Keine Werbung mehr für ungesunde Lebensmittel: Foodwatch fordert Stopp - den Kindern zuliebe

Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viel Salz: Ein Großteil der für Kinder beworbenen Lebensmitteln entsprechen nicht den Vorgaben der WHO. Muss ein neues Gesetz her?
Bunte Comic-Tiere, Gewinn-Spiele und fröhliche Werbeclips sollen Lebensmittel an unsere Kleinsten vermarkten. Doch die allermeisten dieser Kinder-Produkte sind „in erster Linie Zuckerbomben und fettige Snacks.“ Zu diesem Schluss kommt eine Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).
Das Ergebnis: 242 von 283 für Kinder beworbene Lebensmittel gelten laut WHO-Kriterien als „unausgewogen“, sollten also nicht an Kinder verkauft werden. Weder die freiwillige Selbstverpflichtung für ein verantwortungsvolleres Kindermarketing noch das Zuckerreduktionsprogramm der Bundesregierung hätten daran etwas geändert, erklärt Kampagnendirektor Oliver Huizinga.
Verbot für Süßigkeiten-Werbung? Studie fordert mehr Einsatz der Bundesregierung
Die Studie bezieht sich auf Produkte von 16 Lebensmittelkonzernen, wie Danone, Nestlé und Unilever, die allesamt den „EU-Pledge“ zur Selbstverpflichtung unterschrieben hatten, um Lebensmittelwerbung freiwillig verantwortungsvoller zu gestalten. Seitdem hat sich allerdings kaum etwas geändert. „Die Bundesregierung muss sich von der Strategie der Freiwilligkeit verabschieden und in der kommenden Legislaturperiode Werbung für ungesunde Produkte an Kinder gesetzlich verbieten“, fordert Barbara Bitzer von DANK. An Kinder gerichtete Werbung für Dickmacher sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine „Gefährdung der kindlichen Gesundheit“.
Derweil greift Spaniens Regierung gegen die Süßwarenindustrie durch und möchte Kinder besser schützen. Produzenten laufen gegen die Entscheidung Sturm.
Foodwatch warnt vor Folgen falscher Lebensmittelwerbung: Übergewicht und Fehlernährung
Oft wird mit dem Produktmarketing sogar noch suggeriert, die Frühstücksflocken oder der Schoko-Riegel seien gesund. So druckt Unilever beispielsweise auf einige Produkte das Siegel „Responsibly Made for Kids“ („verantwortungsvoll für Kinder hergestellt“) und verweist dabei auf die Kriterien der WHO - nur leider auch bei Produkten die diesen Kriterien überhaupt nicht entsprechen.
Die Folge: Fehlernährung und Übergewicht, schon in jungen Jahren. Laut Robert-Koch-Institut sind 15,4 Prozent der deutschen Kinder übergewichtig. Im Schnitt verzehren Kinder zwischen sechs und elf doppelt so viele Süßwaren und Snacks als empfohlen. Die Pandemie hat Übergewicht auch bei Kinder und Jugendlichen zusätzlich begünstigt. Bereits im April kündigte deshalb der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) an, die Regeln für bestimmte Bereiche zu verschärfen. Demnach soll sich die Werbung nur noch an Kinder ab 12 Jahren richten und ungesunde Lebensmittel dürfen nicht mehr mit Hinweis auf Calcium oder Vitaminen beworben werden. Diese Regeln gelten bislang aber nur im Umfeld von Kindersendungen. (vs)