Steckt Putins Frühjahrsoffensive in der Ukraine fest? US-„Mozart“-Trainer gibt Einschätzung ab
Ein US-Beobachter in der Ukraine glaubt, dass die russische Frühjahrsoffensive bereits stocken könnte. Wladimir Putins Truppen kämen nicht voran.
München/Bachmut/Cherson - Der Ukraine-Krieg wirkt auf Landkarten zum bewaffneten Konflikt zwischen der russischen Armee und den ukrainischen Verteidigern schon länger festgefahren. Das spiegelt offenbar auch die Realität wider.
Ukraine-Krieg: Steckt Russlands Frühjahrsoffensive bereits fest?
Ein 26-jähriger Veteran der U.S. Army, der in der Ukraine Einheiten ausbildet und mit den Truppen persönlich spricht, hat nun eine Einschätzung abgegeben. Demnach stecke die erwartete russische Frühjahrsoffensive bereits fest, so seine These.
„Wenn das die Gegenoffensive ist, dann stockt sie schon“, sagte Ausbilder Erik dem amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek. Erik, der seinen wahren Namen aus Sicherheitsgründen nicht verraten will, meinte weiter: „Ob es ein Vorläufer ist, werden wir sehen.“ Es sei schwierig, einzuschätzen, relativierte er, ob die volle Kraft von Moskaus Frühjahrsoffensive bereits zum Tragen gekommen sei.

Erik ist laut dem Bericht für die Nichtregierungsorganisation (NGO) „Mozart Group“ im Ukraine-Krieg und hilft vor Ort, ukrainische Truppen auszubilden und Zivilisten von den Frontlinien zu evakuieren, einschließlich jene aus dem dramatisch umkämpften Bachmut im Donbass.
„In Gesprächen mit den Leuten, die wir zuvor trainiert haben - einige von ihnen sind gerade aus Bachhmut zurückgekehrt - haben sie gesagt, dass die Russen einfach immer wieder kamen und kamen und kamen“, schilderte Erik von den Front-Eindrücken der Soldaten: „Sie hatten einfach so viele Leute, auch wenn sie sie als Kanonenfutter benutzten. Die schiere Zahl könnte überwältigend sein. Also versuchen die Ukrainer, dem entgegenzuwirken.“
Ukraine-Krieg: Russlands Frühjahrsoffensive kommt von Svatove bis Wuhledar und Saporischschja nicht voran
Wie Newsweek weiter schreibt, käme die vermeintliche russische Frühjahrsoffensive von Svatove im Nordosten bis Wuhledar im Südosten sowie Saporischschja im Süden nicht wirklich voran. Ukrainische Truppen würden derweil selbst eine Frühlingsoffensive vorbereiten, die von neuen NATO-Waffen unterstützt werden soll, heißt es in dem Bericht. Das dürfte ein Verweis auf die Lieferung moderner Panzer aus dem Westen sein, die derzeit anläuft. So werden aktuell etwa ukrainische Soldaten in Polen und in Deutschland auf dem Leopard-2-System trainiert.
Eine Sache, die die russische Offensive antreibt, ist das Versprechen der Panzer aus dem Westen.
US-Veteran Erik erklärte indes, dass seiner Einschätzung nach die angekündigte Lieferung westlicher Panzer den Druck auf die russischen Invasionstruppen erhöhe. „Eine Sache, die die russische Gegenoffensive antreibt, ist das Versprechen der Panzer aus dem Westen“, zitiert ihn das US-amerikanische Nachrichtenmagazin: „Die Russen sind besorgt über den Zustrom westlicher Panzer, und sie wollen Fortschritte erzielen, bevor die westlichen Panzer einen Einfluss auf das Schlachtfeld haben.“
Unter anderem hatte Deutschland bekräftigt, der ukrainischen Armee 18 moderne Exemplare des Leopard-2-Panzers zur Verfügung zu stellen. Die USA liefern 31 Abrams-Kampfpanzer und Großbritannien stellt 14 Kampfpanzer des Typs Challenger 2 bereit.
Ukraine-Krieg: Ukrainische Armee hält russischen Angriffen in Bachmut Stand
Derweil halten sich seit Wochen die Berichte, Bachmut stünde kurz vor dem Fall. Dennoch gibt die Ukraine die strategisch wichtige Stadt nicht auf, die als letztes Bollwerk vor den Großstädten Kramatorsk und Slowjansk gilt. Einzig dieser Umstand ist schon ein Grund für die Beharrlichkeit. Einer Analyse zufolge gibt es noch einen zweiten: Dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen.
Die amerikanische Zeitung New York Times berichtete zuletzt unter Berufung auf ukrainische Kommandeure, dass man die Stellungen in der fast vollständig zerstörten Stadt so lange wie möglich halten wolle. Damit der Gegner geschwächt in kommende Kämpfe gehe. „Die Aufgabe unserer Truppen in Bachmut ist es, dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen“, erklärte zudem der stellvertretende Kommandeur der ukrainischen Nationalgarde, Wolodymyr Nazarenko, dem Sender NV Radio: „Jeder Meter ukrainisches Land kostet den Feind Hunderte von Menschenleben.“
Bachmut im Donbass: Ist sogar eine ukrainische Gegenoffensive möglich?
Ein Ex-Militär schloss nun selbst eine ukrainische Gegenoffensive in der Donbass-Bastion nicht mehr aus. „Der Feind stockt die Truppen im Nordwesten und Südwesten von Artemiwsk auf“, erklärte Andrej Maroschko, ein ehemaliger Oberstleutnant der prorussischen Miliz aus Luhansk, laut russischer Staatsagentur TASS.
Dabei berief er sich angeblich auf russische Geheimdienstinformationen. Ausgehend von der Zahl ihrer Truppen und ihrer Ausrüstung, meinte er, könnten ukrainische Truppen in Bachmut „sowohl defensive als auch offensive Operationen“ durchführen. Auch, weil die russische Frühjahrsoffensive feststeckt? (pm)