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Weltweit Protest gegen «Staatsstreich» in Venezuela

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Ist das der berühmte Funke? Nach Monaten der Dauerkrise steuert die Ölmacht Venezuela mit der Entmachtung des Parlaments nach Meinung der Opposition in die Diktatur. Das Ausland reagiert mit scharfer Kritik.

Die Probleme weltweit sind so groß, dass Präsident Maduro trotz aller Kritik von Buenos Aires bis Washington keine Intervention fürchten muss. Foto: Cristian Hernández
1 / 15Die Probleme weltweit sind so groß, dass Präsident Maduro trotz aller Kritik von Buenos Aires bis Washington keine Intervention fürchten muss. Foto: Cristian Hernández © Cristian Hernández
Autofahrer warten in Caracas an einer Tankstelle. Das ölreiche Venezuela hat nicht mehr genug Benzin. Foto: Ariana Cubillos
2 / 15Autofahrer warten in Caracas an einer Tankstelle. Das ölreiche Venezuela hat nicht mehr genug Benzin. Foto: Ariana Cubillos © Ariana Cubillos
Eskalation: Studenten stehen in Caracas venezolanischen Polizisten gegenüber. Foto: Fernando Llano
3 / 15Eskalation: Studenten stehen in Caracas venezolanischen Polizisten gegenüber. Foto: Fernando Llano © Fernando Llano
Venezolaner tragen ihre in Kolumbien getätigten Einkäufe über die Grenzbrücke zurück nach Venezuela. Foto: Georg Ismar
4 / 15Venezolaner tragen ihre in Kolumbien getätigten Einkäufe über die Grenzbrücke zurück nach Venezuela. Foto: Georg Ismar © Georg Ismar
Massen für Maduro: Anhänger des Präsidenten bei einer "antiimperialistischen" Demonstration in Caracas. Foto: Marcelo Garcia/Prensa Miraflores
5 / 15Massen für Maduro: Anhänger des Präsidenten bei einer "antiimperialistischen" Demonstration in Caracas. Foto: Marcelo Garcia/Prensa Miraflores © Marcelo Garcia
Luis Almagro, Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, hat die Entmachtung des venezolanischen Parlaments als «Selbstputsch des Staates» verurteilt. Foto: Juan Manuel Herrera/OAS
6 / 15Luis Almagro, Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, hat die Entmachtung des venezolanischen Parlaments als «Selbstputsch des Staates» verurteilt. Foto: Juan Manuel Herrera/OAS © Juan Manuel Herrera
Ein Venezolaner bietet abgeschnittene Haare seiner neunjährigen Tochter auf der venezolanisch-kolumbianischen Grenzbrücke Simon zum Verkauf an, um mit dem Geld Lebensmittel kaufen zu können. Foto: Georg Ismar
7 / 15Ein Venezolaner bietet abgeschnittene Haare seiner neunjährigen Tochter auf der venezolanisch-kolumbianischen Grenzbrücke Simon zum Verkauf an, um mit dem Geld Lebensmittel kaufen zu können. Foto: Georg Ismar © Georg Ismar
«Yankee go home», fordert ein Anhänger der venezolanischen Regierung - doch ist nicht auszuschließen, dass die US-Yankees ohnehin schon längst zuhause sind. Foto: Ariana Cubillos
8 / 15«Yankee go home», fordert ein Anhänger der venezolanischen Regierung - doch ist nicht auszuschließen, dass die US-Yankees ohnehin schon längst zuhause sind. Foto: Ariana Cubillos © Ariana Cubillos
Der Präsident der venezolanischen Nationalversammlung, Julio Borges, zerreißt ein Gerichtsurteil. In Venezuela ist das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet worden. Foto. Ariana Cubillos Foto: Ariana Cubillos
9 / 15Der Präsident der venezolanischen Nationalversammlung, Julio Borges, zerreißt ein Gerichtsurteil. In Venezuela ist das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet worden. Foto. Ariana Cubillos Foto: Ariana Cubillos © Ariana Cubillos
Demonstration von Maduro-Unterstützern in Caracas: «CNN ist Terror.» Foto: Santi Donaire/Archiv
10 / 15Demonstration von Maduro-Unterstützern in Caracas: «CNN ist Terror.» Foto: Santi Donaire/Archiv © Santi Donaire
Fluchtweg: Die Grenzbrücke zwischen Venezuela und Kolumbien war lange geschlossen und ist auch jetzt nur für Fußgänger geöffnet. Foto: Georg Ismar
11 / 15Fluchtweg: Die Grenzbrücke zwischen Venezuela und Kolumbien war lange geschlossen und ist auch jetzt nur für Fußgänger geöffnet. Foto: Georg Ismar © Georg Ismar
Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro spricht im Februar im obersten Gerichtshof in Caracas. Foto: José Cohen
12 / 15Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro spricht im Februar im obersten Gerichtshof in Caracas. Foto: José Cohen © JOSÉ COHEN
Alba Lerma hält an der Grenze zu Kolumbien ihr Enkelkind auf dem Arm. Auf ihrer Flucht aus Venezuela wurde sie auf dem Weg zur Grenze ausgeraubt. Geblieben sind ihr nur ein paar 100-Bolivares-Scheine. Foto: Georg Ismar
13 / 15Alba Lerma hält an der Grenze zu Kolumbien ihr Enkelkind auf dem Arm. Auf ihrer Flucht aus Venezuela wurde sie auf dem Weg zur Grenze ausgeraubt. Geblieben sind ihr nur ein paar 100-Bolivares-Scheine. Foto: Georg Ismar © Georg Ismar
Der Präsident von Venezuela, Nicolás Maduro, erklärt im Februar vor den Richtern des Obersten Gerichts seine «Große Mission: Sozialistische Gerechtigkeit». Foto: José Cohen
14 / 15Der Präsident von Venezuela, Nicolás Maduro, erklärt im Februar vor den Richtern des Obersten Gerichts seine «Große Mission: Sozialistische Gerechtigkeit». Foto: José Cohen © José Cohen
Maduro baute sein Regieren mit Notstandsdekreten aus, zudem blockierte die Justiz Entscheidungen des Parlaments. Foto: Ariana Cubillos/Archiv
15 / 15Maduro baute sein Regieren mit Notstandsdekreten aus, zudem blockierte die Justiz Entscheidungen des Parlaments. Foto: Ariana Cubillos/Archiv © Ariana Cubillos

Caracas (dpa) - Die Entmachtung des Parlaments hat weltweit Sorgen vor einem Abrutschen Venezuelas in eine Diktatur geschürt. Das Land verfügt über die größten Ölreserven der Welt und ist eine wichtige Regionalmacht in Südamerika.

Die Bundesregierung fordere Präsident Nicolás Maduro dazu auf, «dringend zu demokratischen Strukturen zurückzukehren», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. «Es ist unerträglich, wie Präsident Maduro die Bevölkerung seines Landes zur Geisel seiner eigenen Machtambitionen macht.»

Die Opposition, die eine deutliche Mehrheit im Parlament hat, rief zu Massendemonstrationen auf. Der Minister für soziale Bewegungen, Aristóbulo Istúriz, warnte vor einer Destabilisierung des Landes. Mit dem Urteil des Obersten Gerichtshofs, der der Nationalversammlung alle parlamentarischen Kompetenzen entzogen hatte, wird Maduro auch mit weiteren militärischen Vollmachten ausgestattet. Die heftigsten Proteste gegen ihn gab es zuletzt 2014, als 43 Menschen starben.

Der Oberste Gerichtshof wird von einem umstrittenen, vorbestraften Sozialisten geführt. Mit der Entmachtung des Parlaments wird die Position des Präsidenten Maduro enorm gestärkt und die Gewaltenteilung wird de facto aufgehoben. Das Gericht warf dem Parlament Respektlosigkeit und unzureichende Zusammenarbeit mit den anderen Staatsgewalten vor. Das Parlament nannte das einen «Staatsstreich».

Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, sprach von einem «Selbstputsch des Staates». «Es geht um die Frage von Freiheit oder Despotismus.» Zur Gerichtsentscheidung war es gekommen, nachdem das Parlament in Caracas Bestrebungen von 20 der 35 OAS-Mitgliedsstaaten unterstützt hatte, die Maduros Agieren verurteilten und die Rückkehr zu demokratischen Prinzipien anmahnten.

Auch das US-Außenministerium verurteilte die Entmachtung: «Wir betrachten dies als einen schweren Rückschlag für die Demokratie in Venezuela.» Peru zog seinen Botschafter ab, Chiles Präsidentin Michelle Bachelet rief ihren Botschafter zu Konsultationen zurück.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini ließ in Brüssel mitteilen, die EU fordere «vollen Respekt für die Verfassung, demokratische Prinzipien, den Rechtsstaat und eine Trennung der Gewalten». Das sei entscheidend, um die gegenwärtige Lage im Land friedlich zu lösen.

Seit 1999 regieren die Sozialisten. Nach dem deutlichen Sieg des Oppositionsbündnisses mit sozialdemokratischen, konservativen, liberalen und indigenen Parteien bei der Parlamentswahl im Dezember 2015 entbrannte ein Dauerkonflikt zwischen Exekutive und Legislative.

Maduro baute das Regieren mit Notstandsdekreten aus, zudem blockierte die Justiz Entscheidungen des Parlaments. Auch die Immunität der Abgeordneten wurde vor wenigen Tagen aufgehoben, die damit nicht mehr vor Strafverfolgung geschützt sind. Parlamentspräsident Julio Borges sprach von der Errichtung einer Diktatur. Maduro habe die Anweisung zu diesem skandalösen Urteil gegeben. «Jetzt hat Maduro alle Macht.»

In Venezuela verschlimmert sich nach Jahren der Misswirtschaft fast täglich die bereits dramatische Versorgungskrise. Als Folge der höchsten Inflation der Welt können die Menschen Lebensmittel und Medikamente kaum noch bezahlen. Das Land ist stark von Importen abhängig, kann aber kaum noch die Produkte in Dollar oder Euro bezahlen. Maduro bat zuletzt die Vereinten Nationen um die Lieferung von Medikamenten - er macht einen «Wirtschaftskrieg» gegen sein Land für die Misere verantwortlich. In Krankenhäusern gibt es kaum noch Medizin. Auch die Gewalt nimmt massiv zu. Zehntausende Menschen sind bereits geflohen.

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