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Was vom Papst-Besuch beim Weltjugendtag in Krakau bleibt

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Krakau - Sechs Tage feierten die jungen Katholiken der Welt in Krakau, fünf Tage nahm der Papst Anteil an ihrer großen Party. Er feuerte sie immer wieder an - und legte sich mit Polens Regierung an.

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1 / 8Papst Franziskus winkt den feiernden Katholiken. © AFP
Holy Mass at Campus Misericordiae
2 / 8Der Papst feiert die Heilige Messe. © dpa
Weltjugendtag in Krakau.
3 / 8Weltjugendtag in Krakau. © dpa
Weltjugendtag in Krakau.
4 / 8Weltjugendtag in Krakau. © AFP
Weltjugendtag in Krakau.
5 / 8Weltjugendtag in Krakau. © dpa
Weltjugendtag in Krakau.
6 / 8Weltjugendtag in Krakau. © dpa
Weltjugendtag in Krakau.
7 / 8Weltjugendtag in Krakau. © AFP
Weltjugendtag in Krakau.
8 / 8Weltjugendtag in Krakau. © AFP

Papst Franziskus sind die Schwernisse des Alters und die Last seines Amtes bei seinem Polen-Besuch anzusehen. Bei den eher steifen Protokollterminen während des Weltjugendtags in Krakau wirkt der 79-Jährige angestrengt, steht in gebeugter Haltung, zeitweise in sich versunken. Dann aber - auch bei der gigantischen Abschlussmesse am Sonntag - scheinen die eine Million oder mehr Pilger, die „Papa“ oder „Francesco“ rufen, Fahnen schwenken und ihren Papst anhimmeln, wie ein Jungbrunnen zu wirken. Dann lacht er, wirkt spontaner, spricht die jungen Leute direkt an. Was bleibt von seiner Polen-Reise und dem gigantischen katholischen Treffen? Fünf Botschaften:

NÄCHSTENLIEBE HÖRT NICHT BEI FLÜCHTLINGEN AUF. 

Ausgerechnet im tiefkatholischen Polen will die nationalkonservative Regierung muslimischen Flüchtlingen aus Syrien oder Afghanistan keinen Schutz gewähren - und ist sich dabei der Unterstützung breiter Teile der Bevölkerung sicher. Auch Polens Bischöfe, die teils eng mit der Regierung verbandelt sind, zeigen keine klare Kante. Der Papst schon.

Es sei die „die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen“, mahnte Franziskus bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze. Auch wer seiner Grundrechte beraubt sei, brauche Solidarität. Bei seinen Begegnungen mit den Pilgern sprach er das Thema ebenfalls mehrfach an. Polens Regierungschefin Beata Szydlo ließ den Papst schroff abblitzen: Am Flüchtlingskurs wolle sie nichts ändern. Im Übrigen sei dem Land der polnische Papst Johannes Paul II. (1920-2005) ohnehin näher als Franziskus.

SCHWEIGEN SAGT MANCHMAL MEHR ALS WORTE. 

Lange in Erinnerung bleiben wird der bewegende Auftritt von Franziskus im früheren deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Schweigend und in aller Stille durchschritt er das Gelände, traf Überlebende, stieg in eine düstere Todeszelle hinab, berührte einen Galgen. Und hielt immer wieder zum Beten für die Opfer inne, an einer Stelle etwa 15 Minuten. „Herr, vergib uns so viel Grausamkeit“, schrieb er in ein Besucherbuch.

DIE KIRCHE KANN WELTUMSPANNEND MOBILISIEREN. 

Eine halbe oder sogar eine Million Pilger nahmen Krakau für sechs Tage in Beschlag. Aus mehr als 180 Staaten reisten die WJT-Teilnehmer nach Südpolen und erwiesen sich als Mustergäste. Egal ob auf den teils engen Straßen der Krakauer Altstadt oder den Feldern der großen Open-Air-Messen mit Franziskus: Sie feierten ausgelassen eine friedliche Mega-Party, bejubelten ihren Papst wie einen Popstar, genossen die Gemeinschaft, voller Respekt vor den anderen. Rangeleien, Pöbeleien, Alkohol? Fehlanzeige. „Überall war Liebe“, bilanzierte Florence aus New York.

Vor dem Hintergrund der weltweiten Konflikte und Terrorbedrohungen - der Papst sagte auf seinem Flug nach Krakau, die Welt befinde sich im „Krieg“ - ist das nicht selbstverständlich. Und ein Signal? „Wenn so die ganze Welt funktionieren könnte, wäre das traumhaft“, sagte Magdalena Hartmann aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart. Osnabrücker Pilger nehmen in Anspielung auf das WJT-Motto die Lebensweisheit mit: „Ganz egal was andere treiben, immer schön barmherzig bleiben.“

DIE JUGEND SOLL REBELLISCH SEIN. 

Franziskus wiederholte seine Botschaft an die WJT-Teilnehmer gebetsmühlenartig: Mischt Euch ein, erhebt Eure Stimme, seid nicht langweilig, keine Couch-Potatoes. Er finde es schön, „euch so rebellisch zu sehen“, rief er den Pilgern zu. Oder: „Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu vegetieren, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert.“

Die Kirche wolle von der Jugend lernen, so der Papst. Die Botschaft dürfte auch an die Bischöfe gerichtet gewesen sein, von denen bis zu 1000 in Krakau weilten, darunter gut 20 aus Deutschland. Gerade bei den Konservativen unter ihnen gibt es - nicht zuletzt in Polen - viele Vorbehalte: Gegen den Papst, der eine offenere Kirche will und für Veränderungen plädiert, und gegen den Dialog, den er fordert.

DIE PROBLEME DER KATHOLISCHEN KIRCHE BLEIBEN.

Daran ändert auch die fröhliche Kulisse, die mit viel Aufwand inszenierte Papst-Show von Krakau nichts. Die selbst von vielen Katholiken als überkommen empfundene Sexualmoral, die Benachteiligung von Frauen in der Kirche oder der Umgang mit Homosexuellen - für drängende Fragen, die viele an die Kirche haben, gibt es keine Antworten. Auch die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch zieht sich in etlichen Ländern länger hin, als es Franziskus lieb sein kann.

dpa

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