„Krebsgeschwür“ der CDU? Das steckt hinter der umstrittenen Werteunion

Die Werteunion bezeichnet sich als konservativer Flügel der Union und agiert parteiintern wie eine Opposition zur Parteiführung. Wer ist die Werteunion?
- Die Werteunion ist ein eingetragener Verein, der sich selbst als konservativer Flügel der CDU/CDU bezeichnet.
- Vorsitzender Alexander Mitsch verkündet: Die Union könne ohne die Werteunion keine Wahlen mehr gewinnen.
- Kritiker bezeichnen die Werteunion als „Krebsgeschwür“ oder als „Beleidigung für alle CDU-Mitglieder“.
München - Die Werteunion ist ein eingetragener Verein, der sich selbst als der konservative Flügel der CDU/CSU bezeichnet. Aus Unionsperspektive ist die Werteunion aber keine offizielle Parteigliederung. Doch die kritischen Aussagen ihrer Mitglieder sind oft medien- und öffentlichkeitswirksam. Eigenen Angaben zufolge hat die Werteunion rund 4000 Mitglieder.
Die Werteunion wurde 2017 unter dem Motto „Freiheitlich-konservativer Aufbruch in der Union“ gegründet. Die Initiatoren: CDU- und CSU-Mitglieder, die vom Kurs der Union frustriert waren. Das Augenmerk der Kritiker lag auf Merkels Asylpolitik im Jahr 2015.
Seit ihrem Bestehen agiert die Werteunion als eine Art innerparteiliche Opposition zur Parteiführung. Der Vorsitzende Alexander Mitsch fordert regelmäßig ein Ende von Angela Merkels Kanzlerschaft. „Neue Personen, neue Inhalte“, so sein Credo. Unterstützt werden von der Werteunion kritische Personen, wie Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der über seine Äußerungen zu Hetzjagden in Chemnitz gestolpert war.
Werteunion in der CDU/CSU: Parteiinterne Opposition zur Parteiführung
Mitsch bedient sich in seiner Forderung nach einem Führungswechsel der Pegida-Programmatik unter dem Motto „Merkel muss weg“. Das bringt Zustimmung am rechten Rand - und weiter. Die Werteunion scheut sich nicht vor Schnittmengen mit der AfD und vor einer Zusammenarbeit mit der Partei. Pressesprecher der Werteunion ist Ralf Höcker. Höcker ist ein Anwalt, der auch schon die AfD vertrat.
Die Schnittmengen werden auch von der AfD anerkannt. So bezeichnet sich etwa der parteilose Bürgermeister Christoph Kindervater, den die AfD in Thüringen als Ministerpräsidenten-Kandidaten ins Rennen geschickt hatte, als Unterstützer der Werteunion.
Werteunion (CDU/CSU): Einverstanden mit Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen
Die Werteunion zeigt sich mit der Thüringer Ministerpräsidentenwahl* von Thomas Kemmerich* (FDP) zufrieden - kritisierte die Kritik und Empörung*. Der Vorsitzende Mitsch hatte bereits kurz nach der Bekanntgabe von Annegret Kramp-Karrenbauers (CDU) Verzicht auf die Kanzlerkandidatur bekannt gegeben, dass er diese Entscheidung gutheißt - und hat unvermittelt Friedrich Merz als einen möglichen Nachfolger* und Kanzlerkandidat vorgeschlagen.
Innerhalb der Union wird die Werteunion durchaus ernst genommen. Dennoch werden kritische Stimmen auch parteiintern immer lauter. So bezeichnete etwa der CDU-Europapolitiker Elmar Brok die Werteunion als „Krebsgeschwür. So etwas muss man von vorne herein mit aller Rücksichtslosigkeit bekämpfen, damit ein solches Krebsgeschwür nicht in die Partei hineinkriechen kann.“
Wer ist die Werteunion: „Krebsgeschwür“ und „AfD-Hilfstruppe“?
Auch der Arbeitnehmerflügel der CDU verlangte eine Auflösung der Werteunion mit der Begründung: „Wir brauchen keine AfD-Hilfstruppe“.
Mitsch hingegen sieht das anders. Vielmehr betont er, dass die Werteunion wichtig für die Partei sei. „Ohne uns wird die Partei zukünftig keine Wahlen gewinnen können“, sagte Mitsch in einem SWR-Interview. Und vielmehr noch: Die CDU habe bei den letzten Wahlen Stimmen verloren, weil die Werteunion vernachlässigt worden sei.
Saarlands Ministerpräsident: Werteunion eine Beleidigung für alle CDU-Mitglieder
„Es braucht keine Werteunion“, konterte daraufhin der saarländische Regierungschef Tobias Hans. Und noch stärker: „Ein Bekenntnis zur Werteunion ist eine Beleidigung für alle CDU-Mitglieder“, sagte er der Rheinischen Post.
Unterdessen hat Annegret Kramp-Karrenbauer die Entwicklungen in Thüringen zum Anlass genommen, vom Amt als CDU-Chefin zurückzutreten. Internationale Gazetten analysieren das Beben in der Union. Ist Angela Merkel eine „lahme Ente“?
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