weniger Stimmen als seine Gegnerin Hillary Clinton. Im Electoral College stimmten jedoch 306 zu 232 Wahlmänner für Trump. © picture-alliance/ dpa-infografik

2020 ist es wieder so weit: Die USA wählen einen neuen Präsidenten. Dabei ist das Wahlsystem mit Electoral College und Wahlmännern für Europäer schwer zu durchschauen.

Washington D.C. – Zwar ist immer von den Präsidentschaftswahlen die Rede, wenn die Amerikaner an die Wahlurnen bzw. Wahlautomaten schreiten, aber so richtig stimmt das nicht. Denn die Bürger der USA wählen nicht ihren nächsten Präsidenten. Sie bestimmen vielmehr die Wahlmänner, die wiederum über das Staatsoberhaupt und seinen Vize entscheiden. Denn die Wähler wählen den Präsidenten nicht direkt, sie nehmen über die Wahlmänner indirekt Einfluss.

Die Wahlen in den USA verlaufen nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip: Vor der Wahl benennen die Parteien ihre Wahlmänner. Die Wähler eines Staates geben ihre Stimme einem dieser Kandidaten. Die Partei des Gewinners schickt die Wahlmänner in das sogenannte Electoral College. Die Stimmen des Verlierers sind in fast allen Staaten praktisch wertlos und beeinflussen die spätere Präsidentschaftswahl nicht.

Das Electoral College (zu Deutsch „Wahlkollegium“) tritt immer am Mittwoch nach dem zweiten Montag im Dezember zusammen. Allerdings trifft sich dieses Verfassungsorgan, anders als der Senat oder das Repräsentantenhaus, nie an einem Ort. Vielmehr geben die Wahlmänner ihre Stimmen in den Hauptstädten der Bundesstaaten ab. Die versiegelten Wahlumschläge werden an den Vizepräsidenten übermittelt, der als Präsident des Senats fungiert.

Das Electoral College der USA: Die Anzahl der Wahlmänner

Die Anzahl der Wahlmänner im Electoral College entspricht pro Bundesstaat der Anzahl der Vertreter in beiden Häusern des Kongresses, also im Repräsentantenhaus und im Senat. Darüber hinaus hat der Bundesdistrikt Washington D.C. ebenfalls Wahlmänner, obwohl es sich nicht um einen Bundesstaat handelt.

Die Anzahl der Wahlmänner verteilt sich wie folgt:

Insgesamt bilden 538 Wahlmänner das Electoral College und wählen den Präsidenten und dessen Stellvertreter. Eine Karte zeigt, wie die Anzahl der Wahlmänner auf die einzelnen Bundesstaaten verteilt ist.

Sind die Wahlmänner im Electoral College an den Willen der Wähler gebunden?
Man sollte annehmen, wenn die Wähler ihren Präsidenten nicht direkt wählen können, müssen wenigstens die Wahlmänner ihrem Willen folgen. Doch so einfach ist es nicht.

Stimmt ein Wahlmann nicht nach Wählerwunsch ab, ist er ein „faithless elector“ (auf Deutsch „treuloser Wahlmann“). Die meisten Vertreter stimmen der Stimmenmehrheit ihres Bundesstaates entsprechend ab. Bei jeder Wahl entscheiden aber immer auch einige Wahlmänner abweichend vom Auftrag der Wähler.

Zahl der Wählerstimmen und Abstimmung der Wahlmänner

Durch die stark differierende Besiedlung der USA vertreten die Wahlmänner unterschiedlich viele Bürger. Nach der letzten Volkszählung von 2010 gelten beispielsweise folgende Werte:

In 48 der 50 Bundesstaaten der USA gilt bei den Präsidentschaftswahlen das „Alles-oder-nichts-Prinzip“. Der Kandidat, der die einfache Mehrheit der Wählerstimmen erringt, bekommt alle Wahlmänner für sich. Das kann dazu führen, dass ein Kandidat zwar USA-weit die meisten Wähler überzeugen konnte, aber weniger Wahlmänner gewonnen hat als sein Kontrahent.

Mehr Wählerstimmen und trotzdem weniger Wahlmänner

Meist stimmen Wählerwillen und Wahlmänner überein, aber nicht immer. Das war bisher fünfmal in der Geschichte der USA so:

Electoral College: Die Wahlmänner und die Swing States

Die Geschichte der USA zeigt, dass die Präsidenten des Landes in den sogenannten Swing States gemacht werden.

In vielen Staaten sind die Einwohner traditionell mehrheitlich demokratisch oder republikanisch eingestellt. Recht sicher steht daher die Anzahl der Wahlmänner, die ein Kandidat gewinnen kann, in diesen Landesteilen fest:

Um die meisten Wahlmänner im Electoral College auf sich zu vereinen, kämpfen die Parteien und die Kandidaten in diesen Staaten besonders hart. Hier gibt es die meisten Auftritte, es werden die meisten Fernsehspots gesendet und das größte Wahlkampfbudget ausgegeben. Auch gezielte Wahlversprechen sind üblich. So versprachen Barack Obama und John McCain während der Wahlveranstaltungen 2008 weitere Flüge ins All, obwohl es keine konkreten Pläne gab. So wollten sie Florida gewinnen – die NASA gehört mit 10.000 Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern des Sonnenstaates.

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